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Teuflische Stiche

Teuflische Stiche

Titel: Teuflische Stiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Brüning
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Tür geschossen. Vielleicht hat das tatsächlich wer getan, dachte Venske.
    Der halbhohe graubraune Lackanstrich an den Flurwänden rechts und links sah nicht besser aus. Über dem Klingelknopf an einem Türrahmen prangte jedoch ein blitzeblankes Messingschild, auf dem in schnörkeliger Schrift der Name eingraviert worden war, den Venske gesucht hatte: K. + R. Dreher. Mit dem Ellenbogen drückte er auf die Klingel. Hinter der Tür ertönte ein Gong und wenige Momente später öffnete ein einfach gekleideter Mann. Er mochte Anfang fünfzig sein, war schlank und sauber rasiert und sah Venske fragend aus grauen Augen an.
    »Ich muss mit Frau Dreher sprechen. Ist sie da?«
    »Warum wollen Sie das wissen? Und wer sind Sie überhaupt?«
    Mit seinem Dienstausweis in der Hand schob sich Venske an dem Mann vorbei in die Wohnung. Vor einem trüben Garderobenspiegel lagen auf einem abgegriffenen Schränkchen neue Handschuhe wie sie von Rennradfahrern getragen werden. Er warf einen Blick in die Küche und entdeckte zwischen Töpfen und dreckigem Geschirr einen Cappuccino-Automaten. Es gab nur alte, etwas schmuddelige Möbelstücke, und der Teppichboden war abgetreten. Aber im Wohnzimmer hing ein überdimensionierter Flachbildschirm an der Wand, und neben der durchgesessenen Polstergarnitur stand ein neu aussehender roter Relax-Sessel. Hier ist jemand vor Kurzem zu Geld gekommen, ging es ihm durch den Kopf.
    »Meine Frau ist nicht da. Die Schlampe hat schon vor einiger Zeit die Fliege gemacht. Sie treibt sich rum. Darum will ich mich von ihr scheiden lassen, damit ich endlich mein Leben genießen kann, ohne so einen Klotz am Bein mitschleppen zu müssen.«
    Die fahrigen Bewegungen seines Gegenübers, der sich in den Fernsehsessel gesetzt hatte, entgingen Venske nicht. Er selbst hatte vorsichtig auf der Sofakante Platz genommen und seine Hände sorgfältig auf die Oberschenkel gelegt. Bloß nicht mit mehr in Berührung kommen als unbedingt nötig.
    »Darf ich Ihnen etwas anbieten? Ein Bier vielleicht oder lieber einen trockenen Rotwein?« Er verzog sein Gesicht zu einem dümmlichen Lächeln.
    »Danke schön. Nein, danke.«
    Dreher schlurfte in die Küche und kam mit einem Sechserpack Premium Pilsener eines Discounters zurück. Daumen und Zeigefinger hatte er in die Folienverpackung gekrallt. Umständlich drehte er den Verschluss einer PET-Flasche auf, trank und ließ die Kohlensäure leise durch seine leicht geöffneten Lippen entweichen.
    Er fragt mich nicht, was ich von seiner Frau will, stellte Venske fest.
    »Wo könnte ich Ihre Frau finden, Herr Dreher?«
    »Vor unserem Bahnhof vielleicht, oder wenn Sie in der Peterstraße eine Olle anbettelt – fünfzig Cent für mich – dann ist das Renate. Sie könnten in der Obdachlosenunterkunft nach ihr fragen. Es ist auch gut möglich, dass sie sich mit einem Tetrapak Rebenschoppen in der Hand vor den Stufen der Lambertikirche aufhält. Da pöbelt sie gern vorbeigehende Männer an: Willste mal mit mir? Ich würde Ihnen ja gern helfen, Herr Kommissar, aber ich weiß momentan nicht, wo sie ist. Es ist mir auch scheißegal. Ich werde mich sowieso von ihr scheiden lassen.«
    »Wann haben Sie Ihre Frau zum letzten Mal gesehen, Herr Dreher?«
    Nach einem Schluck aus der Flasche zischte wieder die Kohlensäure zwischen seinen Lippen hervor. »Dienstag?« Dann schlug er sich mit dem Handballen gegen die Schläfe. »Nicht diese Woche! Quatsch. Mittwoch oder Donnerstag vor einer Woche hat sie hier vor dem Haus rumgelungert, und als ich rausgegangen bin, wollte sie unbedingt mit mir reden. Ich hab sie einfach stehen lassen. Ich will nichts mehr mit dieser Herumtreiberin zu tun haben. Ich lasse mich sowieso von ihr scheiden.«
    »Wo übernachtet Ihre Frau?«
    »Bei irgendeinem Kerl wird sie schon unter die Bettdecke kriechen oder es sich in einer Ecke eines Parkhauses bequem machen.«
    »Herr Dreher, sagt Ihnen der Name Freiherr Sibelius Balthasar von Eck etwas?«
    »Den Namen habe ich noch nie gehört.«
    »Oder Klaus Stelzig?«
    »Klaus Stelzig? Kenn ich auch nicht. Warum wollen Sie das wissen?«
    »Ihre Frau hatte doch sicherlich persönliche Dinge. Kleidung zum Wechseln, Personalausweis, Papiere. Wo könnten die sein?«
    Aus dem Flur ertönte der Gong. Dreher sagte für Venskes Geschmack einen Deut zu auffällig: »Oh, ich bekomme Besuch. Wer mag das nur sein?« Du bist ein miserabler Schauspieler, amüsierte Venske sich.
    Dreher sprang auf und lief zur Wohnungstür.
    »Du, im Wohnzimmer

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