Teuflischer Pakt - Thriller

lehnte sich, den rauchigen Geschmack des Whiskys genießend, an die Wand. Die Klimaanlage war mal wieder kaputt, und sie hatte das Fenster so weit es ging geöffnet. Die sanfte, staubige Brise fühlte sich gut auf dem Gesicht an und wehte den Geruch nach trockenem Gras und Erde vom nahe gelegenen Stadtpark herein. Von der sonst so befahrenen Straße drang kaum Lärm herauf, und irgendwo in der Nähe hörte er einen Fuchs bellen.
    Steele trank einen Schluck Whisky, hustete, als sei sie es nicht gewohnt, und stellte den Becher mit tränenden Augen auf den Schreibtisch. »Das ist schon besser«, sagte sie heiser und räusperte sich. Sie schaukelte in ihrem Stuhl zurück und sah zu ihm auf. »Also, was haben wir? Was schließen Sie aus den bisherigen Ergebnissen?«
    Tartaglia massierte sich das Kinn, bemerkte plötzlich die dicken rauen Stoppeln und wünschte, er hätte Zeit für eine schnelle Rasur gehabt. Er hoffte, dass es ihr nicht aufgefallen war.
    »Das Material aus der Überwachungskamera des Friedhofs wird analysiert, aber soviel ich gesehen habe, suchen wir nach einem recht kräftigen Mann, und angesichts der Planung ist es gut möglich, dass mehrere Personen involviert sind. Die Spurensicherung hat das Dach gründlich untersucht, allerdings keine
verwertbaren Hinweise gefunden. Der Mann auf dem Video trug Handschuhe, Fingerabdrücke habe ich also nicht erwartet, aber sie sagen, es sieht sogar so aus, als sei das Dach gefegt worden.«
    Sie nickte. »Dann haben wir es mit jemandem zu tun, der organisiert ist und vorausplant. Aber worum geht es ihm eigentlich? «
    Er zuckte die Achseln. »Als ich gehört habe, dass Logan kastriert wurde, war mein erster Gedanke, dass es sich um ein sexuelles Motiv handelt, vor allem in Verbindung mit dem Friedhof. Ich habe, wie Sie, an die Soho-Morde gedacht, doch bis jetzt gibt es keinen Grund zu der Annahme, dass Logan schwul war.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Nichts deutet daraufhin. Im Augenblick ist die einzig mögliche Verbindung zur Schwulenszene der Fundort der Leiche. Der Mörder kennt offensichtlich das Gelände, aber viele Menschen besuchen den Friedhof und sind nicht schwul. Das Problem ist, wir wissen nicht, wie und wo Logan seinen Mörder getroffen hat. Das letzte Mal wurde er gegen fünf Uhr nachmittags auf dem Treidelpfad gesehen, als er sein Fahrrad von der Anlegestelle hinaufschob, um sich mit jemandem zu treffen.«
    »Warum ist er kastriert worden? Was meinen Sie?«
    Er verzog das Gesicht. »Das kann viele Gründe haben. Selbst wenn er nicht schwul war, kann ein sexuelles Motiv dahinterstecken – ein Zeichen der Verachtung oder eine Bestrafung. Vielleicht wollte jemand ein Exempel statuieren, als Warnung für andere. Er sollte gefunden werden, so viel ist klar, und die Wahl der Gruft ist auffällig, obwohl ich keine Ahnung habe, was es bedeuten soll.«
    »Glauben Sie, wir haben es mit Drogen- oder Bandenkriminalität zu tun? Dem organisierten Verbrechen?«
    »Das würde zu der Tötungsmethode passen. Wir wissen nur,
dass Logan Schriftsteller und Lehrer war und früher Schauspieler. Wir wissen noch nicht, ob er in etwas verwickelt war, aber wenn er gedealt hat, dann nicht vom Boot aus. Die Nachbarn hätten etwas bemerkt, und wir hätten Beweise gefunden.«
    »Wenn wir Glück haben, finden wir etwas in seinen Papieren oder Kontoauszügen.«
    Er nickte. »Vielleicht ist es ein Verbrechen aus Leidenschaft, vielleicht hat er sich mit der Frau oder Freundin von irgendjemandem eingelassen, der eine Waffe hat.« Er überlegte kurz, dann spekulierte er weiter. »Aber alles war sorgfältig geplant. Logan wurde irgendwohin gebracht, misshandelt und exekutiert. Wer auch immer das getan hat, stand direkt vor ihm, als der tödliche Schuss abgegeben wurde. Er hat ihm in die Augen gesehen. Es muss ein persönliches Motiv sein.«
    Er beobachtete Steeles Gesicht, doch es zeigte keine Reaktion. Laut Gerüchteküche im Revier hatte Steeles direkter Vorgesetzter, Superintendent Clive Cornish, die haarsträubende Theorie verbreitet, dass sich irgendein schießwütiger Spinner Logan zufällig auf der Straße herausgepickt hatte. Cornish war die Karriereleiter in Uniform hinaufgeklettert und hatte keinerlei eigene Erfahrung in Mordfällen vorzuweisen; er war bestens für seine teuren Anzüge und sein aalglattes politisches Geschick bekannt. Tartaglia hatte keine Ahnung, ob Cornish tatsächlich dieser Ansicht war, es sah ihm allerdings sehr ähnlich. Und er hatte keine Ahnung, was Steele