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Teuflischer Sog

Teuflischer Sog

Titel: Teuflischer Sog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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winkten dem rasenden RHIB zu und riefen spanische Worte herüber. Die drei Männer am Steuer blieben ihren Rollen treu und ließen sich nicht dazu herab, darauf zu antworten. Als die argentinischen Soldaten nahe genug herangekommen waren, um die braunen Mützen zu erkennen, verstummten ihre fröhlichen Rufe sofort. Die meisten hatten plötzlich das Bedürfnis, sich anzusehen, was auf der anderen Seite des alten Kahns passierte.
    Auf dem Fluss herrschte nur wenig Verkehr. Vorwiegend waren es handgefertigte Pirogen, die mit einzelnen Paddlern besetzt waren und in Ufernähe nach Fischen suchten. Juan fühlte sich irgendwie schuldig, als sie in die schäumende Heckwelle des RHIB gerieten, aber die Fahrt zu verlangsamen, wäre das Letzte gewesen, was ein Angehöriger der Neunten Brigade tun würde. Tatsache war, dass sie wahrscheinlich die Einbäume aufs Korn genommen und diese mitsamt ihren Insassen unter Wasser gepflügt hätten.
    Zweieinhalb Stunden zügiger Fahrt flussabwärts brachte sie zu einem Nebenfluss, der etwa halb so breit wie der Hauptfluss schien. Es war der Rio Rojo, der seinen Namen dem stark eisenhaltigen Uferschlamm in seinem Oberlauf zu verdanken hatte. Und in der Tat war das Wasser rötlich braun und erinnerte an eine Blutwolke, die von der Strömung verteilt wurde. Pulaski war mittlerweile aufgewacht. Er und Mike suchten den Fluss aufmerksam nach irgendwelchen Anzeichen ab, dass sie beobachtet wurden. Aber da war nichts als der Fluss und der Dschungel, der sich ihnen als eine solide Wand vielfältigster üppiger Vegetation darbot.
    »Alles klar«, machte sich Mark über dem Dröhnen der Motoren bemerkbar.
    »Alles klar«, antwortete Jerry vom Bug aus und ließ sein Fernglas sinken.
    Juan nahm das Gas so weit zurück, dass sie die scharfe Kurve schafften, und schob die Gasregler wieder nach vorn, sobald der Bug stromaufwärts zeigte. Der Rio Rojo war weniger als fünfzig Meter breit, und die hoch aufragenden grünen Pflanzenwände rechts und links von ihnen schienen sich über ihren Köpfen zu treffen und verliehen dem Sonnenlicht einen grünlichen Schimmer. Es war, als bewegten sie sich durch einen Tunnel. Ihre Heckwelle schäumte über die Lehmufer und löste Erdbrocken, die im Wasser versanken und sich auflösten.
    Sie begnügten sich mit einem mäßigen Tempo, denn nach weniger als fünf Minuten trafen sie wie erwartet auf einen Schlepper, der im Hochland gefällte Baumstämme hinter sich herzog. Der Schlepper war eine buglastige Schute mit Holzrumpf. Schwarzer Qualm wallte aus ihrem Auspuff und aus dem Maschinengehäuse am Heck. Die Baumstämme trieben im Wasser und wurden durch die äußeren Stämme zusammengehalten, die zu diesem Zweck aneinandergekettet waren. Cabrillo schätzte, dass es mindestens zweihundert sechs Meter lange – wie es schien – Mahagonistämme waren. Er vermutete, dass eine größere Ladung in diesem engen Fluss zu unhandlich gewesen wäre.
    »Kein Funkmast«, stellte Mark Murphy fest.
    »Wahrscheinlich haben sie ein Satellitentelefon«, erwiderte Juan. »Aber ich glaube nicht, dass sie uns erwähnen werden. Sie erkennen, dass wir zur Neunten Brigade gehören, und wollen keinen Ärger mit uns.«
    Sie hielten sich auf der rechten Seite des Kanals, als sie das Holzschiff passierten. Kein Angehöriger der Mannschaft erlaubte sich auch nur eine knappe Begrüßungsgeste. Im Gegenteil, die drei Männer auf dem Schlepper blickten die ganze Zeit über beharrlich stromabwärts.
    Sobald sie wieder freie Bahn hatten, schob Juan die Gashebel weiter nach vorn, musste jedoch schon Sekunden später wieder das Tempo drosseln. Ein beinahe identischer Schleppzug tauchte vor ihnen auf. Dieser kam gerade um eine scharfe Flussbiegung herum und befand sich auf Cabrillos Flussseite. Die Tradition verlangte es, dass Juan sein Boot stoppte, bis die schwimmende Holzladung die Biegung hinter sich hatte und sich wieder auf Kurs befand. Doch die überheblichen Soldaten einer paramilitärischen Elitetruppe interessierten sich nicht die Bohne für flussschiffahrtstechnische Gepflogenheiten.
    Auf Spanisch rief Juan: »Halten Sie an, und lassen Sie uns passieren!«
    »Ich kann nicht«, rief der Schiffskapitän zurück.
    Er hatte gar nicht nachgesehen, wer ihn angesprochen haben mochte. Stattdessen beobachtete er, wie die treibende Masse Baumstämme sich der kurveninneren Seite immer mehr näherte. Falls sie das Ufer rammte, war es möglich, dass sein Boot nicht stark genug war, um die Baumstämme wieder

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