Teuflische Schwester
nicht für
mich«, erklärte sie. »Sie hat wegen meiner Schwester
angerufen. Eigentlich sind wir keine Schwestern, sondern
Halbschwestern. Das ist Teri MacIver.« Sie wandte sich
an Teri. »Teri, das ist Polly Corcoran, aber alle nennen sie
Corky.«
Teri gab ihr lächelnd die Hand. »Ich bin sehr erfreut.«
Corky Corcorans Augen funkelten freudig. »Keine
Frage, wessen Tochter du bist!« Ihr Gesicht überschattete
sich plötzlich. »Ich habe deine Mutter immer sehr gern
gemocht und war stolz darauf, daß wir denselben Namen
hatten. Es … es tut mir schrecklich leid für dich …«
Teris Lächeln erstarb jäh. Sie senkte den Blick und
nickte mehrmals kurz. »Danke«, stammelte sie. »Ich kann
es mir immer noch nicht vorstellen. Ohne Daddy …« Ihre
Stimme verlor sich mitten im Satz. Verlegenes Schweigen
machte sich breit, bis Corky unvermittelt in die Hände
klatschte und sich zu einem herzlichen Lächeln zwang.
»Na ja, das Leben geht schließlich weiter, oder?« rief
sie. Die aufgesetzte Fröhlichkeit erschien ihr unerträglich,
aber sie wollte Teri unbedingt aufmuntern, nachdem sie
die alte Wunde wieder aufgerissen hatte. »Hast du etwas
im Schaufenster entdeckt?«
Teri nickte. »Den weißen Rock vielleicht? Den mit den
blauen Blumen?«
Corky strahlte sie an. »Wunderbar! An genau den habe
ich auch gedacht!« Mit kundigem Blick musterte sie Teris
Figur. »Größe vierunddreißig?« Auf Teris Nicken hin
verschwand sie im Hinterzimmer.
Während Corkys Abwesenheit sah Teri sich im Laden
um. Er sah eigentlich gar nicht aus wie eine Boutique,
sondern eher wie ein Wohnzimmer. Nur wenige
Kleidungsstücke waren ausgestellt. Sie waren nachlässig
über Stuhllehnen drapiert oder hingen unauffällig an
Gliederpuppen in den Ecken.
Teri hatte schon Geschäfte dieser Art gesehen, mit dem
Unterschied freilich, daß sie heute nicht nur die Nase
gegen das Schaufenster preßte. Gespannt wartete sie auf
Corky und den Rock.
Nach fünf Minuten kam Corky mit einem halben
Dutzend Sachen beladen wieder. »Ich dachte mir, daß du
die eine oder andere Bluse oder vielleicht auch einen
Pullover zum Rock anprobieren willst.« Sie breitete alles
auf einem Mahagonitisch vor Teri aus. Teris Blick fiel
sofort auf eine Seidenbluse, die vorzüglich zum blauen
Muster des Rocks paßte. Ehrfürchtig nahm sie sie in die
Hand. Corky begrüßte ihre Wahl mit einem
anerkennenden Nicken. »Ich dachte mir, daß sie dir
gefallen würde. Probier sie doch an.« Sie deutete auf eine
hinter einem chinesischen Wandschirm versteckte
Umkleidekabine.
Als Teri mit dem Rock und der Bluse verschwunden
war, wandte sie sich Melissa zu. »Und was ist mit dir? Ich
hätte einige wunderschöne Sachen in deinen
Lieblingsfarben für den Herbst.«
Melissa zögerte. Sie hatte noch in frischer Erinnerung,
was ihre Mutter ihr am Morgen eingeschärft hatte: »Denk
daran, daß du nicht für dich einkaufen gehst, Melissa. Du
hast weiß Gott mehr, als du brauchst. Soviel kannst du im
ganzen Leben nicht anziehen, wie dir dein Vater immer
kauft. Und versuch ja nicht, Teri die entsetzlichen Lumpen
aufzuschwatzen, die du ständig trägst. Bei ihrer Figur
stehen Teri einfach all die Sachen, in denen du nur immer
wie eine Vogelscheuche aussiehst.« Melissa war noch
immer zutiefst gekränkt, auch wenn sie sich einzureden
versuchte, daß ihre Mutter es nicht so gemeint hatte.
»Ich … ich weiß nicht«, murmelte sie verlegen.
Ehe Corky sie weiter bedrängen konnte, kam Teri wieder
zum Vorschein. »Was meinst du?« fragte sie Melissa.
»Es paßt doch, oder?«
Melissa starrte ihre Halbschwester an. So gut es ging,
verbarg sie die Neidgefühle, die aus den Abgründen ihres
Bewußtseins emporstiegen. Als sie dann aber die
Begeisterung in Teris Augen wahrnahm, verschwanden
alle Hintergedanken. Was konnte den Teri dafür, daß ihr
alles paßte wie angegossen? Das sanfte Blau der Bluse
ließ ihre Haare fast flachsblond erscheinen. Die Ärmel
schlossen genau um Teris Handgelenke ab, und das
Oberteil schmiegte sich gerade so eng an ihren Busen, daß
die Kurven zur Geltung kamen, aber nicht so eng, daß es
zuviel offenbarte. Der Rock fiel in einem leichten Bogen
von der Hüfte bis knapp unters Knie. Teri sah bezaubernd
darin aus.
»Das ist wunderschön«, murmelte Melissa.
»Wieviel kostet das zusammen?« wollte Teri wissen.
Corky lächelte. »Der Rock kostet hundertsechzig, aber
die Bluse ist ein bißchen teurer.«
Teris Augen weiteten
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