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Teuflischer Sog

Teuflischer Sog

Titel: Teuflischer Sog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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hinzugefügt wurde, sobald sich die Gasmischung lebensbedrohlich veränderte.
    Die Männer trugen mikrodünne schwarze Tauchanzüge, und zwar nicht so sehr als Kälteschutz – das Wasser war körperwarm –, sondern um ihre weiße Haut zu verbergen. Ihre Tauchschuhe besaßen dicke Gummisohlen und abnehmbare Schwimmflossen für den Fall, dass sie eilig aus dem Wasser steigen mussten.
    »Es wäre nett, wenn wir das Ganze etwas näher an der Küste veranstalten könnten«, meinte Jerry Pulaski. Es war eine Feststellung, in der ein leiser Tadel mitschwang.
    »Das wäre es«, pflichtete ihm Juan bei und unterdrückte ein Grinsen. Auf Satellitenbildern war zu erkennen, dass sich die nächste Stadt am Fluss etwa acht Kilometer stromabwärts befand. Und wenn er Mitglied der argentinischen Junta wäre, würde er irgendeinen Hafenpenner dafür bezahlen, dass er Laut gab, sobald er etwas Verdächtiges sah oder hörte. In diesem Teil der Welt war Patriotismus nur ein schlechter Ersatz für einen leeren Magen, daher hatte das Team eine lange Nacht vor sich. Cabrillo wandte sich an Murphy: »Möchtest du vielleicht?«
    »Verdammt, nein«, sagte Mark. »Wenn wir uns verrechnet haben, wirst du sicher verlangen, dass wir das Boot bezahlen.«
    Juan zuckte die Achseln. »Das ist ein Argument.«
    Bis zur Brust im Wasser stehend, streckte er den Arm über einen der aufblasbaren Fender und öffnete das Ablassventil. Luft zischte unter hohem Druck aus der Düse, bis der schwarze Gummischlauch schlaff war. Dann gab er Jerry mit einem Kopfnicken zu verstehen, er solle das Gleiche auf der anderen Seite tun. Und es dauerte nicht lange, da hatten sie die Hälfte der Fender geleert. Wasser schwappte über den Rand, während das Boot im Fluss tiefer sank. Cabrillo und Pulaski drückten von oben auf den Rumpf. Das Boot sank weiter und blieb untergetaucht, obgleich der Bug schon bald wieder aus dem Wasser ragte. Mehr Luft wurde abgelassen, bis das RHIB keinen Auftrieb mehr hatte und perfekt ausbalanciert im Wasser schwebte.
    Was nicht überraschte, denn die Berechnungen für den zusätzlichen Ballast stimmten haargenau.
    Die Mitglieder des Teams legten ihre Tauchgeräte an, setzten die Vollgesichtsmasken auf und führten einen Kommunikationstest durch. Das Risiko, auf Krokodile oder Kaimane zu treffen, war gering, doch alle hatten Harpunen in speziellen Holstern an ihre Oberschenkel geschnallt.
    Juan durchschnitt das Seil, mit dem das RHIB an der Hütte festgebunden war, und ließ es von der Strömung mitnehmen. Während jeder Mann eine Leine hielt, die an dem Boot befestigt war, schwammen sie mit ihrer schwerfälligen Fracht in die Mitte des Flusses. Cabrillo kam es so vor, als versuchten sie, ein Flusspferd zu treiben.
    Während der ersten paar Kilometer blieben sie dicht unter der Wasseroberfläche und ließen sich mit der Strömung treiben, die nicht gerade unbedeutend war. So weit von der Lichtflut größerer Städte entfernt, bildete der Himmel eine dunkle Kuppel voll glitzernder Sterne, die so hell und zahlreich erstrahlten, dass es schien, als wäre der Nachthimmel in diesem Teil der Welt silbern und nicht schwarz. Es war mehr als hell genug, um beide Flussufer sehen und das träge Boot genau in der Mitte des Kanals halten zu können.
    Erst als sie sich dem nächsten Dorf näherten, ließen die Männer Luft aus ihren Auftriebsausgleichstanks ab und sanken mit dem Boot bis dicht über den Grund. Juan hatte eine Kompasspeilung vorgenommen, ehe er unter die Wasseroberfläche abtauchte. Er steuerte sie, indem er sich nach der Leuchtanzeige richtete. Da das Wasser beinahe Körpertemperatur hatte, kam es ihm so vor, als hätte er seinen Tastsinn völlig eingebüßt. Sie trieben etwa anderthalb Kilometer weiter, wobei die Männer mit ihren Schwimmflossen gelegentliche Lenkmanöver ausführten, ehe Cabrillo das Zeichen zum Aufsteigen an die Wasseroberfläche gab.
    Das einsam gelegene Dorf befand sich ein gutes Stück hinter ihnen, und dann stellten sie fest, dass sie den Fluss wieder für sich hatten. Selbst wenn irgendwelche Boote unterwegs gewesen wären, hätte ihre schwarze Kleidung und die Tatsache, dass ihre Köpfe nur zum Teil zu sehen waren, jedem Eingeborenen vorgegaukelt, dass das Team nicht mehr war als ein paar Äste, die von der Strömung langsam in Richtung Argentinien getragen wurden.
    Stunden verstrichen. Es war ein schwaches Leuchten hinter der nächsten Flussbiegung, welches ihnen verriet, dass sie sich der Grenze näherten.

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