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Teuflischer Sog

Teuflischer Sog

Titel: Teuflischer Sog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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zu Baumgruppe wanderten. Ihre Sägen heulten im Leerlauf, um dann ein schrilles Singen anzustimmen, wenn sie sich durch das Holz fraßen, das mehrere Generationen gebraucht hatte, um heranzuwachsen.
    Links von ihnen breitete sich der Kahlschlag wie ein Krebsgeschwür auf den Bergflanken aus, die bereits von einer neuen Fahrstraße zerschnitten wurden. Etwas erregte Juans Aufmerksamkeit. Er reichte Mark Murphy den Gammastrahlendetektor, holte ein Fernglas aus seinem Rucksack und vergewisserte sich, dass die Sonne nicht von den Linsen reflektiert wurde, ehe er es vor die Augen hielt.
    In einiger Entfernung konnte er eine ebene Fläche auf einem Hügel erkennen, die genutzt wurde, um dort Baumstämme auf die Sattelschlepper zu laden. Da standen ein Bauwagen mit Aluminiumaufbau und mehrere Spezialfahrzeuge für den Holzeinschlag: Harvester und Holzrücker mit Raupenketten. Dicht dahinter parkten die beiden Helikopter, die sie schon einige Zeit vorher gehört hatten, in der Nachmittagssonne. Ihre Rotoren hingen durch, und ihre Tarnfarbe verschmolz nahezu perfekt mit dem Dschungelgelände hinter ihnen.
    Soldaten standen in lockerer Paradeformation herum, während sich zwei andere Männer in Uniform – Offiziere, vermutete er – mit einer Gruppe Holzfäller unterhielten. Zu ihren Füßen lag ein verschmortes Stück Metallschrott. Juan konnte zwar keine Einzelheiten erkennen, aber man brauchte nicht allzu viel Fantasie zu haben, um zu dem Schluss zu kommen, dass es ein Trümmerteil der abgestürzten Rakete oder ihrer Nutzlast war. Er konnte verfolgen, wie einer der Zivilisten wiederholt den Berghang hinaufdeutete, so als ob dicht vor dem Gipfel oder vielleicht auch dahinter irgendetwas Wichtiges geschehen sei.
    »Was ist da los?«, fragte Mike.
    »Die Party fängt gleich an«, sagte Juan grimmig.
    »Ich habe etwas«, meldete Mark und schwenkte den Gammastrahlendetektor hin und her.
    »Wo?«, wollte Juan wissen.
    »Da drüben.« Mark deutete in die Richtung. »Das Signal ist zwar schwach, aber es kommt ganz eindeutig von dort, wo die Argies gerade ihr kleines Schwätzchen halten.«
    Juan stellte sich die Ereignisse vor, die zu dieser ganz besonderen Szene geführt hatten. Nachdem die Rakete explodiert war und ihre Bruchstücke überall in den Dschungel herabregneten, landete ein Teil in der Lichtung und wurde von den Holzfällern geborgen. Sie schleppten es zum Sammelplatz, um es ihren Vorarbeitern zu zeigen, die sofort das Militär riefen, um die Angelegenheit untersuchen zu lassen. In diesem Augenblick berichteten sie den Soldaten, dass auf der Bergspitze oder in ihrer Nähe ein zweites Stück Schrott vom Himmel gefallen war.
     
    Major Jorge Espinoza von der Neunten Brigade liebte Befehle. Er liebte es, sie zu empfangen, er liebte es, sie zu erteilen, und er liebte es zuzusehen, wie sie ausgeführt wurden. Über die Natur der Befehle machte er sich eigentlich niemals Gedanken. Ob es darum ging, während seiner Ausbildung sieben Tage lang durch ein Sumpfgebiet zu marschieren, um seine geliebte braune Mütze zu erringen, oder ein Dorf eingeborener Bauern niederzubrennen, machte für ihn keinen Unterschied. Er führte beide Befehle mit großer Entschlossenheit und Hingabe aus. In den Jahren seines Militärdienstes hatte er niemals auch nur danach gefragt, ob seine Anweisungen moralisch waren. Das spielte für ihn keine Rolle. Befehle wurden erteilt. Befehle wurden ausgeführt. Es gab nichts anderes.
    Die Männer sahen in ihm den vollendeten Führer, jemanden, der frei war von Gefühlen oder Zweifeln. Aber in seinen privaten Momenten gestand sich Major Jorge Espinoza ein, dass es durchaus Befehle gab, die er anderen vorzog. Viel lieber metzelte er irgendwelche Dorfbewohner nieder, als eine Woche in einem brusthohen und von Blutegeln wimmelnden Sumpf zu verbringen.
    Er stammte aus einer militärischen Familie, die Argentinien seit vier Generationen diente. Sein Vater war Oberst beim Geheimdienst gewesen, in jener glorreichen Zeit, als die Generäle noch das Land geführt hatten. Er hatte seinen Sohn mit Geschichten darüber erfreut, was sie mit Staatsfeinden taten, er hatte von Helikopterflügen gesprochen, mit gefesselten Dissidenten über dem eisigen Südatlantik. Sie machten ein Spiel daraus, sie aus tausend Fuß Flughöhe durch die offene Hubschraubertür zu stoßen. Die Aufgabe bestand darin, mit dem zweiten Mann genau den Schaumring des ersten zu treffen. Und so ging es auch mit den übrigen Gefangenen weiter.
    Es war

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