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Teuflische Stiche

Teuflische Stiche

Titel: Teuflische Stiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Brüning
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laut: »Wir haben über die beiden gesprochen. Wann war das bloß?«
    Kilian wollte schon ein Datum nennen, als sie weitersprach: »Ich habe die Spätschicht gehabt. Während ich mich umgezogen habe, sind sie das Gesprächsthema im Pausenraum gewesen. Wer hat sie bedient? Carola? Nein. Frau Wachtenhoff selbst. Die Inhaberin. Sie hatte einspringen müssen. Für wen weiß ich nicht mehr. Sie hat noch gesagt, dass endlich einmal die Richtigen Glück gehabt hätten.« Ein Strahlen überzog das Gesicht der Verkäuferin. »Stimmt doch, oder? Wir kleinen Leute dürfen doch auch mal ein ordentliches Stück vom Kuchen abbekommen.« Sie sah den Kommissar fragen an. »Oder etwa nicht?«
    »Wo kann ich Ihre Chefin finden?«

    Eine Viertelstunde später stand Kilian Kirchner der Inhaberin der Lotto-Annahmestelle in einer modernen Küche gegenüber. Sie räumte das Frühstücksgeschirr in die Spülmaschine. Auch ihr zeigte er die Fotos.
    »Ja, die Frau da«, sie tippte mit dem Zeigefinger auf Renate Dreher. »Sie hat einen Lottoschein vorgelegt, und der Mann hat gefragt, ob die richtigen Zahlen angekreuzt seien. Ich habe den Schein in das Lesegerät geschoben, doch erst hat der Vorgang nicht funktioniert. Das Papier ist zerknittert gewesen und angeschmutzt. Ich habe es mit der Hand geglättet. Dann konnte ich auf dem Display sehen, dass sie fünf Richtige und die Zusatzzahl gehabt haben.«
    »Entschuldigen Sie, ich spiele kein Lotto. Und als ich es mal so aus Quatsch mitgemacht habe, weil der Jackpot so hoch war und sich im Lottofieber alle beteiligt haben, habe ich die falschen Zahlen angekreuzt. Wie geht das weiter, wenn man gewonnen hat?«
    »Bei einem so großen Gewinn wird ein Gewinn-Anforderungsschein ausgefüllt, eingescannt und das Geld wird von der Zentrale auf das angegebene Konto überwiesen.« Frau Wachtenhoff stellte ein Spülprogramm ein und schaltete die Maschine an. »Die beiden haben gar kein Konto gehabt. Sie mussten erst eins einrichten lassen. Gut eine Stunde später sind sie wieder aufgetaucht.« Nach einer Pause, in der sie sich die Hände abgespült hatte, fügte sie an: »Den Mann habe ich schon mal gegenüber von Onken sitzen gesehen. Auch die Frau hat mir so ausgesehen, als würde sie ihren Lebensunterhalt und Alkoholkonsum mit Betteln bestreiten. Sie hat sehr nach Schmutz und Schnaps gerochen. Dagegen ist er sehr sauber gewesen. Mir sind gleich seine gepflegten Finger aufgefallen, als er den Anforderungsschein für die Frau ausgefüllt hat.«
    »Ich danke Ihnen.« Kilian verabschiedete sich.
    Er musste wieder warten, weil ein neuer Regenschauer niederprasselte. Er nutzte die Zeit und plante sein weiteres Vorgehen: Abklären, wie von Eck Geld abheben kann – nur in der Zweigstelle, die das Konto führt? Später, er liegt ja in der Klinik. Wo sind die Bankunterlagen? Bei Dreher? Bei von Eck? Oder gibt es einen Unbekannten, bei dem von Eck unterschlüpft und Sachen deponiert? Venske soll herausfinden, wer mit Addiksen in der Wohnung des Freiherrn gewesen ist.

    ***

    In der Tiefgarage standen ein Mann und eine Frau unschlüssig in der Nähe des Fahrstuhls, als Venske seinen Golf GTI abstellte. Er ging an den beiden vorbei und drückte den Türöffner. Mit einer offenen Hand deutete er die Frage an, ob die Besucher mitfahren wollten. Sie setzten sich in Bewegung und stiegen mit ein.
    »Wir sollen uns bei Kriminaloberrat Wehmeyer melden. Wo müssen wir aussteigen?«
    Polizeigesichter, dachte Venske, wenn auch ganz unterschiedliche. Er mit Schnäuzer, sie mit Pferdeschwanz, er grimmig, sie lächelnd, er in Jeans und schwarzer Lederjacke, sie in dunkelroter Cordhose und leichtem Wollmantel über weißer Bluse und Strickpullover. Hübsch sieht sie aus. Ihr Parfüm ist dezent. Ich mag es.
    Der Fahrstuhl hielt. Venske drückte den Knopf eine Etage höher und im Aussteigen sagte er: »Da müsst ihr raus. Dann die Tür gegenüber.« Er sah noch einmal die Frau an, blickte in ihre blauen Augen, die ihn durch die Brillengläser offen ansahen, als sich die Fahrstuhltür schloss.

    Gut eine halbe Stunde später traute er seinen eigenen blauen Augen nicht, als der Kriminaloberrat mit der attraktiven Frau aus dem Aufzug das Kommissariat betrat. Von seinem Arbeitsplatz aus sah er, wie sie direkt auf ihn zusteuerten. Aber sie gingen in Konnerts Büro. Der stand auf, kam um seinen Schreibtisch herum, reichte der Frau die Hand und zog einen zweiten Besucherstuhl heran. Venske konnte nicht hören, was der Oberrat erklärte,

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