Teuflische Stiche
Sterilisieren.« In den Schubladen, die van Stevendaal öffnete, lagen vereinzelte Pinzetten, Skalpelle, Scheren und weitere Handwerkzeuge säuberlich getrennt und präzise angeordnet.
» Nur die Technik«, stellte Venske fest, »keine Präparate, keine Proben, keine Lösungen, keine Chemikalien, nichts.«
***
«Zu spät«, flüsterte Konnert, griff sich an die Nasenwurzel, beugte sich vor und horchte. Mit den Fingerknöcheln klopfte er an die Tür. Venske würde mit der Hacke zutreten, dachte er.
Während Stephanie hinter dem Haus verschwand, suchte Konnert etwas, worauf er klettern könnte, und fand einen Maurerkübel hinter der Garage. Er drehte ihn um und stieg darauf, um in die Fenster zu schauen. »Kein Freiherr. Wäre ja auch zu einfach gewesen. Oder liegt er im oberen Stockwerk?«
» In Kriminalfilmen zaubern in solchen Situationen die Kommissare ein kleines Lederetui hervor und entnehmen ihm Spezialwerkzeuge zum Öffnen von Sicherheitszylinderschlössern«, sagte Stephanie lächelnd, als sie um die Hausecke zurückkam. »Du hast so etwas nicht, stimmt’s?«
Die Garagentür ließ sich ohne Schlüssel aufdrücken. Der aufgeklappte Gartenstuhl fiel Konnert auf. Hier hatte von Eck sicher gewartet. Dann war die schöne Gertrud gekommen und hatte ihn mit ins Haus genommen. Hatte die Frau von gegenüber den ganzen Nachmittag am Fenster gelauert oder hatte sie nur zufällig mitbekommen, wie die schöne Gertrud vom Grundstück gefahren war?
Mit wehenden Mänteln eilten die Kommissare über die Straße. Sie brauchten nicht zu klingeln. Frau Büsinger stand schon in der geöffneten Tür und erwartete sie. »Ist er da drin?«
» Dürfen wir hereinkommen?«
Sie trat beiseite. Vor Konnert und Stephanie lag ein dämmriger Flur.
» Nehmen Sie die Tür gleich links.«
Es war das Zimmer mit Blick zur Straße, in das sie kamen. Eine altdeutsche Polstergarnitur passte zum glänzend lackierten Nussbaumschrank. Unter dem Fenster standen zwei Stühle und ein kleiner runder Tisch, auf dem Strickzeug lag. Die Tüllgardinen waren bis auf einen Spalt zugezogen.
» Sehen Sie? Von hier aus kann ich genau beobachten, was auf dem Grundstück der schönen Gertrud passiert.«
» Aber Sie haben nicht den ganzen Nachmittag hier gesessen und gestrickt, oder?«
» Natürlich nicht. Ich habe ja auch noch einen Haushalt und einen Mann zu versorgen.«
» Dann ist es möglich, dass der Gesuchte«, Konnert verzog amüsiert die Mundwinkel, »sich von Ihnen unbemerkt hinter den Autositzen verstecken und entkommen konnte.«
Sie zuckte mit den Schultern. »Das ist doch nicht meine Schuld. Ich kann nicht die ganze Zeit auf das Haus gegenüber aufpassen.«
» Natürlich nicht, Frau Büsinger, natürlich nicht. Noch eine Frage. Haben Sie den Gesuchten früher schon einmal vor dem Haus oder im Garten von Frau Bulken beobachten können?«
» Sie denken wohl, ich sitze ständig am Fenster und kundschafte die Nachbarschaft aus. Sie irren sich gewaltig. Nein, ich habe den Herrn hier vorher nie gesehen.«
» Vielen Dank, dass Sie sich bei uns gemeldet haben.« Konnert hielt ihr die Hand hin.
» Und was machen Sie jetzt? Stürmen Sie nicht das Haus?«
» Im Moment kann ich nichts unternehmen. Tut mir leid.«
» Ich habe doch gleich zu meinem Mann gesagt, dass der Anruf zu nichts führt. Aber er musste ja Recht behalten und mich bedrängen, die Anzeige zu machen.«
Konnert wandte sich zum Gehen und verabschiedete sich mit einem freundlichen Nicken. Stephanie folgte ihm. Vor der Tür fragte sie: »Welche Rolle spielt eigentlich die schöne Gertrud in diesem Fall?«
Konnert rief die Festnetznummer von Frau Lurtz-Brämisch an. Ihr Apparat leitete den Anruf an den diensthabenden Staatsanwalt weiter.
«Reining!«
» Kriminalhauptkommissar Konnert. Herr Reining, ich brauche einen Durchsuchungsbeschluss für das Haus von Gertrud Bulken. Wir haben eine Augenzeugin, die Sibelius von Eck alias Klaus Stelzig gesehen hat, wie er in das Haus gegangen ist. Er könnte sich dort verstecken.«
» Was liegt gegen ihn vor?«
» In seiner Wohnung wurde Renate Dreher tot aufgefunden. Wir ermitteln die Todesursache. Bisher hat sich Stelzig einer ausführlichen Befragung entzogen.«
» Ich werde den Antrag umgehend stellen. Sind Sie unter der auf meinem Display angezeigten Nummer zu erreichen?«
» Ja. Ich danke Ihnen.« Konnert wollte schon das Gespräch beenden.
» Einen Augenblick noch, Konnert. Wo ich Sie gerade am Apparat habe. Was ist das
Weitere Kostenlose Bücher