Teuflischer Pakt - Thriller
hatte, war Wade eine starke Persönlichkeit, daran gewöhnt, die Führung zu übernehmen. Solche Dinge änderten sich nicht, und er fragte sich,welche Rolle Wade in der ganzen Geschichte gespielt hatte. Er schien praktisch, analytisch und sachlich zu sein. Seiner Meinung nach war das, was sie getan hatten, eine Jugendsünde. Es war dumm und gedankenlos, aber keiner von ihnen trug Schuld am Tod des Mädchens. Wades Ansicht nach sollte die ganze Sache damit beendet sein. Obwohl er sich des rechtlichen Standpunkts bewusst war, weigerte er sich, irgendeine moralische Verantwortung zu übernehmen. Und was Black betraf: Es war unmöglich herauszubekommen, was er wirklich empfand. Er war physisch und psychisch in einer schlechten Verfassung, und seine Sinne und Reaktionen waren durch Schlafmangel, Alkohol und Drogen gedämpft. Er konnte sich kaum wach halten und gab meistens nur einsilbige Antworten. Ihn zu vernehmen und einen zusammenhängenden Bericht zu bekommen, war ausgesprochen mühsam gewesen. Wenn sie sichergehen wollten, dass seine Aussage mit dem übereinstimmte, was sie von den anderen erfahren hatten, mussten sie besonders vorsichtig sein und durften ihn nicht beeinflussen. Unter leichtem Druck hatte er gemurmelt, dass ihm leidtue, was sie getan hatten, aber die Worte hatten hohl geklungen, ganz so, als wüsste er, was man von ihm erwartete.
»Wessen Idee war es, das Mädchen verschwinden zu lassen?«, fragte Tartaglia Fleming.
Fleming zuckte die Achseln. »Ich kann mich ehrlich nicht daran erinnern, wer es zuerst vorgeschlagen hat. Aber jede andere Option – und damit meine ich, es unseren Eltern oder der Polizei zu sagen – war nicht besonders reizvoll. Ich weiß, das klingt gefühllos, aber wir haben uns alle auf den Sommer gefreut, wir hatten Pläne. Wir wollten uns das wahrscheinlich nicht verderben lassen. Ich würde sagen, da waren wir uns einig.«
»Sind Sie sich dessen sicher?«
»Ja.«
Tartaglia sah ihn prüfend an, konnte jedoch in seinem Gesichtsausdruck nichts lesen. »Wir werden versuchen, das Mädchen zu finden. Zweifellos wird sie irgendjemand als vermisst gemeldet haben. Können Sie sie beschreiben? Erinnern Sie sich daran, wie sie aussah?«
Fleming kratzte sich am Kopf. »Ich habe sie nie richtig bei Tageslicht gesehen. Ich weiß noch, wie ich auf sie heruntergeschaut habe. Da habe ich erst kapiert, dass es nicht das andere Mädchen ist … Aber es ist komisch, wie sehr ich es auch versuche, ich kann sie nicht sehen . Ich kann ihr Gesicht nicht sehen. Es ist, als hätte ich sie nie richtig angeschaut.«
»Wirklich? Haben Sie es ausgeblendet, weil das, was Sie getan haben, so schrecklich ist?«
Fleming reagierte entsetzt. »Das habe ich überhaupt nicht gemeint. Es ist zwanzig Jahre her. Denken Sie an all die Menschen, an denen Sie auf der Straße vorbeilaufen. Können Sie sich an die erinnern?«
»Aber sie ging nicht auf der Straße. Sie war tot.«
Fleming zuckte hilflos mit den Schultern. »Ich erzähle Ihnen nur, wie es war, und ich erfinde es nicht. An was ich mich allerdings erinnere, ist, wie leicht sie war. An ihr war nichts dran. Das überrascht mich am meisten.«
Tartaglia musterte Fleming einen Moment lang. Wie kam es, dass er sich kaum an sie erinnerte? War es wichtig, dass sie nicht besonders schwer war? Fleming war schlank und muskulös. Selbst mit achtzehn oder neunzehn und körperlich noch nicht ganz ausgewachsen, wäre es relativ leicht für ihn gewesen, ein junges Mädchen hochzuheben. Ein seltsames Detail, das er sich da gemerkt hatte. Möglicherweise wollte er sie absichtlich in die Irre führen.
»Hatte sie irgendwelche Auffälligkeiten an sich?«
»Auffälligkeiten? Was meinen Sie?«
»Sie wissen schon, irgendwelche Anzeichen, dass sie verletzt wurde.«
Fleming warf, sichtlich geschockt, den Kopf zurück. »Nein. Mir ist nichts aufgefallen.«
»Könnte es sein, dass jemand mit ihr einen wie auch immer gearteten Konflikt hatte …?«
»Einen Konflikt? Natürlich nicht. Was ihr geschehen ist, war ein Unfall. Dessen bin ich mir absolut sicher.« Er hatte die Stimme gehoben, um es zu unterstreichen.
»Wenn Sie sich so wenig an sie erinnern, wie können Sie sich dann so sicher sein?«
Fleming runzelte die Stirn und antwortete nicht gleich, dann schüttelte er den Kopf. »Weil ich es bin. Ich habe es bisher nie in Frage gestellt.«
»Und heute?«
Fleming seufzte. »Sie versuchen, mir etwas einzureden. Damals dachte ich, sie wäre nur ohnmächtig geworden,
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