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Teuflische Stiche

Teuflische Stiche

Titel: Teuflische Stiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Brüning
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ihm zu kommen.
    »Den Roman habe ich gelesen«, sagte Nick und zeigte auf eine zerlesene Ausgabe von Robinson Crusoe. »Und das auch, und das, und das und das, und …«
    »Du magst gern lesen, nicht?«
    »Ja, sehr, aber lieber würde ich Fußball spielen. Nur meine Mutter lässt mich nicht. Wegen meiner Anfälle, weißt du. Sie hat Angst, ich könnte auf dem Weg dahin unter ein Auto kommen.« Nach kurzem Nachdenken meinte er noch: »Ich finde, das ist übertriebene Fürsorge. So sagt mein Vater. Trotzdem lässt sie mich nicht.«
    »Hör mal, Nick. Du hast doch mitbekommen, dass Herr Venske hier gestern eine tote Frau gefunden hat.«
    »Ich habe sie zuerst gesehen.«
    »Kannst du dich daran erinnern, welche Frauen deinen Freund besucht haben?«
    »Sibelius ist nicht mein Freund. Er leiht mir Bücher. Sonst nichts. Bestimmt nicht. Der macht nichts Verbotenes mit mir. Sibelius ist absolut in Ordnung.«
    »Ich habe auch nichts anderes gemeint. Ich möchte nur von dir wissen, ob du die Frauen kennst, die zu Herrn Stelzig gekommen sind.«
    »Zeig ihm einfach das Foto«, rief Venske aus dem Bad, »er wird schon nicht in Ohnmacht fallen, wenn er ein Bild von einer Leiche sieht. Nick ist doch ein großer Junge.«
    »Nein!«, entschied Konnert, »dazu fragen wir erst seine Mutter um Erlaubnis.«
    »Ich hab schon mal gesehen, dass Sibelius von Frauen besucht worden ist. Aber kennen tue ich die nicht. Die wohnen nicht hier.«
    Konnert fragte Venske: »Warst du schon in der Küche?«
    Venske machte hinter dem Rücken von Nick Zeichen, die Konnert bewogen, Nick zum Gehen aufzufordern.
    »Nun bist du lange genug dabei gewesen. Ich komme bestimmt noch einmal wieder. Dann erzähle ich dir vielleicht, was wir herausgefunden haben. Es wird jetzt Zeit, dass du in eure Wohnung zurückkehrst.« Er streckte dem Jungen seine Hand entgegen. »Tschüss, und vielen Dank für deine Hilfe.«
    Nick nahm Konnerts Hand und blickte ihm ins Gesicht. »Du hast echt Klasse. Wenn ich groß bin, werde ich auch Polizist.« Er ließ Venske stehen und marschierte stolz aus der Wohnung.
    Als die Tür ins Schloss fiel, winkte Venske seinen Vorgesetzten ins Bad. »Keine Waschmaschine, kein Rasierzeug, keine Zahnbürste, nur ein einsamer Nagelknipser auf der Glasablage. Du bist doch gestern im Bad gewesen, was hat da über dem Waschbecken gelegen?«
    »Ich bin sicher, da haben auf jeden Fall Zahnbürste und -pasta, ein Kamm, Rasierseife und Rasierer und der Knipser gelegen. Was Männer so brauchen. Und eine Haarbürste. Ich habe mich gewundert, dass ein Mann seine Haare bürstet. Übrigens, in der Bücherwand klaffen jetzt Lücken, als wären da einzelne Bücher entfernt worden.«
    »Der Vogel war ausgeflogen, hat gemerkt, dass ihm das Aftershave fehlt, ist in der Nacht noch einmal in sein Nest zurückgekehrt, hat sich Lektüre für lange Abende mitgenommen und ist wieder abgeflogen.«
    »Das Siegel an der Tür ist heil gewesen. Oder?«
    »Sind alle Fenster geschlossen?«
    Konnert eilte ins Wohnzimmer. »Hier ist das Fenster zu. Hab ich gestern selbst verriegelt.«
    »Die Velux-Fenster im Bad und im Schlafzimmer sind auch zu.«
    »Die Wohnungstür versiegelt, die Fenster verriegelt und trotzdem verschwinden Gegenstände aus der Wohnung.«
    »Der Freiherr kann wie Jesus durch geschlossene Türen seine Wohnung betreten und wieder verlassen.«
    Konnert tat so, als habe er nicht zugehört.
    »Stimmt doch. Unser Priester hat großen Wert darauf gelegt, dass Jesus über stürmisches Wasser und durch dicke Wände gehen konnte. Daran sollten wir erkennen, dass er Gottes Sohn war.«
    »Halt bitte mal den Mund.« Konnert fasste sich an die Nasenwurzel und fragte dann: »Was hast du in der Küche gefunden?«
    »Nichts. Alles blitzblank sauber. Nur Töpfe und Geschirr, aber so gut wie keine Vorräte. Weder im Kühlschrank noch in einem der Schränke. Keine Konserven, keine Butter und kein Brot, nur ein paar angebrochene Mehltüten, Nudelreste und im Kühlschrank drei Eier und eine fast bis zum Ende sauber aufgerollte Tube Senf. Nichts, womit man etwas kochen könnte. Alles ordentlich an seinem Platz.«
    »Wurden die Küchengeräte überhaupt jemals benutzt?«
    »Ja, sie sehen gebraucht aus.« Venske überlegte einen Moment. »Damit ist sicher schon einmal gekocht worden.«
    Konnerts Blick blieb an einer Uhr auf dem Schreibtisch hängen. Kurz nach eins.
    »Kannst du mir das erklären?«
    »Später. Mach hier weiter oder fahr ins Kommissariat. Ich muss weg.«

    ***

    Im

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