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Teuflische Stiche

Teuflische Stiche

Titel: Teuflische Stiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Brüning
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den zusammengerollten Kutschermantel. Den Riemen seines Seesacks hielt er mit der rechten Hand vor der Schulter fest.
    Er tastete sich im Dunkeln durch den Flur zur Treppe. Er horchte. Keine Schritte, keine Gespräche. Nur die Geräusche aus den Wohnungen. Er stieg sachte Stufe für Stufe hinunter, wartete im unteren Flur ab, bis er sicher war, unbemerkt zu sein, und nahm die nächste Treppe. Eng ans Geländer geschmiegt schob er sich Richtung Hinterausgang und verließ das Grundstück.
    Als er durch das Gebüsch zum Bahndamm schlich, fror er und traute sich doch nicht, seinen auffälligen Mantel anzuziehen. Unter der Autobahnbrücke rastete er einen Moment, eilte dann weiter und überquerte die Bremer Heerstraße. Hinter einem schadhaften Zaun entdeckte er Müllcontainer eines Industriebetriebs. Sie waren unverschlossen. Er warf einen flüchtigen Blick hinein und legte seine Last ab. Ein schneller Blick in die Runde. Er konnte niemanden entdecken.
    Am Drielaker See kannte er ein Versteck. Dahin zog es ihn. Dort schlief er unter freiem Himmel, eingehüllt in seinen ledernen Mantel und mit seinem Seesack im Rücken an einen Baum gelehnt, bis ihm die Sonne ins Gesicht schien.

Dienstag, 2. April
    Normalerweise spazierten an einem Dienstagmorgen um sieben Uhr noch nicht viele um den Drielaker See. Trotzdem beobachtete Sibelius von Eck aufmerksam das gegenüberliegende Ufer. Er wollte nicht von einem Rentner überrascht werden, der in der Frühe seinem Dackel Auslauf gönnte. Niemand war zu sehen. Vorsichtig traute er sich aus dem Gebüsch und benetzte im klaren Wasser ein Papiertaschentuch, um sich damit den Schlaf aus den Augen zu waschen. Abschließend griff er in den Sand am niedrigen Grund, wusch sich minutenlang die Hände damit, spülte sie ausgiebig ab und trocknete sie, indem er sie unter den Achseln durchzog.
    Einen langen Weg hatte er sich im Morgenlicht ausgedacht. Die Innenstadt würde er meiden und versuchen, durch möglichst stille Straßen zu gehen. Es nutzt nichts. Ich muss das Risiko eingehen, dachte er. Warum ist mir das nicht schon in der Nacht eingefallen. Aber wieder einen ganzen Tag ohne zu duschen, in gebrauchter Unterwäsche und verschwitzten Socken im Gebüsch auf die Dunkelheit warten, das halte ich nicht aus. Egal, was kommt. Ich muss los.
    Er löste das Haarband aus seinem Pferdeschwanz und schüttelte den Kopf, damit ihm die Locken ins Gesicht fallen konnten. Den Kutschermantel wickelte er um seinen Seesack und klemmte sich das Paket unter den Arm. Er hätte gern etwas getrunken, misstraute aber dem Wasser im See.
    Jetzt bloß nicht stolz, mit erhobenem Haupt, die Aufmerksamkeit der wenigen Passanten auf mich ziehen. So natürlich gehen, als wäre ich noch auf Osterurlaub in Oldenburg und würde einen Spaziergang machen.

    ***

    Auf dem Karuschenweg zuckelte Konnert hinter einem Lieferwagen her und achtete nicht darauf, dass die Ampel auf Rot sprang. Als er seine Unachtsamkeit bemerkte, war er, statt abzubiegen, schon mitten auf der Kreuzung. Egal, dann fahre ich über die Autobahn in die Innenstadt. Ich sollte mich mehr auf den Verkehr konzentrieren, ermahnte er sich, und musste doch wieder an Zahra im Backshop denken.

    ***

    Es vergingen mehr als zwei Minuten, und erst nach dem zweiten Klingeln wurde die Wohnungstür geöffnet. Geiger schien noch geschlafen zu haben. Er stand da mit wirren Haaren und rieb sich die Augen mit zu Fäusten geballten Händen. Nur eine Hemdhälfte war grob in eine blaue Baumwollhose gestopft worden, die ihm zu weit war. Es fehlte ein Gürtel, und Strümpfe hatte er auch nicht an.
    »Sie sind von der Polizei? Das sehe ich sofort.«
    » Können wir hereinkommen? Wir müssen über die eine oder andere Angelegenheit mit Ihnen sprechen.«
    Geiger trat zur Seite. Drei Paar geputzte schwarze Herrenschuhe standen sauber ausgerichtet unter einer schmalen Garderobe. Er bot Stephanie einen Bügel für ihren eleganten Mantel an. Venske knöpfte nur seine Jacke auf und betrachtete im Weitergehen eine Reihe gerahmter Kunstdrucke an der linken Flurwand.
    » Machen Sie es sich bitte schon bequem. Ich zieh mich eben fertig an.« Mit der Hand an der Klinke zum Bad sagte Geiger: »Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie mit mir eine Tasse Kaffee trinken.« Ohne eine Antwort abzuwarten, ging er eine Tür weiter, verschwand in der Küche und setzte Kaffee auf.
    Die Einrichtung im Wohnraum bestand aus Möbeln, die vor Jahren einmal teuer gewesen sein mussten. Venske schlenderte umher,

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