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Teuflische Schwester

Teuflische Schwester

Titel: Teuflische Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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und trat ein. Das Mondlicht
warf einen silbernen Schimmer auf das Bett. Teri sah ihre
Halbschwester mit weit aufgerissenen Augen auf dem
Rücken liegen.
»Melissa? Fehlt dir was?«
Wieder erhielt sie keine Antwort. Sie kniff die Augen
leicht zusammen und näherte sich langsam dem Bett.
Schließlich konnte sie sich über das Gesicht ihrer
Halbschwester beugen.
Im Mondlicht wirkte Melissas Gesicht totenbleich. Ihre
Züge verrieten keine Regung. Aus ausdruckslosen Augen
schaute sie unentwegt auf die Decke. Ein Schauer
durchjagte Teri. Im ersten Augenblick hielt sie Melissa für
tot.
Dann bemerkte sie, daß sich Melissas Brust regelmäßig
hob und senkte. Sie atmete.
Teri legte die Hand auf ihre Schulter.
»Wach auf, Melissa«, flüsterte sie.
Ihre Halbschwester regte sich nicht.
Teri wich einen Schritt zurück. Sollte sie vielleicht ihren
Vater holen? Doch dann stach ihr etwas ins Auge.
Etwas ragte unter dem Bettlaken hervor. Es sah aus wie
ein am Bettpfosten zugeknoteter Riemen.
Teri starrte ihn fassungslos an. Dann griff sie mit
zitternden Händen nach dem Laken und zog es zur Seite.
Ihr stockte der Atem, als sie die Riemen sah, mit denen
Melissa ans Bett gebunden war.
Ihr erster Impuls war, ihre Halbschwester von den
Fesseln zu befreien, doch dann überlegte sie es sich
anders. In ihren Ohren hallten die Worte ihrer neuen
Freunde wider: »Jeder hier hält sie für ein bißchen
verrückt.«
War das der Grund? War Melissa deswegen ans Bett
gefesselt worden?
War sie wirklich verrückt?
Sorgfältig deckte sie Melissa wieder zu. Dann wich Teri
ins Badezimmer zurück und machte die Tür leise zu.
Als sie im eigenen Zimmer war, sperrte sie die Tür
doppelt zu.
Lange blieb sie hellwach auf ihrem Bett liegen und
versuchte sich einen Reim auf ihre Beobachtung zu
machen.
Und während sie nachdachte, nahm ein Gedanke in ihr
Gestalt an.
Teris Traum in dieser Nacht war so klar wie ein
wolkenloser Herbstnachmittag. In diesem Traum wachte
sie kurz vor dem Morgengrauen auf. Sie war wieder in
ihrem winzigen Zimmer im alten Haus in San Fernando, in
dem sie den größten Teil ihres Lebens verbracht hatte.
Geweckt hatte sie das Surren ihres Reiseweckers, den sie
zum erstenmal benutzte. Das Geräusch durchbrach jäh die
nächtliche Stille. Sie stellte es sofort ab. Dann blieb sie
eine Weile liegen und lauschte.
Bis auf das Schnarchen ihres Stiefvaters kam kein
Geräusch aus dem Haus. Sie stand auf und schlüpfte in
ihren Bademantel. Dann blickte sie um sich. Schließlich
fiel es ihr wieder ein. Sie steckte die Hand in die
Bademanteltasche, und die Finger schlossen sich um die
Perlenkette, die ihr Vater ihr letztes Jahr zu Weihnachten
geschickt hatte. Sie hatte sie ja vor dem Zubettgehen noch
eingesteckt. Lautlos schlüpfte sie aus dem Zimmer und
huschte die Treppen hinunter. Die vierte von unten ließ sie
aus, denn die knarzte immer, egal wie vorsichtig man
auftrat.
Am Treppenabsatz blieb sie wieder stehen und lauschte.
Vollkommene Stille. Nicht einmal Tom MacIvers
Schnarchen war hier zu hören.
Durch das Wohnzimmer, die Küche und den Waschraum
lief sie zur Kellertreppe, die zur Werkstatt ihres Stiefvaters
führte. Trotz der Dunkelheit bewegte Teri sich mit
traumwandlerischer Sicherheit. In der Werkstatt stapelte
sich überall Holz. Ein Teil war für ein Bücherregal
bestimmt, das Tom gerade bastelte, der Rest war Abfall.
Teri tastete sich voran bis zum Tank. Sie suchte weiter
mit den Händen, bis sie schließlich zu fassen bekam, was
sie brauchte.
Einen Haufen Lumpen, den sie am Abend mit Spiritus
getränkt hatte.
Sie legte die Lumpen unter einen Holzstapel. Dann nahm
sie die Streichhölzer ihres Stiefvaters von der Hobelbank,
wo er sie immer liegen hatte, und zündete eines an.
Sie hielt das Streichholz gegen die Lumpen. Im nächsten
Augenblick fing die erste Baumwollfaser Feuer. Die
Flammen schossen so schnell hoch, daß Teri erschreckt
zurücksprang. Fasziniert starrte sie auf das Feuer. Dann
besann sie sich wieder, warf das Streichholz fort und
huschte zur Treppe. Mit einem Blick überzeugte sie sich
davon, daß die Flammen auf das Holz übergegriffen hatten
und eilte die Treppe hinauf. Statt sich aber durch die
Hintertür in den Garten zu retten, lief sie ins Eßzimmer,
wo sie am Treppenabsatz erneut stehenblieb und darauf
wartete, daß das Feuer auf das Parterre übergriff. Es
schien eine Ewigkeit zu dauern. Endlich vernahm sie aus
dem Keller ein schwaches Knistern. Und dann

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