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Teuflische Stiche

Teuflische Stiche

Titel: Teuflische Stiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Brüning
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Kommissariat hämmern nur kurz ein oder zwei Mal auf die Scheibe und hocken schneller auf meinen Besucherstühlen, als ich etwas sagen kann.«
    Sie stand zwischen Tür und Schreibtisch mit auf dem Rücken zusammengelegten Händen.
    » Setz dich ruhig oder bleib stehen, aber bitte sei nicht so förmlich. Ich kann mir vorstellen, dass es nicht ganz leicht für dich ist, hierher versetzt worden zu sein. Aber glaub mir, du bist willkommen. Du gehörst jetzt zu uns. Wie Venske oder Babsi. Wir sind ein Team. Du bist ein wichtiges Mitglied davon.«
    Sie setzte sich, blieb aber auf der Stuhlkante hocken. »Ich habe Beschwerde gegen meine Versetzung eingelegt«, sagte sie leise und sah ihren neuen Chef forschend an.
    Der verzog keine Miene. »Aber bis darüber entschieden ist, versuchen wir hier das Beste aus der Situation zu machen.« Konnert paffte ein paar Mal. »Die Leichen des Ehepaars Dreher sind freigegeben. Finde bitte heraus, für wann die Beerdigung geplant ist. Und vielleicht erfährst du auch, wie es die Familie geschafft hat, die Freigabe schon jetzt zu erreichen.«
    » Mit wem soll ich das tun?«
    » Wie meinst du das?«
    » Werde ich denn nicht einem Ermittler unterstellt?«
    » Ich gehe davon aus, dass du eine erfahrene Kommissarin und keine Praktikantin bist. Also arbeitest du selbstständig, wie alle anderen auch.«
    Er streckte lächelnd seinen Kopf ein wenig vor und blies Rauchwolken vor sich hin. Innerlich amüsierte er sich über das erstaunte Gesicht seiner neuen Mitarbeiterin.

    ***

    Ihre lange Zigarettenspitze zur Seite gehalten, spazierte die schöne Gertrud die Achternstraße entlang in Richtung Markt. Vor ihr teilte sich der Passantenstrom wie das Rote Meer vor Moses und seinen Leuten. Sie genoss die Aufmerksamkeit und grüßte mit einem fröhlichen Zwinkern und leichtem Nicken Bekannte aus der Zeit, als ihr Mann noch Arzt in Oldenburg gewesen war. Es ging ihr wieder gut.
    Auf den Stufen zum Seiteneingang der Lambertikirche ließ ein Pulk Wohnungsloser eine Flasche Ammerländer Löffeltrunk kreisen. Einer aus der Runde war zu Geld gekommen und teilte nun seinen teuren Schnaps mit den Anderen. »Prost Leute! Heute mal was Edles.« Ein junger Kerl hielt der schönen Gertrud die Flasche hin, und sie setzte den Buddel an und nahm einen Schluck. Wie ein Paradiesvogel stand die schöne Gertrud inmitten der graubraunen Versammlung und lachte über einen Witz, den sie schon kannte. Eine niederländische Besuchergruppe blieb stehen und betrachtete das Schauspiel, einige zogen sogar Digitalkameras aus der Tasche und machten Fotos. Als die Männer das bemerkten, streckten sie den Gaffern ihre Stinkefinger entgegen. »Haut bloß ab!« Wieder wurde auf die Auslöser gedrückt.
    » Was gibt’s Neues?«, fragte die schöne Gertrud.
    Nachdem einer der Obdachlosen die Nase hochgezogen und ausgespuckt hatte, meinte er: »Wollt ich dich auch schon fragen. Dir verraten die Bullen doch, was mit den Drehers passiert ist. Uns sagt man ja nichts. Fühl mal vor, was Sache ist.«
    » Fangen wir mal so an. Was wisst ihr denn?«
    » Helga kennt sich mit Pilzen aus.« Eine Frau in einem abgetragenen Anorak über einem Trainingsanzug reckte sich, schwieg aber. »Sie sagt, wenn Renate am Donnerstag gestorben ist, dann ist sie am Sonntag vergiftet worden.«
    » Davon gehen auch die Kommissare aus.«
    » Von uns ist Renate am späten Sonntagnachmittag zuletzt auf dem Bahnhofsvorplatz gesehen worden. Da hat sie dich gesucht«, sagte einer, dessen Boxernase die Blicke anzog.
    » Was sie von dir wollte, hat sie nicht gesagt. Es ist ihr aber nicht gut gegangen. Sie hat gekeucht und Schweißtropfen auf der Stirn gehabt.«
    Die Flasche machte wieder die Runde und die schöne Gertrud ließ ihre Zigarettenschachtel weitergeben. Nur wer genau hinsah, konnte im Schatten der Kirche einen Anflug von Röte unter ihrer Schminke erahnen.
    » Wohin ist sie dann?«
    » Keine Ahnung.«
    » Was wisst ihr noch?«
    » Renate hat nicht mit uns getrunken. Stell dir das vor. Sie hat zu einem guten Schluck Nein gesagt.«
    » Das glaubst du nicht«, warf ein kleiner Mann mit großer Hornbrille ein. »Aber ich habe es mit eigenen Ohren gehört. Nein, ich will nicht, hat sie gesagt.« Er schüttelte verständnislos den Kopf.

    ***

    Plötzlich sahen im Kommissariat alle Mitarbeiter auf. Nick hatte das Großraumbüro betreten und war von Venske lautstark vorgestellt worden. Mit ihm ging er zu verschiedenen Arbeitsbereichen. Bei den beiden Internetfahndern

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