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Teuflischer Sog

Teuflischer Sog

Titel: Teuflischer Sog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Gürteltasche.
    »Es wird Zeit«, sagte Juan. Der Dschungel war so dicht, dass seine Stimme wie aus dem Nichts zu kommen schien, dabei war er nur einige Schritte entfernt.
    »Ich bin fertig.« Mark tauchte aus der Gondel auf. Während er ein letztes Mal zurückschaute, schwor er sich, die Namen der Männer, die hier abgestürzt waren, zu ermitteln und ihre noch lebenden Angehörigen zu informieren.

4
Wilson/George-Forschungsstation Antarktische Halbinsel
    Der Wind hatte zugenommen, fegte heulend über die Kuppelbauten und hatte wirbelnde Schneekaskaden im Gefolge. Das Seltsame an diesem abgelegensten Kontinent der Erde ist, dass er, obgleich mit Schnee bedeckt, als Wüste betrachtet wird, in der nur geringe Mengen Niederschlag zu verzeichnen sind. Auf der Halbinsel schneite es weitaus häufiger als weiter landeinwärts, so dass es durchaus möglich war, dass die Flocken, die die Forschungsstation zudeckten, schon vor Hunderten von Jahren gefallen waren.
    Dies war noch nicht das Unwetter, auf das sie warteten, sondern nur ein dezenter Hinweis darauf, dass der Mensch hier vor allem ein Eindringling ist.
    Andy Gangle erwachte mit rasenden Kopfschmerzen. Es war nicht das dumpfe Pochen nach einer viel zu langen Zeit, die er auf einen Computermonitor gestarrt hatte. Eher waren es bohrende Messerstiche, als hätte er etwas zu Kaltes zu schnell getrunken, und ganz gleich was er tat – wie zum Beispiel chemische Handwärmer gegen die Schläfen pressen, als wollte er sein Gehirn auftauen –, nichts half.
    Nicht das dunkle Zimmer, nicht die Schmerztabletten, die er sofort nach Einsetzen der Qualen trocken hinuntergeschluckt hatte. Trotz seines dringenden Bedürfnisses nach Privatsphäre drang ein leises Stöhnen über seine fahlweißen Lippen, ein klagender, wenn auch unbeabsichtigter Hilferuf. Zusammengerollt wie ein Fötus lag er auf dem schweißdurchtränkten wirren Knäuel aus Laken und Wolldecken. An der Wand gegenüber von Gangles Bett und seit seiner Ankunft auf ihn herabblickend, hing das ikonenhafte Bild Albert Einsteins, auf dem er dem Fotografen die Zunge herausstreckt.
    Er hatte dieses Bild bei einem wissenschaftlichen Quiz in der achten Klasse gewonnen, dann hatte es während der Highschool an seiner Zimmerwand gehangen und stets in einer Folge von Studentenwohnheimen seinen Ehrenplatz gehabt. Es war zwar ein wenig zerknittert, aber immer, wenn er Sorgen oder Probleme hatte, betrachtete er dieses Foto und erkannte das Absurde in allem, was ihn gerade quälte. Wenn Einstein mit der Last der Erkenntnis, dass seine Gleichungen dazu beigetragen hatten, die Bevölkerung zweier japanischer Städte zu dezimieren, über die Welt lachen konnte, dann gab es wirklich nichts, das Andy Gangle hätte aufhalten können.
    Er betrachtete es jetzt und empfand ausschließlich Zorn. Eine blinde Wut, angestachelt durch die ungemilderte Qual, die durch sein Gehirn schnitt. Was wusste Einstein von Last, dachte Andy. Er hatte sich als junger Mann seinen Namen in Physik gemacht und den Rest seines Lebens damit verbracht herumzustümpern. Zur Hölle mit ihm. Zur Hölle mit ihnen allen! Schneller, als er es für möglich gehalten hatte, entwirrte Gangle seine schlaksigen Gliedmaßen, sprang aus dem Bett und riss das Poster von der Wand. Transparentes Klebeband hielt dort vier kleine Dreiecke aus Papier fest, doch der Rest kam in einem Stück herunter. Wild zerriss Andy das Poster, zerfetzte es mit Händen und Zähnen, so dass es als feuchtes Konfetti auf den Linoleumboden rieselte.
    Gina Alexander ging auf dem Weg zu ihrem Arbeitsplatz in der Küche an Andys Tür vorbei und dachte daran, dass in fünf Tagen, wenn sich das Wetter hielt, ein großes, wunderschönes C-130-Hercules-Flugzeug auf der Eispiste fünfhundert Meter landeinwärts von der Station entfernt landen würde und dass sie dort draußen wäre und es erwartete. Die nächste Station wäre Chile, dann Miami, dann … was?
    Ein Laut, der aus Andys Zimmer drang, als sie daran vorbeiging, klang so, als rührte er von einem Reptil her. Es war ein trockenes, raues Zischen wie von einer monströsen Schlange oder einer Riesenechse. Sie hielt mitten im Schritt inne und lauschte. Das Geräusch wiederholte sich nicht. Der Gedanke, an Andys Tür zu klopfen und zu fragen, ob alles okay sei, kam und ging, kaum dass ihr Gehirn ihn verarbeitet hatte. Wenn Andy Glotzauge ein Problem hatte, dann war das eben sein Pech. Er hatte das gesamte Team mit seinem seltsamen Verhalten verprellt, und Gina

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