Teuflischer Sog
bemühte. »Als wüsste ich das nicht.«
»Wir verlieren Treibstoff, und entweder hat dieses Modell keine sich selbst verschließenden Tanks oder die Vorrichtung versagt. Hinzu kommt die steigende Motortemperatur, und dann glaube ich, dass wir auch noch eine gebrochene Ölleitung haben.«
Juan wandte sich nach achtern und lehnte sich aus dem Fenster, wobei er den Oberkörper gegen den mächtigen Wind stemmte, der gegen seinen Kopf und die Brust hämmerte. Dabei rauschte es in seinen Ohren, als befände er sich unter einem Wasserfall. Hinter dem Chopper schlängelte sich ein fettig schwarzer Rauchstreifen wie die sprichwörtlichen Brotkrumen durch den Himmel. Er reichte von der hinteren Rotorachse bis zu dem Punkt am Himmel, wo ein Projektil die Ölleitung durchschlagen hatte.
Die Argentinier würden keine Zeit vergeuden und sie mit allem verfolgen, was ihnen zur Verfügung stand. Der Qualm würde zwanzig oder dreißig Minuten lang am Himmel stehen, weil kein Wind blies und die Luft bereits mit Asche und Ruß überladen war.
»Ja, die Kiste qualmt ziemlich heftig«, berichtete er, als er sich wieder in das Cockpit zurückschwang. Nachdem er die Tür geschlossen hatte, brauchten sie nur noch laut zu sprechen, um sich zu verständigen, und nicht mehr so zu brüllen, wie sie es bisher getan hatten.
»Wie geht es Jerry?«, fragte Mike. Die beiden waren nicht nur Kampfgefährten, sondern auch die besten Freunde.
Juans Schweigen war Trono Antwort genug. Cabrillo fragte schließlich: »Schaffen wir es nach Paraguay?«
»Keine Chance. Der Tank dieses Vogels war nur halbvoll, als wir starteten, und davon haben wir bereits die Hälfte verloren. Wenn die Maschinen überhaupt durchhalten, schaffen wir, wenn wir Glück haben, vielleicht achtzig Kilometer. Was soll ich tun?«
Gedanken rauschten wie eine Lawine durch Juans Kopf. Dies war das, was er am besten konnte. Er erwog Optionen, berechnete Risiken und traf noch in der Zeitspanne, die ein normaler Mensch brauchte, um überhaupt die Frage zu verstehen, bereits eine Entscheidung. Die Faktoren, die er berücksichtigen musste, wogen schwer. Da waren der Erfolg der Mission, seine Pflichten gegenüber Mike und Mark, die Frage, ob Jerry noch am Leben wäre, wenn sie landeten, und was sie tun sollten, wenn er es wirklich schaffte. Letztlich lief es darauf hinaus, Jerrys Leben zu retten.
»Wir kehren um. Die Argies müssen medizinische Einrichtungen auf ihrer Basis haben, und der andere Chopper dürfte die Reichweite haben, um dorthin zu kommen.«
»Einen Teufel werdet ihr tun«, sagte Pulaski. Die Kraft zu reden fand er in seinem Zorn. »Ihr werdet nicht untergehen, nur weil ich nicht richtig auf Draht war, verdammt noch mal.«
Juan wandte sich zu Pulaski um. »Jerry, es ist die einzige Möglichkeit.«
»Mike, bring diese Schüssel zum RHIB«, rief Jerry an Cabrillo vorbei. »Chef, bitte, ich weiß, dass ich sterbe. Ich spüre, wie es näher und näher kommt. Werft euer Leben doch nicht für einen toten Mann weg. Ich bitte dich nicht, Juan. Ich flehe dich an. Ich will nicht mit dem Bewusstsein abtreten, dass ihr mich begleitet habt.«
Pulaski streckte eine Hand aus, die Juan ergriff. Das geronnene Blut auf seiner Handfläche klebte ihre Haut zusammen. Jerry fuhr fort: »Es ist nichts Edles darin, bei mir zu bleiben. Es ist reiner Selbstmord. Die Argies werden euch als Spione erschießen, nachdem sie euch gefoltert haben.« Er hustete und spuckte ein wenig Blut auf den Kabinenboden. »Ich habe eine Ex, die mich hasst, und ein Kind, das mich nicht kennt. Ihr seid meine Familie. Ich will nicht, dass ihr für mich sterbt. Ihr sollt für mich am Leben bleiben. Hast du verstanden?«
»Ich verstehe vor allem, dass du diesen Gedanken aus Braveheart abgekupfert hast«, sagte Juan. Seine Lippen lächelten. Seine Augen schafften es nicht.
»Das ist mein Ernst, Juan.«
Für Cabrillo blieb die Zeit für einen kurzen Moment stehen. Das rhythmische Hämmern des Rotors und das Heulen der Turbine verstummten. Er hatte Tod und Verlust kennengelernt. Seine Frau war durch einen alkoholisierten Verkehrsteilnehmer zu Tode gekommen – das war sie selbst gewesen. In seiner Zeit bei der CIA hatte er Agenten und Kontaktleute verloren, und die Corporation war auch schon vom Sensenmann heimgesucht worden … aber er hatte noch nie einen anderen Mann sterben lassen, damit er selbst weiterleben konnte.
Er griff in seine Tasche und reichte Mike das Hand-GPS. »Das RHIB ist bei Wegpunkt
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