Teuflischer Pakt - Thriller
sich oft, was aus ihr geworden war, was für ein Leben sie geführt hatte oder wo sie wohl lebte. Auf dem Foto sah sie so jung und frisch aus, doch heute wäre sie alt genug, um seine Mutter zu sein. Seine Familie stammte ursprünglich aus einem kleinen Dorf in der Nähe von Rom und hatte sich Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts in Schottland niedergelassen. Er war in Edinburgh geboren und aufgewachsen, betrachtete sich jedoch immer noch als Italiener, ein Gedanke, der ihm vor allem deshalb gefiel, weil er ihn an seine Wurzeln erinnerte.
Er zog sein Jackett aus, hängte es über eine Stuhllehne und wandte sich fröhlich die Hände reibend zu Donovan um. »Also, was würdest du gerne essen?«
»Das ist mir egal. Was hast du denn da?«
»Weiß ich auch nicht so genau. Komm lieber mit und sieh selber nach.«
Sie folgte ihm durch den schmalen Flur, der vom Wohnzimmer
in den Küchenanbau im hinteren Teil des Hauses führte. Wie der Rest der Wohnung war sie modern, alles aus Edelstahl und Holz, mit einem großen runden Glastisch in einer Ecke. Der Nachbargarten war erleuchtet, und auf der anderen Seite der Mauer vergnügten sich jede Menge Menschen. Selbst durch das geschlossene Fenster konnte er den Rauch vom Grill riechen, und er bekam noch mehr Hunger.
Er öffnete den Kühlschrank und betrachtete die Schachteln aus der Food Gallery , dem besten Feinkostgeschäft in Barnes.
»Tolle Auswahl«, sagte Donovan und spähte über seine Schulter. »Und du lachst mich wegen meiner Mikrowelle aus. Hast du das Kochen aufgegeben?«
»Nein. Das ist nur für solche Notfälle wie heute Abend. Was soll es sein? Wir haben Lamm, thailändisches Hühnercurry, Huhn mit Zitrone und Ingwer oder Moussaka. Du hast die Wahl. Und ich habe noch Pesto, das meine Schwester Nicoletta letzte Woche im Urlaub gemacht hat. Sie hat mir ein paar Gläser mitgegeben.« Er sah sich zu ihr um. »Wir können Spaghetti al Pesto kochen, wenn du magst.«
Sie runzelte die Stirn. »Ich dachte, du warst mit deinem Cousin Alessandro beim Tauchen.«
»War ich. Ich war bei ihm in Neapel, dann sind wir zusammen nach Sizilien gefahren. Aber auf dem Rückweg habe ich einige Tage bei Nicoletta und ihrer Familie verbracht. Sie und John haben für zwei Wochen ein Ferienhaus an der Küste südlich von Rom gemietet.«
Sie schaute ihn neugierig an. »Und wie war’s?«
Er zuckte mit den Schultern und fragte sich, warum sie das so interessierte. Er sah seine Schwester Nicoletta, die mit ihrem Mann John und den beiden Kindern im Norden von London lebten, oft – zu oft, wie er manchmal dachte. Er war nicht gerade erpicht darauf gewesen, ein paar Tage seines wertvollen Urlaubs mit ihnen zu verbringen, doch Nicoletta hatte ihm deutlich zu
verstehen gegeben, dass ihm keine Wahl blieb. Um des lieben Friedens willen, hatte er nachgegeben, wie immer. Er hatte kein Problem mit den Kindern oder John, einem intelligenten, sanften, übertrieben bescheidenen Mann, den er von Herzen mochte, unabhängig von der familiären Verbindung. Aber Nicoletta kannte keine Grenzen, besonders, was ihren jüngeren, unverheirateten Bruder anging. An den meisten Sonntagen ging er zum Mittagessen zu ihnen, was für seinen Geschmack mehr als genug war, um die Familienpflichten zu erfüllen. Donovan hatte sie bei mehreren Gelegenheiten getroffen, aber er hatte Nicoletta klargemacht, dass da nichts zwischen ihnen lief. »Wie schade«, hatte seine Schwester nicht nur einmal deutlich betont, ganz so, als glaubte sie ihm nicht und wolle mehr aus ihm herauslocken, aber er hatte sich nicht hinreißen lassen.
»Es war okay«, sagte er. »Sie hat versucht, mich mit einer ihrer Freundinnen zu verkuppeln, wie immer.«
»Und?«
Er begegnete ihrem Blick. Egal wie attraktiv einige von Nicolettas Freundinnen waren, sie lockten ihn nicht hinter dem Ofen hervor. Lieber blieb er Junggeselle. »Nichts und. Also, was willst du essen?«
»Was am schnellsten und leichtesten geht.«
»Dann gibt es Spaghetti«, sagte er und holte ein kleines Glas aus dem Kühlschrank. Er spähte hinein und überlegte, was er ihr außerdem anbieten könnte. »Wenn du Glück hast, habe ich sogar noch etwas Eisbergsalat. Möchtest du ein Bier oder ein Glas Wein? Oder lieber etwas ohne Alkohol?«
»Gerne ein Glas Wein, wenn es keine Umstände macht.«
»Überhaupt nicht. Wenn du Rotwein willst, bedien dich an der Flasche da drüben auf dem Tresen. Ich habe ihn erst gestern aufgemacht, er müsste also noch gut sein. Weißwein steht im
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