Teuflischer Pakt - Thriller
Literaturzirkel gründen wollten; er hatte allerdings keine Ahnung, was daraus geworden war.
»Das macht nichts«, sagte Ryan. »Lassen Sie es mich so ausdrücken. Es ist eine literarische Meisterleistung, aber gleichzeitig eines dieser seltenen, genreübergreifenden Exemplare, das bei allen Lesern gut ankommt. Es hat einen angesehenen Preis gewonnen, doch Joe weigerte sich kategorisch, zu der Verleihung zu kommen. Er hat sich damit herausgeredet, dass er krank ist, aber ich weiß, dass er nicht kommen wollte. Am Ende musste ich den Preis für ihn entgegennehmen. Er hasste das Rampenlicht.«
»Unseres Wissens hat eine Journalistin namens Anna Paget ein Interview mit ihm gemacht.«
Sie schüttelte den Kopf. »Das bezweifle ich. Ich werde seinen Presseagenten fragen, aber soviel ich weiß, wollte Joe mit niemandem reden, und ich meine, mit niemandem .«
»Würden Sie das für uns nachprüfen, ehe wir gehen?«
»Sicher«, sagte sie achselzuckend.
»Wann haben Sie zuletzt mit ihm gesprochen?«
»Seit unserem Mittagessen nicht mehr. Nach dem Galadinner anlässlich der Preisverleihung hat Radio 4 uns verfolgt und Joe ein Gespräch mit Mark Lawson in Front Row angeboten, und ich hatte gehofft, dass wir ihn irgendwie dazu überreden
können. Sein Presseagent hatte kein Glück, deswegen habe ich versucht, ihn anzurufen, und mehrmals eine Nachricht hinterlassen, aber er hat sich nicht gemeldet.«
»Warum war er so ablehnend?«
»Die meisten Schriftsteller hassen es, in der Öffentlichkeit zu stehen. Es genügt ihnen völlig, Worte aufs Papier zu bringen, aber darüber zu reden ist eine andere Geschichte. Außerdem kostet Interviews zu geben und Bücher zu signieren eine Menge Zeit.«
»Warum haben Sie ihn damit gequält, wenn er es nicht wollte? «, fragte Donovan.
Ryan lehnte sich zurück und seufzte schwer. »Bedauerlicherweise gehört es heutzutage zu unserem Job, vor allem, wenn man plötzlich einen Preis gewonnen hat und einen Bestseller in den Händen hält. Ich habe verstanden, dass es für Joe schwierig war. Er hat dieses Buch geschrieben, brauchte, wie er mir erzählt hat, einige Jahre dafür und hatte das Gefühl, dass das reichen musste. Das Buch sollte für sich selbst sprechen, als existiere es völlig unabhängig von ihm.«
»Was ist daran falsch?«
»Wir brauchten dringend seine Unterstützung für die Werbung. Die Menschen sind wissbegierig, sie wollen den Autor kennenlernen, vor allem, wenn es jemand ist, der aus dem Nichts auftaucht und so unerwarteten Erfolg hat.«
»Und Sie wollen Bücher verkaufen«, sagte Tartaglia.
Sie lächelte. »Natürlich, obwohl es nicht nur ums Geld geht, mir jedenfalls nicht. Nur sehr wenige unserer Autoren schaffen es auf die Bestsellerliste. Meistens sind wir froh, wenn wir unsere Kosten decken können und hoffentlich ein klein wenig Gewinn machen, aber wenn sie den Jackpot knacken, nun, dann ist das höchst befriedigend für alle Beteiligten. Es hat uns allen so viel Auftrieb gegeben, und das lag nicht nur an den Verkaufszahlen. «
Der Druck muss riesig für Logan gewesen sein, dachte Tartaglia. Ihm fiel ein, was Maggie Thomas über Logans Aversion gegen Publicity gesagt hatte. Er konnte zwar beide Seiten der Medaille sehen, doch seine Sympathie galt eher Logan. Wenn es ihn Jahre gekostet hatte, seinen Roman zu schreiben, musste es ihm sehr viel bedeutet haben; es musste etwas unglaublich Persönliches sein. Er hatte eindeutig nicht damit gerechnet, dass sein Buch so ein Erfolg werden würde, und vielleicht war das auch gar nicht in seinem Interesse gewesen.
»Haben Sie eng mit ihm zusammengearbeitet?«, fragte er.
»Wir haben uns ein paarmal getroffen, aber hauptsächlich telefoniert oder gemailt. Er meinte, für ihn sei es schwierig, nach London zu kommen. Ich muss sagen, er war kein einfacher Autor für einen Lektor: Er hasste es zutiefst, auch nur die kleinsten Änderungen vorzunehmen. Für ihn war der ganze Prozess unglaublich schmerzhaft, und das tat mir leid, aber ich konnte nichts für ihn tun.«
»Wie gut kannten Sie Joe? Ich meine, was wissen Sie über sein Privatleben?«
»Nicht sehr viel, muss ich sagen. Ich weiß, dass er nicht verheiratet war, und ich glaube nicht, dass er jemals eine Freundin erwähnt hat. Der Protagonist in Indian Summer ist heterosexuell, deshalb habe ich angenommen, dass er es auch ist, aber viel weiter habe ich nicht gedacht. Wenn wir uns mal getroffen haben, haben wir über das Buch geredet. Er war nicht besonders
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