Teuflischer Pakt - Thriller
Zügen. »Wir dachten, wir kriegen ernste Schwierigkeiten. Und die konnte keiner von uns gebrauchen. Wir alle glaubten, sie sei entweder ertrunken oder an einer Überdosis gestorben. Wir wollten auf keinen Fall, dass die Polizei überall herumschnüffelt. Und wir konnten sowieso nichts mehr für sie tun.«
»Was ist mit ihrer Familie? Haben Sie nicht an sie gedacht?«
»Nein. Daran hat niemand gedacht.« Fleming beugte sich vor und breitete die Hände mit den Handflächen nach oben auf dem Tisch aus. »Sie müssen verstehen, wie das war. Es ist beinahe zwanzig Jahre her, richtig? Wir waren fast noch Kinder. Wenn man jung ist, denkt man nicht über die Gefühle anderer Menschen nach. Wir hatten gerade Examen gemacht. Wir waren überglücklich. Wir hatten tagelang kaum geschlafen und waren andauernd high. In dem Zustand ist kein vernünftiger Gedanke möglich.«
»Versuchen Sie zu entschuldigen, was Sie getan haben?«
Fleming schüttelte den Kopf. »Nein. Überhaupt nicht. Ich erzähle Ihnen nur, wie es war. Wir haben spontan gehandelt, wenn Sie so wollen. Später, als wir Zeit hatten, über alles richtig nachzudenken, lag sie auf dem Grund des Sees, und es gab kein Zurück. Ich habe oft an sie gedacht, irgendwo da unten …« Er sah Tartaglia reumütig an und rieb sich das Gesicht. »Das gibt einem zu denken, nicht wahr? Ich meine, irgendeine Dummheit, die man in einem unbedachten Augenblick macht, fällt irgendwann in der Zukunft auf einen zurück.«
Er musterte Fleming. Was steckte hinter dieser Fassade der Schwäche? Fleming war Schauspieler, genau wie Logan. Wie viel war echt,wie viel eine Rolle, die er spielte? »Können Sie sich überhaupt vorstellen, wie ernst das hier ist?«
Fleming nickte langsam. »Natürlich. Was wir getan haben, war wirklich falsch, aber Sie müssen sich in unsere Lage versetzen. Es musste auf einmal alles schnell gehen. Irgendwann wäre jemand vorbeigekommen, und wahrscheinlich hatten wir alle panische Angst.«
»Alle?«
»Ja. Alle zusammen.«
»Alle für einen und einer für alle. War es so etwas?«
»Könnte man sagen.«
»Dann hätten sie sich gegenseitig gedeckt?«
»Nein. Das meinte ich damit nicht. Wir waren Kumpel, mehr nicht, obwohl wir uns ziemlich gut kannten. In unserem letzten Jahr waren wir praktisch ständig zusammen.«
»Haben Sie geglaubt, Sie kommen ungestraft davon?«, wollte er wissen und fragte sich, ob sie sich wirklich so einig gewesen waren.
»Ich glaube nicht, dass einer von uns so berechnend darüber nachgedacht hat. Wir haben einfach auf die Situation reagiert. Aber ich glaube an Karma. Ich hatte immer das Gefühl, dass es eines Tages irgendwie rauskommen würde. Ich bin nur überrascht, dass es so lange gedauert hat.« Er rieb sich heftig das Gesicht, dann schaute er zu Tartaglia auf. »Wissen Sie, ich hatte das Gefühl, dass uns jemand gesehen hat.«
»Sie meinen, Sie wurden beobachtet?«
»Ich weiß nicht. Müdigkeit und Drogen können einen paranoid machen.«
»Das ist wichtig.«
Fleming zuckte mit den Schultern. »Es ist nur ein Eindruck, mehr nicht. Wir waren alle schrecklich beschäftigt, aber ich hatte das sichere Gefühl, dass wir nicht allein sind. Vielleicht war es der Geist des Mädchens.«
»Kommen Sie, Mr. Fleming, sind Sie sicher, dass das alles ist?«
Er nickte. »Ja. Das war alles. Ich bin froh, dass es endlich auf dem Tisch liegt. Joe hat das Buch geschrieben, weil er wollte, dass es rauskommt.«
»Haben Sie ihn das gefragt?«
»Nicht direkt, aber ich weiß, dass er Schuldgefühle hatte. Ich glaube, für ihn war das Schreiben wie eine Erlösung, und vielleicht hatte er ja das Gefühl, wenn er alles aufschreibt, hat er seinen Teil getan.«
Tartaglia verzog angesichts dieser seltsamen Moralvorstellung das Gesicht. »Was ist mit den anderen? Wie haben sie über all das gedacht?«
»Das kann ich nicht für sie beantworten«, sagte Fleming.
Seinem Tonfall konnte man nicht entnehmen, was er wirklich dachte. Im Großen und Ganzen klang alles, was er gesagt hatte, ehrlich, und das, was vor all diesen Jahren geschehen war, schien ihn wirklich tief verstört zu haben. Als er geschildert hatte, wie er das Mädchen fand, hatte er sogar die Hände vors Gesicht geschlagen und geweint. In seinem Versuch, die Dynamik der Gruppe zu verstehen, sah Tartaglia ihn als den Schwachen, Unentschlossenen, eher ein Mitläufer als ein Anführer, der leicht zu beherrschen war. Über Logan oder Khan wusste er wenig, aber nach allem, was er gesehen
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