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Teuflischer Sog

Teuflischer Sog

Titel: Teuflischer Sog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Die Kollision löste noch nicht einmal die Airbags aus.
    Juan erkannte seinen Fehler auf Anhieb. Dies war kein Park, und es dauerte ein paar Sekunden, bis er begriff, um was es sich in Wirklichkeit handelte. Akkurat im Schachbrettmuster angelegt wie bei einer Lilliput-Stadt standen dort tausende von wunderschönen Gebäuden im Maßstab eins zu fünf. Sie waren so kunstvoll verschnörkelt wie nichts, was sie in dieser Nacht sonst gesehen hatten, mit Marmorsäulen, Bronzestaturen, kleinen Türmchen auf den Dächern und vielfältiger religiöser Ikonographie.
    Dies war gar kein Park. Es war ein Friedhof, und das waren keine Miniaturbauten, sondern prachtvolle Mausoleen.
    Nach dem Arlington National Cemetery in Washington und Père Lachaise in Paris war der Cementerio de la Recoleta wahrscheinlich der berühmteste Friedhof der Welt. Alle reichen und prominenten Persönlichkeiten der Stadt – inklusive Evita Perón – waren hier in einigen der dekorativsten und atemberaubendsten oberirdischen Grabmälern, die je gebaut worden waren, zur ewigen Ruhe gebettet worden. Er war zu einem Touristenziel geworden, kaum dass er geöffnet worden war.
    Außerdem stellte er ein Labyrinth dar, das für ein Automobil zu eng war, und besaß auf allen vier Seiten hohe Mauern.
    Juan hatte sie in eine Sackgasse manövriert.

21
    Sie hatten keine andere Wahl, als das Beste aus ihrem Fehler zu machen.
    »Mark, jetzt ist Rauch angesagt! Gib alles, was du hast.«
    Während Murph begann, Rauchgranaten aus dem Wagen zu schleudern und eine Nebelwand hinter ihnen zu erzeugen, bog Juan auf einen der breiteren Wege zwischen den Mausoleen ein. Das Kopfsteinpflaster forderte die überlastete Federung des Wagens bis an seine Grenzen, und der Weg war so schmal, dass ein kleiner Lenkfehler den Mitsubishi seinen noch verbliebenen Außenspiegel kostete.
    Sie hatten nicht mehr als zwanzig Meter zurückgelegt, als sich der Weg wegen eines zu großen Marmorgrabmals weiter verengte. Sie konnten nicht umdrehen, Juan blickte über die Schulter. Ein anderer Pfad stieß schräg auf den Weg, auf dem sie sich befanden. Er legte den Rückwärtsgang ein und lenkte den Wagen hinein, wobei Lack von den Türen geschält wurde, während sie an der Statue irgendeines Politikers entlangschrammten. Das einzig Versöhnliche war, dass der Regen endlich ein wenig nachgelassen hatte. Die Sicht war zwar noch immer miserabel, zumal der Rauch um die Gräber wallte, aber sie hatte sich immerhin verbessert. Der andere Trost war, dass ihnen weder der Streifenwagen noch der Cadillac folgen konnte.
    Er fragte sich, ob sie zu Fuß auf sie Jagd machen würden, und kam zu dem Schluss, dass sie wahrscheinlich damit rechnen mussten. Die Wut, die er in Espinozas Augen gesehen hatte, konnte nur mit Blut gestillt werden.
    Der Wagen streifte eine Marmorbüste und riss sie von ihrer Grabstätte herab. Der steinerne Kopf rollte wie eine verformte Bowlingkugel über die Pflastersteine. Juan musste jetzt alles, was er im Fahrunterricht gelernt hatte, aufbieten, um zu verhindern, dass der Wagen das Mausoleum auf der gegenüberliegenden Seite rammte.
    Er bemerkte, dass sich der Pfad wieder gabelte, und setzte rückwärts in einen breiter wirkenden Weg. Er verengte sich jedoch gleich wieder in Höhe eines Mausoleums, das wie die Replik einer Stadtkirche aussah. Dann zog er ein Stück vor und fuhr rückwärts in die andere Richtung. Bei derart schwachem Licht war es so gut wie unmöglich, präzise geradeaus zu fahren, und abermals streifte er eins der reich verzierten Monumente. Er entschuldigte sich stumm bei dem Geist der verstorbenen Person und setzte seinen Weg fort.
    Links von ihm tat sich eine breitere Gasse auf. Die Kurve war so eng, dass es ihn mehrere Versuche und eine Menge zertrümmerten Marmor und verbeultes Blech kostete, um sie zu nehmen. Sollten sie aus dieser Geschichte irgendwie heil herauskommen, dann, so schwor sich Cabrillo, würde die Corporation den Friedhofsbetreibern eine nicht unerhebliche anonyme Spende überweisen.
    Im Lichtkegel des einzigen noch funktionierenden Scheinwerfers schoss eine der unzähligen Katzen, für die dieser Ort berühmt war, aus ihrem Versteck, das Fell triefend nass. Juan bremste instinktiv. Das Tier bedachte ihn mit einem hasserfüllten Blick und schlich davon.
    Plötzlich wurde die Welt grellweiß. Es dauerte eine Sekunde, bis sich Juans Augen darauf einstellten. Über ihnen hatte ein unsichtbarer Hubschrauber seinen Suchscheinwerfer eingeschaltet und

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