Teuflische Schwester
krochen die
ersten Rauchschwaden durch die Dielen zu ihr herauf und
kitzelten sie in der Nase.
Trotzdem zögerte sie.
Allmählich fing der Boden zu ihren Füßen zu glühen an.
Und dann brach das Feuer durch. Das Knistern schwoll zu
einem Prasseln an. Als immer mehr Flammen sich durch
den Boden fraßen, raste Teri zur Haustür und in den
Vorgarten. Sie umklammerte den Saum ihres Bademantels
und sah zu. Die Flammen fegten durch das Erdgeschoß
und krochen weiter hinauf.
In den Nachbarhäusern gingen die ersten Lichter an,
doch Teri nahm sie kaum wahr. Sie hatte nur Augen für
die Flammen, die immer mehr von ihrem Haus Besitz
ergriffen.
Dann hörte sie ihre Mutter kreischen. Die Schreie gingen
sofort im Donnern des Feuers unter. Sie lief zur Auffahrt,
von wo aus sie das Fenster ihrer Eltern sehen konnte.
Dort erblickte sie ihre Mutter. Sie saß auf dem
Fensterbrett und schwang die Beine über die Öffnung.
Dann sprang sie. Sie hatte sich in eine Decke gehüllt,
doch die verfing sich plötzlich irgendwo.
Sie fiel und schlug mit dem Kopf auf dem Beton auf.
Teri rannte schreiend zu ihrer Mutter. Sie kniete sich
neben ihr nieder und legte ihren blutüberströmten Kopf in
ihren Schoß.
Nur war ihre Mutter diesmal nicht tot.
Diesmal starrte sie mit anklagenden Augen zu ihr auf.
Und ihre Lippen bildeten die schrecklichen Worte:
»Warum? Warum hast du das getan?«
In Teri stieg gräßlicher Zorn empor. So hatte sie es sich
nicht vorgestellt. Ihre Mutter hätte doch gar nicht
überleben dürfen!
Warum war sie nicht tot?
Der Zorn fraß an ihr wie ein gieriges Raubtier. Sie hob
die Faust und drosch sie ihrer Mutter ins Gesicht.
Und wachte auf. Die geballte Faust hatte das Kissen an
der Stelle getroffen, wo gerade noch der Kopf ihrer Mutter
gelegen hatte.
Einige Augenblicke blieb sie still liegen und versuchte
sich aus den Klauen dieses Traums zu befreien. Nur
allmählich beruhigte sich ihr Herzschlag vom rasenden
Pochen zu seinem normalen Rhythmus. Ganz langsam
kehrte sie in die Wirklichkeit zurück.
Sie war eben nicht auf der Betonauffahrt in San
Fernando. Sie lag in ihrem Bett in Maplecrest. Draußen
strahlte die Sonne. Sie konnte die Wellen in der Bucht
plätschern hören.
Ihre Mutter war tot, und niemand hatte herausgefunden,
was sie getan hatte.
Ihr Geheimnis war sicher.
Eine Stunde später wachte sie wieder auf. Diesmal wurde
sie nicht von einem Traum geweckt, sondern von einem
lauten Ruf draußen. Sie stand auf und trat ans Fenster. Ihr
Vater spielte Tennis auf dem Platz neben dem
Swimmingpool.
Er spielte mit Melissa.
Kurz flackerte Zorn in ihr auf, ähnlich wie vorhin, nach
dem Traum. Ihr Vater müßte mit ihr Tennis spielen, und
nicht mit Melissa. So gehörte es sich doch, und so hatte sie
es sich auch vorgestellt.
Unzählige Male hatte sie von ihrer Rückkehr hierher
geträumt, von dem gewaltigen Haus am Meer, dem
Zimmer, in dem sie wohnen würde, und von all den
anderen Dingen, die ihre Mutter einfach verlassen hatte.
Eine Halbschwester, mit der sie auch nur eines davon
teilen würde, hatte sie in ihren Plänen allerdings nicht
vorgesehen. Vor allem keine, die ihr den Vater – und was
ihr sonst noch zustand – wegnahm.
Ihr fiel wieder die gespenstische Szene in Melissas
Zimmer ein, und die erinnerte sie an die Idee, die ihr vor
dem Einschlafen gekommen war.
Teri löste sich vom Fenster, sperrte die Badezimmertür
auf und ging in Melissas Zimmer. Sie war nicht sicher,
was sie dort suchte, aber tief in ihrem Innern wußte sie
bereits, daß sie etwas finden würde, das sich für ihre Pläne
verwenden ließe.
Sie ging zur kleinen Kommode zwischen den zwei
Fenstern und zog sämtliche Schubladen heraus.
In der mittleren fand sie eine kleine schwarze Schachtel.
Noch bevor sie sie öffnete, wußte sie, was sie enthielt. Im
nächsten Augenblick starrte sie auch schon auf eine
Perlenkette in einem samtgefütterten Etui.
Eine Perlenkette. Dieselbe wie ihre.
Erneut packte sie der Zorn. Melissa hatte sogar ihre
Perlen, obwohl sie doch fast zwei Jahre jünger war. Sie
legte die Schachtel so zurück, wie sie sie gefunden hatte
und durchsuchte die anderen Schubladen.
Nichts.
Also versuchte sie ihr Glück bei der großen Kommode
gegenüber.
In der mittleren Schublade fand sie das Gesuchte unter
einem Stoß Socken.
Es war ein kleines, in schwarzes Leder gebundenes
Tagebuch. Auf dem Umschlag prangten Melissas Initialen
in Gold. Hastig durchblätterte sie das Buch.
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