Teuflische Versprechen
sieben Jahren verheiratet war. Aber siewar jung und hübsch, dazu recht intelligent, und wenn beide nach außen hin auch versuchten ihre heimliche Affäre, so gut es ging, zu verbergen, so hatte Rita längst ihr kleines Geheimnis durchschaut, glaubte sie zumindest. Manchmal war sie sicher, dass die zwei was miteinander hatten, dann wieder zweifelte sie an ihrer Menschenkenntnis und sagte sich, sie rede sich da nur was ein, weil sie selbst am liebsten jemanden gehabt hätte, mit dem sie ihr ungeordnetes Leben verbringen konnte (was sie jedoch weit von sich wies, wenn sie darauf angesprochen wurde), und wenn es mit einem verheirateten Mann gewesen wäre. Sie hätte schon einige Male die Gelegenheit gehabt, sich mit anderen Männern einzulassen, allesamt verheiratete Männer, doch sie war jedes Mal davor zurückgeschreckt, denn sie wusste aus ihrer Berufserfahrung um die Tücken solcher Beziehungen. Sie begrüßte beide so freundlich wie immer und bat Michael Knoblauch (ein Name, dessentwegen er des Öfteren aufgezogen wurde, was Mike, wie sie ihn nannte, aber längst nichts mehr ausmachte), ihn kurz unter vier Augen sprechen zu dürfen. Obgleich Zaubel gesagt hatte, sie solle mit niemandem außer mit Julia Durant über Maria Volescu reden, so gab es eigentlich nichts, worüber sie mit Mike nicht sprechen konnte. Sie kannten sich seit ihrer Studienzeit, und er war stets ein treuer und loyaler Partner gewesen, auch wenn privat nie etwas zwischen ihnen gelaufen war. Sie hatten gemeinsam vor zehn Jahren diese Kanzlei übernommen, sie hatte sich auf Familien-, er auf Wirtschafts- und Steuerrecht spezialisiert.
Nachdem er die Tür zu seinem Büro hinter sich zugemacht und sich dagegen gelehnt hatte, fragte er: »Probleme?«
»Wie kommst du darauf?«
»Du siehst übermüdet aus, das ist alles.«
»Es geht schon«, erwiderte sie ausweichend. »Ich hab nureine Frage an dich. Was ich dir jetzt sage, bleibt aber unter uns, okay?«
Knoblauch legte die rechte Hand auf die linke Brust. »Habe ich schon jemals etwas ausgeplaudert, was du mir anvertraut hast? Ich bin genauso an meine Schweigepflicht gebunden wie du. Habe ich damit deine Frage beantwortet?«
»Sicher, Entschuldigung. Wie würdest du dich verhalten, wenn eine junge Frau zu dir käme und dir eine Geschichte erzählt, die du erst nicht glauben willst, aber je mehr sie erzählt, desto glaubhafter wird alles? Um es kurz zu machen, ich habe so eine junge Frau kennen gelernt. Sie kommt aus Moldawien und wurde bis vorgestern gezwungen, als Prostituierte in einem Edelpuff zu arbeiten. Sie fürchtet sich vor der Polizei, sie fürchtet sich aber auch davor, abgeschoben und in ihrer Heimat vielleicht umgebracht zu werden.«
»Wieso bis vorgestern? Was ist jetzt mit ihr?«
»Sie ist abgehauen oder besser gesagt, sie hat ihre Bewacher ausgetrickst.«
»Ist sie bei dir?«
»Nein.«
»Wo dann?«
»Das ist unwichtig. Sie ist jedenfalls in Sicherheit, vorerst zumindest. Sag mir einfach, was du tun würdest.«
»Keine Ahnung, ich habe mit so was noch nie zu tun gehabt. Sie muss zur Polizei gehen, andererseits gibt’s auch dort ein paar werte Damen und Herren, die es mit dem Gesetz nicht so genau nehmen. Du kennst ja die Polizei heutzutage, man weiß nie, wem man trauen kann. Aber wer zu der einen und wer zur andern Sorte zählt, erfährt man meistens erst, wenn es zu spät ist. Sorry, doch ich kann dir in diesem speziellen Fall auch keinen Rat geben. Aber du hast doch noch andere Kontakte, dein Freund Zaubel zum Beispiel. Vielleicht kann er dir weiterhelfen.«
»Ich hab ihm schon alles erzählt. Er hat mir ein paar Tipps gegeben.«
»Na also. Er kennt sich da bestimmt besser aus als ich. Tut mir leid, wenn ich dir keine große Hilfe bin, aber …« Er zuckte mit den Schultern und kam lächelnd auf Rita Hendriks zu. »He, das wird schon alles gut werden. Und denk dran, lass solche Sachen nie zu dicht an dich rankommen, es behindert nur das klare Urteilsvermögen. Es wird schon alles gut werden.«
»Hoffentlich. Sagt dir der Name Julia Durant etwas? Sie ist bei der Kripo.«
»Nee, nie gehört. Warum willst du das wissen?«
»Sie ist mir von Zaubel empfohlen worden. Angeblich ist sie unbestechlich. Na gut, ich wollte nur mal deine Meinung einholen. Danke.«
»Wofür?«, erwiderte er lachend und legte einen Arm um ihre Schulter. »Dass ich dir nicht weiterhelfen konnte? Du schaffst das schon, und wenn irgendwas ist, ich bin rund um die Uhr für dich zu erreichen. So, und
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