Teuflische Versprechen
die Anwesenden mit einem beinahe fröhlichen »Guten Morgen. Gibt’s was Neues?«.
»Guten Morgen, Frau Durant«, sagte Berger leicht irritiert wegen der unerwartet und selten guten Laune am frühen Morgen, war doch seine Kollegin eher ein Morgenmuffel, der erst im Laufe des Tages aufzutauen pflegte. »Was möchten Sie zuerst hören?«
»Nicht zu viel auf einmal«, antwortete sie und schenkte sich einen Becher Kaffee ein, den Doris Seidel aufgebrüht hatte, so wie sie es jeden Morgen seit ihrem Dienstantritt beim K 11 tat, wenn sie nicht gerade Bereitschaft oder frei hatte.
»Da Sie so gut gelaunt sind, hoffe ich, dass Ihnen auch das gefällt, was ich Ihnen mitzuteilen habe. Die Pressekonferenz gestern verlief sicherlich in Ihrem Sinn. Dr. Vermeer hat nur ein paar Details preisgegeben, unter anderem hat sie den Journalisten erklärt, dass der Mord an Zaubel aller Wahrscheinlichkeit nach von einem Junkie begangen wurde und die Ermittlungen auch in dieser Richtung geführt würden. Der Mord an Rita Hendriks hat die Damen und Herren weniger interessiert, dennoch sagte Dr. Vermeer, dass es sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um einen Raubmord handelt. Das können Sie auch in den hiesigen Gazetten nachlesen, die sich jedoch auf kleine Meldungen beschränken. So viel dazu.
Mein Gespräch mit Müller war erfolgreich, er ist zu einer Zusammenarbeit bereit. Allerdings kann ich ihn auch verstehen, wenn er sagt, dass es beinahe unmöglich ist, einen größeren Ring von Menschenhändlern auffliegen zu lassen. Dennoch wird er alles tun, um uns zu unterstützen.« Berger machte eine kurze Pause, lehnte sich zurück und fuhr fort: »Jetzt zum Wesentlichen. Ich habe mir die Nacht um die Ohren geschlagen, um Zaubels Aufzeichnungen durchzugehen. Wie sein Freund und Kollege Herr Kaiser gestern schon erwähnt hat, hat Zaubel sich in der Tat sehr ausgiebig mit dem organisierten Verbrechen beschäftigt. Dabei hat er auch in einem Mordfall an zwei Kroaten vor knapp zwei Jahren recherchiert und ist zu dem Ergebnis gelangt, dass die beiden ganz offensichtlich neben ihrer normalen Beschäftigung als Busfahrer auch als Schleuser tätig waren. Seine Nachforschungen haben außerdem ergeben, dass der Betreiber des Busunternehmens einesehr zwielichtige Gestalt zu sein scheint, der zwar im Hintergrund agiert, aber dennoch sehr aktiv im Bereich Menschenhandel sein soll, genauer gesagt im Bereich Schleuserkriminalität. Sie erinnern sich vielleicht noch an den Fall der beiden Männer, die kurz vor Weihnachten 2001 in ihrer Wohnung erschossen wurden. Alle damals geführten Ermittlungen verliefen im Sand …«
»Moment«, wurde er von Durant unterbrochen, »ich kenne den Fall. Die Akten wurden nach einem Jahr vorläufig geschlossen. So weit ich mich erinnern kann, wurde der Busunternehmer mehrfach vernommen, aber es gab nicht den geringsten Hinweis, dass er irgendetwas mit den Morden zu tun haben könnte.«
»Zaubel hatte Informationen, die genau das Gegenteil belegen. Er hat mehrere Zeugen auftreiben können, die ihm entsprechende Infos haben zukommen lassen. Aber das alles können Sie selber nachlesen.«
»Ich kapier’s immer noch nicht«, sagte Durant, »denn wenn der Busunternehmer, verdammt, wie war gleich noch mal sein Name …«
»Nowak …«
»Genau. Wenn also dieser Nowak von unsern Leuten mehrfach vernommen wurde, wie kommt es dann, dass Zaubel über Infos verfügte, die unsere sogenannten Spezialisten nicht hatten? Wurde da etwas unter den Tisch gekehrt, oder wurde einfach nur geschlampt?«, fragte sie mit diesem Blick, der etwas Gefährliches hatte und für den sie bei den Kollegen berüchtigt war. Ein Blick, der selbst den härtesten Mann erschauern ließ.
Berger, der Durant lange genug kannte, zuckte nur mit den Schultern und meinte gelassen: »Keine Ahnung, aber wie ich Sie kenne, werden Sie’s rauskriegen wollen. Bitte schön, ich werde Sie nicht daran hindern.«
»Nicht ich werde es rauskriegen, sondern wir! Es kann und darf nicht angehen, dass ein Journalist mehr weiß als wir. Und das ist normalerweise auch nicht üblich. Ich möchte wissen, wer damals alles an dem Fall dran war und vor allem, ob die Akten überhaupt noch vollständig existieren. Und ich will außerdem wissen, wer die Anweisung gegeben hat, dass der Fall vorläufig geschlossen wurde.«
»Frau Durant, was soll das bringen?«
»Das wissen Sie so gut wie ich – wenn man nicht will, dass ein bestimmter Fall weiter verfolgt wird, wird er
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