Teuflischer Pakt - Thriller
gegeben hatte, gehörte zu einem umgebauten Lagerhaus in der Tabernacle Street, zwischen Old Street und City Road. Die Anwaltskanzlei, in der Khan gearbeitet hatte, war von hier aus zu Fuß erreichbar. Ursprünglich ein Viertel, in dem Möbelindustrie angesiedelt war, hatte sich die Gegend völlig gewandelt, seit Tartaglia vor zehn Jahren das letzte Mal hier gewesen war: Aus ehemaligen Fabrikgebäuden und Lagerhallen waren teuer umgebaute Lofts geworden, und überall schossen Restaurants, Bars und Galerien wie Pilze aus dem Boden. Er wies Minderedes an, auf der Straße zu warten, während er in das Gebäude ging und auf die Klingel neben Khans Namen drückte. Innerhalb kürzester Zeit antwortete ein Mitglied aus Graingers Team. »Nehmen Sie den Lift in den vierten Stock«, sagte eine Stimme.
Eine dünne, drahtige Frau mit kurzen dunklen Haaren und Aknenarben im Gesicht wartete vor dem Lift auf ihn und stellte sich als Linda Barber, Opferschutzbeamtin, vor.
»DI Gerachty hat Sie bereits angekündigt«, erklärte sie. »Aber ich fürchte, Sie kommen umsonst. Khans Freundin, Lauren, schläft. Sie musste sediert werden, das arme Ding. Sie sieht aus, als hätte sie gerade erst die Schule verlassen, und weiß nicht, was ihr widerfahren ist.«
Tartaglia folgte Barber in den großen Wohnbereich, wo ihn die kühle Luft einer Klimaanlage willkommen hieß. Über die gesamte Länge des Raums erstreckte sich eine deckenhohe Fensterfront mit einem wunderbaren Blick auf die Skyline der City und den Swiss-Re-Tower, die sogenannte »Gurke«. Im
hinteren Teil des Raums befanden sich hinter einer Trennwand aus Glas die Küche und eine Bar, und er nahm an, dass auf der großen Galerie darüber die Schlafräume lagen. An einer Wand hing ein überdimensionierter Plasmabildschirm, auf dem eine alte Folge von Columbo lief.
»Konnten Sie irgendetwas von Lauren erfahren?«, fragte er, während Barber zu einem der Sofas ging, auf dem sie gesessen hatte, und den Fernseher stumm schaltete.
»Genug, um erst mal weiterzumachen. Sie sagt, sie sei gestern Abend gegen halb acht hierhergekommen, und erwartete ihn um acht. Anscheinend hat er ihr einen Schlüssel gegeben, obwohl sie sich noch gar nicht so lange kannten. Lauren ist Model, sagt sie. Sie haben sich auf der Party eines Mandanten kennengelernt. Wie auch immer, sie wollten mit Freunden essen gehen, und er hatte sie gebeten, pünktlich zu sein. Als er nicht auftauchte, versuchte sie, ihn auf dem Handy zu erreichen, aber es war ausgeschaltet, also hat sie im Büro angerufen. Dort sagte man ihr, dass er zu einem Termin mit einem Mandanten im West End gegangen sei und nicht mehr im Büro zurückerwartet wurde. Sie blieb die ganze Nacht hier und wartete auf ihn, und als er heute Morgen immer noch nicht erschienen war, rief sie ihren Vater an, und der hat die Polizei verständigt. Ihre Mutter sitzt jetzt im Zug von Leicester hierher.«
»Sie wissen nicht, wann sie wieder aufwachen wird?«
Sie schüttelte den Kopf. »Der Arzt ist gerade erst gegangen. Ich vermute, sie wird auf jeden Fall einige Stunden schlafen. Ich habe die Anweisung, DI Gerachty anzurufen, sobald sie aufwacht.«
»Was ist mit seinen Angehörigen? Sind die verständigt?«
»Wir wissen nur, dass sie irgendwo in Harrow leben, aber Lauren kennt sie nicht. Wir versuchen, sie über die Personalabteilung seiner Kanzlei ausfindig zu machen.«
Er seufzte frustriert. Vorerst konnte er nichts tun. »Gut. Vielen
Dank. Ich sehe mich mal ein bisschen um. Wo schläft sie? Ich will sie nicht stören.«
»Im Gästezimmer, gleich da hinten. Bei der Vorstellung, in seinem Bett zu schlafen, hat sie sich furchtbar aufgeregt, und dann dachte ich mir, dass es so in jedem Fall besser ist, falls sie noch da ist, wenn wir anfangen, seine Sachen zu durchsuchen. Aber keine Sorge, Sie können kommen und gehen, wie Sie wollen. Im Augenblick würde sie nicht mal eine Bombe wecken.«
Er unterzog den Raum einer flüchtigen Prüfung, aber außer dass Khan nicht gerade arm war, ließ sich nichts daraus schließen. Sein Hauptinteresse schien schnellen Autos gegolten zu haben. Vier große, gerahmte Fotografien von neueren Formel-1-Wagen hingen an einer Wand, und darunter stand auf einem Bücherregal das glänzende Modell eines Ferrari Testarossa auf einem Granitsockel. Die Möbel waren modern und teuer, und an der anderen Wand gab es zwei riesige, bunte abstrakte Gemälde, die gut aus einer der umliegenden Galerien stammen konnten. Er fragte sich, ob Khan
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