Teuflischer Pakt - Thriller
will.«
Sie wurde zunehmend lockerer und trank noch einen Schluck. »Irgendwie bist du ein unbeschriebenes Blatt«, sagte sie nach einer Weile und überlegte, ob sie ihn falsch eingeschätzt hatte.
»Wie meinst du das?«
»Wir arbeiten jetzt seit … wann zusammen?«
»Sechs Wochen.«
»Genau. Wir sitzen nebeneinander. Wir trinken ab und zu einen Kaffee oder ein Bier zusammen und hocken gemeinsam im Auto. Und trotzdem weiß ich nichts über dich.«
»Ich dachte, es interessiert dich nicht.«
»Also, jetzt interessiert es mich«, sagte sie, ein wenig verblüfft über seine Direktheit. »Gib mir eine Kurzfassung.«
»Okay. Wenn du darauf bestehst. Ich bin in Hongkong geboren, und meine Eltern leben immer noch dort. Mein Vater ist Chinese, meine Mutter Engländerin. Mein Vater ist besessen von diesem Land und hat mich mit dreizehn hierher zur Schule geschickt.«
»Ins Internat?«, fragte sie überrascht.
»Ja.«
»Wir waren zusammen in St. Thomas, und du hast kein Wort gesagt?«
»Du hast nicht gefragt.«
»Stimmt. Trotzdem hättest du es mir erzählen können.«
»Warum? Ich hatte sehr deutlich den Eindruck, du willst dieses persönliche Zeug nicht.«
Er sagte es sachlich, ohne eine Spur von Bitterkeit. Sie musste zugeben, dass er nicht unrecht hatte. Sie hatte ihn eigentlich nicht weiter beachtet und nichts über ihn wissen wollen. Er war einfach nur lästig gewesen, ein Neuling, dem man zeigen musste, wie der Hase läuft, während alle anderen unter Hochdruck arbeiteten. Aber jetzt war sie neugierig.
»Okay. Was hast du danach gemacht?«
»Ich bin nach Cambridge gegangen und habe Orientalistik studiert. Nach dem Examen wollte mein Vater, dass ich Anwalt werde, aber ich hatte die Nase voll vom Studieren.« Er hielt inne.
»Und dann?«
»Ich hatte mich gerade von meiner Freundin getrennt, mit der ich an der Uni drei Jahre zusammen war, sodass ich ungebunden war. Also bin ich um die Welt gereist. Eigentlich sollte es nur für ein Jahr sein, aber am Ende waren es sieben.«
»Tatsächlich? Was hast du die ganze Zeit gemacht?«
»Eine Weile bin ich durch die Welt gebummelt, erst durch Europa, dann durch die Staaten. Ich bin in Miami gestartet und weiter auf die Turks- und Caicosinseln gefahren, wo ich einen alten Freund besucht habe. Eins führte zum anderen, und ich beschloss, Tauchlehrer zu werden.«
»Tauchlehrer?«
»Ja. Ich tauche seit meinem zehnten Lebensjahr, und ich liebe es. Man lernt eine andere, großartige Welt kennen. Es gibt immer jede Menge Jobs auf den PADI-Seiten im Internet. Wie auch immer, dann war ich in Mexiko und Südamerika. Schließlich landete ich im Fernen Osten. Ich arbeitete im Tauchcenter irgendeines Ferienresorts, und wenn die Saison vorbei war oder ich mich gelangweilt habe, bin ich weitergereist. Ich habe mich bis zum Ausbilder hochgearbeitet. Da war ich dann in Thailand und hatte eine tolle Zeit.«
»Du solltest dich mit Mark unterhalten. Er liebt das Tauchen. Er hat gerade irgendeinen Kurs in Unterwasserfotografie gemacht.«
»Wirklich? Das wusste ich gar nicht. Er redet nicht viel über sich.«
Sie antwortete nicht. Es stimmte. Tartaglia legte Wert darauf, Berufliches und Privates strikt zu trennen, was ihn für die, die ihn nicht kannten, nur noch geheimnisvoller machte. Sie hatte gedacht, er sei ein Freund, ja, dass sie sich nahestanden, aber es sah so aus, als hätte sie sich getäuscht … Sie wollte Chang gerade eine weitere Frage stellen, um von Tartaglia abzulenken, als der Kellner mit ihrer Bestellung erschien. Sie aßen schweigend und ließen die Musik die Lücke füllen.
»Warum hast du aufgehört?«, fragte sie nach ein paar Minuten.
»Ich war gerade siebenundzwanzig geworden. Wahrscheinlich hatte ich das Nomadendasein satt, und ich hatte an den besten Plätzen der Welt getaucht. Die Aussicht, nach Hongkong zurückzukehren und im Geschäft meines Vaters unterzugehen, war nicht besonders verlockend, also bin ich zurück nach England. Das war immer meine zweite Heimat.«
Sie trank einen Schluck von ihrer Margarita und wünschte, sie hätte stattdessen ein Glas Wein bestellt. »Und warum dann die Polizei? Das ist doch ein ziemlicher Gegensatz, oder?«
Er zuckte die Achseln. »Mein Vater wollte immer noch, dass ich Anwalt werde, doch darauf hatte ich keine Lust.«
»Aber auf die Polizei?«
»Ich dachte, es ist einen Versuch wert. Es war normal genug, um ihn zufriedenzustellen, und trotzdem etwas völlig anderes, als er wollte. Am Ende gab er auf
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