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Teuflische Schwester

Teuflische Schwester

Titel: Teuflische Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Eintragungen waren in Briefform geschrieben
und richteten sich an eine D’Arcy. Aber wenn es Briefe an
eine Freundin waren, warum standen sie dann im
Tagebuch?
Nannte sie ihr Tagebuch so?
Aber beim aufmerksameren Lesen dämmerte ihr die
Wahrheit.
Sie war sich fast sicher, daß es D’Arcy nicht gab. Und es
war wohl auch nicht der Name des Tagebuchs.
Melissa hatte diesen Namen wohl eher erfunden.
D’Arcy gab es wahrscheinlich gar nicht.
Das meiste war fast nicht lesbar. Die Handschrift hätte
auch von einer Fünfjährigen stammen können, so
unbeholfen und hingekritzelt sah sie aus. Das wenige, das
Teri entziffern konnte, bestärkte sie in dem Eindruck, daß
diese D’Arcy für Melissa Wirklichkeit geworden war.
… Ich bin Dir ja so dankbar, daß Du mir letzte Nacht zu
Hilfe gekommen bis. Mom war unheimlich böse auf mich,
und ich weiß nicht warum …
… Hoffentlich hat Mom dir letzte Nacht nicht allzu weh
getan. Ich weiß nicht, warum sie so wütend auf mich war,
aber du weißt ja, wie sie ist. Hat sie dich geschlagen? Wie
sehr ich das verabscheue! Wenn sie mich jemals schlagen
würde, ich glaube, ich …
    Teri war noch in das rätselhafte Tagebuch vertieft, da ging
die Tür auf. Sie legte das Buch hastig in die Schublade
zurück. Bevor sie sie zumachen konnte, erkannte sie Coras
Stimme.
    »Ach, das tut mir leid. Ich dachte …« Und dann stockte
sie, als sie merkte, daß sie gar nicht Melissa vor sich hatte.
»Teri? Was machst du denn hier?«
Teris Verstand arbeitete fieberhaft. Blitzschnell nahm sie
ein Paar von Melissas Socken in die Hand. »Ich habe
keine frischen Socken mehr«, erklärte sie lächelnd. »Drum
wollte ich mir welche von Melissa ausleihen.« Ihre Züge
nahmen einen ängstlichen Ausdruck an. »Sie wird doch
nichts dagegen haben, oder?«
Cora hatte Teri mißtrauisch gemustert. Jetzt hellte sich
ihre Miene auf. »Aber natürlich nicht. Ich werde gleich
mit deinem Vater sprechen. Du brauchst unbedingt neue
Kleider. Es geht doch nicht, daß du jeden Tag in denselben
Sachen herumläufst.«
Teri unterdrückte einen Seufzer der Erleichterung.
»Das würdest du für mich tun?« Sie lächelte die
Haushälterin dankbar an. »Eigentlich habe ich ja kein
Recht, den Leuten ständig in den Ohren zu liegen, wenn
ich etwas brauche. Ihr seid alle so furchtbar lieb zu mir…«
»Das darfst du nicht sagen«, mahnte Cora sie liebevoll.
»Du gehörst hierher wie die anderen auch. Und wenn du
etwas brauchst, sollst du es auch haben …«
Die Haushälterin schwatzte fröhlich weiter, während sie
das Bett frisch bezog. Teri hörte jedoch nicht mehr hin. Ihr
gingen Coras erste Worte im Kopf herum:
»Und wenn du etwas brauchst, sollst du es auch
haben…«
Und das werde ich auch, sagte sie sich, als sie wenig
später in ihr Zimmer ging.
Alles, was ich brauche, und alles, was ich will.

8
»Schau dir das an! Hast du schon mal so einen
aufregenden Rock gesehen?«
    Melissa starrte durch das Schaufenster auf einen weißen,
blaugeblümten Baumwollrock. Das Blau des Musters
paßte haargenau zu Teris Augen. Bislang waren sechs
Röcke für Teri in Frage gekommen, und in jedem hätte sie
bezaubernd ausgesehen. Dabei waren sie noch gar nicht in
die Geschäfte hineingegangen.
    Seit fast einer Stunde bummelten sie im Schatten der
mächtigen Alleebäume von Schaufenster zu Schaufenster.
In fast jedem hatte sie etwas begeistert – ein Rock, wie
der, den sie gerade bewunderten, eine Bluse, ein Pullover
oder ein Paar Schuhe. Und alles schien auf Teri geradezu
zu warten. Aber bis jetzt hatte Teri jeder Versuchung
widerstanden und war weitergegangen.
    »Was das kosten muß!« hatte sie gemeint. »In
Kalifornien bin ich ganze Tage durch die Fußgängerzone
gelaufen und habe mir vorgestellt, wie das wäre, wenn ich
mir das alles leisten könnte.«
    »Jetzt hast du ja das Geld«, erwiderte Melissa und zog
Teri zur Tür. »Hast du nicht gehört, was Mama gesagt hat?
Du sollst dir Kleider kaufen und sie nicht nur anschauen.
Komm schon.«
    Sie drückte die Tür auf und trat ein. Sogleich erhob sich
die Inhaberin, eine elegant gekleidete Mittdreißigerin, und
kam ihnen entgegen.
    »Melissa!« rief sie. »Ich dachte schon, ihr traut euch
nicht herein. Deine Mutter hat vorhin angerufen und
gesagt, daß dir heute jeder Wunsch erfüllt werden soll.«
Sie zwinkerte ihr verschwörerisch zu. »Na, feierst du
deinen Geburtstag ein bißchen länger?«
    Melissa schüttelte errötend den Kopf. »Es ist

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