Teuflischer Pakt - Thriller
woanders hingehen möchte.«
Sie schien überrascht, als hätte noch nie jemand so mit ihr geredet. Ehe sie etwas sagen konnte, verließ er den Raum. Hastig griff er sich das Erstbeste, was er fand, und zog eine alte Jeans, ein T-Shirt und Turnschuhe an. Er wollte sie nicht allzu lange alleinlassen. Soweit er wusste hatte er nichts liegen lassen, was mit dem Fall zu tun hatte, aber er wollte nicht, dass sie herumschnüffelte.
Zurück im Wohnzimmer war er erleichtert, sie genau da sitzend vorzufinden, wo er sie verlassen hatte.
»Kann ich bitte etwas zu trinken haben? Ich möchte das alles wirklich nicht in irgendeiner überfüllten Kneipe besprechen, wo weiß Gott wer zuhört. Wenn Sie mich nicht hierhaben wollen, können wir auch zu mir gehen. Es ist nicht weit von hier, und ich vertraue Ihnen. Schließlich sind Sie Polizist. Ich bin sicher, dass Sie nicht versuchen würden, die Situation auszunutzen.« Sie bedachte ihn mit einem vielsagenden Blick.
Er schaute sie irritiert an. Dachte sie das wirklich? Es hatte nichts damit zu tun, dass er Polizist war. Um diese Zeit so herausgeputzt in seiner Wohnung aufzutauchen … Welcher Mann käme da nicht in Versuchung? Doch die Situation war unangenehm. Wie gern er auch gewollt hätte, er hatte nicht die Absicht, irgendetwas auszunutzen. Er hatte große Lust, ihr zu sagen, dass sie das ein andermal tun konnten, in einer neutralen Umgebung, aber er würde mindestens den ganzen nächsten Tag in Bristol sein und wollte hören, was sie zu sagen hatte, für den Fall, dass es einen Einfluss auf die Ermittlungen hatte.
»Okay«, seufzte er. »Wir können hierbleiben, aber ich kann nicht lange reden, da ich morgen früh rausmuss. Was möchten Sie trinken?«
»Ein Glas Wein wäre schön.«
»Ich dachte, Sie trinken keinen Alkohol.«
»Nur gelegentlich, wenn ich mich entspannen will.«
»Sie sind nicht zum Entspannen hier.«
Sie lächelte. »Entschuldigung. Eine schlechte Formulierung. Das hier ist Arbeit, ich weiß. Ich bin nur müde, mehr nicht. Es war ein langer Tag.«
»Weiß oder rot?«
»Das ist mir gleich. Was Sie haben.«
Während er in der Küche eine Flasche Gavi di Gavi aus dem Kühlschrank holte und entkorkte und zwei Gläser einschenkte,
fragte er sich, ob es ein Fehler war, sie, selbst für kurze Zeit, bleiben zu lassen. Zurück im Wohnzimmer reichte er ihr eines der Gläser, zog sich einen Stuhl heran und setzte sich ihr gegenüber.
»Möchten Sie über den Artikel sprechen?«, fragte sie. »Wenn ja, sollten Sie ihn erst lesen.«
»Ich lese ihn später. Ich will mit Ihnen über den See sprechen und was dort geschehen ist. Deswegen habe ich Sie angerufen. Sie wussten von dem Mädchen, nicht wahr?« Sie wandte den Blick ab und trank einen Schluck Wein. »Nicht wahr?«, wiederholte er.
»Ja. Joe hat es mir erzählt.«
»Warum haben Sie nichts gesagt?«
»Ich dachte nicht, dass es wichtig ist.«
»Herrgott noch mal! Nicht wichtig! Wie konnten Sie das nur denken?«
Sie begegnete seinem Blick. »Er sagte, es sei ein Geheimnis, und er wollte nicht, dass es bekannt wird. Ist es wichtig?«
Er stand auf. »Alles ist wichtig, wie Sie sehr wohl wissen. Hören Sie mit dem Mist auf, und erzählen Sie mir, was passiert ist.«
Einen Moment lang schwieg sie. Er sah ihr an, wie es in ihrem Kopf arbeitete, zweifellos überschlug sie, wie viel sie preisgeben konnte. Dann zuckte sie mit den Schultern. »Ich verstehe nicht, warum es wichtig ist, aber ich erzähle es Ihnen trotzdem. Der Artikel über vermisste Menschen war der Auslöser. Er hatte es all die Jahre für sich behalten und musste es wahrscheinlich irgendjemandem erzählen. Ich glaube, er hatte das Gefühl, ich würde es verstehen, meinte wohl, dass wir die gleiche Wellenlänge haben, verwandte Seelen sind, wenn Sie so wollen.«
Logan muss ein Idiot gewesen sein, dachte er. »Und was genau hat er Ihnen erzählt?«
»Was passiert ist, als er Student war, wie im Buch.«
»Aber es war nicht wie im Buch, oder?«
»Nein. Sie wissen, dass es nicht so war.«
»Ich will es von Ihnen hören.«
Sie seufzte gequält. »Wenn Sie schon alles wissen, warum fragen Sie mich dann?«
»Weil ich genau wissen muss, was Joe Logan zu Ihnen gesagt hat. So wörtlich wie möglich bitte.«
»Ich verstehe immer noch nicht …«
»Erzählen Sie mir einfach, was er gesagt hat. Und lassen Sie nichts aus.«
Sie seufzte erneut. »Gut. Aber würden Sie bitte aufhören, so drohend dazustehen? Sie machen mich ganz
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