Teuflische Stiche
Tagesaufenthalt hockte die schöne Gertrud zwischen zwei Männern und spielte Skat. Sie war mal wieder eingesprungen, obwohl sie nur die Regeln kannte, aber keine gute Spielerin war. Natürlich zogen die beiden Wohnungslosen sie gern über den Tisch. Es war zwar nicht erlaubt, hier um Geld zu spielen, sie taten es dennoch. Sie schrieben die Punkte auf und zahlten sich vor der Tür aus.
Der Mann, mit dem Babsi gesprochen hatte, betrat den Raum. »Hey, Geiger, wo hast Du denn gesteckt?«, rief ihm jemand zu, aber er beachtete ihn nicht. Er setzte sich zu einer Gruppe, in der man sich erzählte, wie viel Geld es bei diesem und wie wenig es bei jenem Pastor abzugreifen gab, wo man für fünf Euro erst eine Stunde arbeiten musste, bevor man Geld bekam, und wo es immer nur Gutscheine gab.
» Fünf Euro für eine Stunde schuften. Das ist eine Schande«, tönte einer.
Ein anderer pflichtete ihm bei: »Das soll dann auch noch christliche Nächstenliebe sein. Ungerecht ist das.«
» Und zum Schluss ermahnt einen seine Heiligkeit scheißklug, man solle den Lohn jetzt aber nicht in Alkohol umsetzen, sondern sich gesund ernähren.« Er äffte den Tonfall nach und erntete Gejohle. »Was geht den das an, was ich mit meinem erarbeiteten Geld mache. Ich schreibe dem doch auch nicht vor, was er sich für sein fettes Beamtengehalt kaufen darf und was nicht.« Wieder grölte die Gruppe.
In das ausklingende Gelächter sagte Babsis Informant: »Nicht dass ihr denkt, ich hätte den Ledernen verpfiffen. Für vier Pharisäer, zwei Päckchen Tabak und Blättchen habe ich der hübschen Kommissarin einen vom Pferd über den erzählt. Die glauben einem alles.«
Sie hatten ihren Spaß, und die schöne Gertrud am Nachbartisch war unaufmerksam bei ihrem Versuch, einen Grand Hand durchzukriegen. Sie verlor mit achtundvierzig Punkten. Was hatte er der Polizei gesteckt? Weiß er, wo sich Sibelius versteckt? Wird er es mir sagen oder mich auch nur hinters Licht führen? Vor ihr lagen die neu ausgegebenen Karten. Die Mitspieler hatten schon den sortierten Fächer zwischen den Fingern.
» Was ist? Spielst du noch mit?«
***
«Verfluchte Scheiße. Was bildet sich die Trulli ein, sich hier gleich dicke zu machen.« Konnert hörte, wie der Hörer mit einem Knall aufgelegt wurde, und sah Venske durch die geöffnete Verbindungstür zu sich hereinstürmen. »Frau irgendwie Doppelname hat sich geweigert, die Staatsanwaltschaft in Aachen zu bitten, die Exhumierung in Roetgen anzuordnen. Und ich denke, da ist schon alles ausgegraben und untersucht worden, rufe also die Kollegen an, um mal nachzufragen, und höre, dass da nichts passiert ist. Gar nichts!«
«Sich jetzt darüber aufzuregen, nutzt ebenfalls nichts.«
» Dir kann ein Lkw auf den Kopf fallen, und du fährst immer noch nicht aus der Haut. Lebst du eigentlich mit angezogener Handbremse, weil du jeden Morgen eine Handvoll Betablocker schluckst?«
» Setz dich erst mal hin.«
» Im Sitzen kommen wir auch nicht an die Identität des Mannes, den man als Klaus Stelzig beerdigt hat.« Venske beruhigte sich nur etwas. »Oder ist vielleicht doch der Stelzig begraben worden und unser Freiherr benutzt dessen Papiere?«
Den letzten Satz hatte Babsi mitgehört. Sie stand in der Tür und kommentierte: »Das kann sein. Ich denke da an den Mann vom Vormittag, der Stelzig von früher kennt. Er meint, Klaus sei früher ganz anders aufgetreten, als der, den man ihm als von Eck vorgestellt hat. Stelzig wäre nett, zugänglich und gastfreundlich gewesen. Und Stelzig-Schrägstrich-von Eck habe ihn auch nicht sofort wiedererkannt.«
» Nun mal langsam, Leute«, Konnert zeigte auf den zweiten Besucherstuhl und Babsi setzte sich. »Sie haben sich aber letztlich wiedererkannt. Ist ja nicht verwunderlich, dass sie gezögert haben, nach so vielen Jahren. Von Eck ist Stelzig. Das haben wir doch schon durchgesprochen. Und jetzt, wie wichtig ist für uns überhaupt die Exhumierung des Mannes, auf dessen Grabstein Stelzig steht?«
» Fang du jetzt nicht auch noch so an. Doppelname hat mir eiskalt gesagt, wir sollen uns um die Todesermittlung Renate Dreher kümmern. Und um unsere anderen Fälle. Die Identität von Freiherr Balthasar Sibelius von Eck oder Klaus Stelzig oder irgendwem sonst abzuklären, gehöre eindeutig nicht dazu. Wir sollten das tun, was man uns aufträgt.« Venske redete sich erneut in Rage. »Es sei für uns völlig unerheblich, wer oder was in Roetgen beerdigt wurde. Wenn die Staatsanwaltschaft
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