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Teuflischer Sog

Teuflischer Sog

Titel: Teuflischer Sog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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sich an Jerrys Gurten zu schaffen.
    »Vergiss es. Ich geh nirgendwo mehr hin«, murmelte der große Pole. Sein Kinn war mit Blut bedeckt. Er hielt einen Gegenstand hoch, so dass die anderen ihn sehen konnten. Irgendwie hatte er es geschafft, einen Klumpen Semtex Plastiksprengstoff und einen bleistiftgroßen Zünder aus der Beintasche seines Kampfanzugs zu angeln. »Lasst mir noch einen letzten Schuss.«
    »Ski?« In Mikes Augen lag ein verzweifeltes Flehen.
    »Diesmal nicht, mein Freund. Ich schaffe es nicht mehr.«
    »Verdammt, Jerry«, fluchte Juan. »Ich kann dich doch tragen. Bis zum Boot sind es nur drei Kilometer.«
    Der Lärm des anfliegenden Helikopters senkte sich auf ihre kleine Lichtung herab.
    »Ich bin nicht so gut im Abschiednehmen«, sagte Pulaski. »Geht einfach.«
    »Ich kümmere mich darum, dass für deine Familie gesorgt wird.« Juan versuchte, dem Freund in die Augen zu schauen, schaffte es jedoch nicht. Er wuchtete sich das Tragegeschirr mit der Energiezelle auf die Schultern und sprang aus dem Chopper. Er nahm sich noch einen Moment Zeit, um den bewusstlosen Piloten unter einen Busch zu schleifen, und fand in kurzer Entfernung eine hinreichende Deckung. Er zielte mit der Maschinenpistole in die Richtung der näher kommenden Argentinier.
    »Gib ihnen Saures, Jerr«, sagte Mark.
    »Du auch, Kleiner.«
    Tränen traten in Mike Tronos Augen.
    »Goodbye«, sagte er und sprang aus dem Eurocopter.
    Mit Hilfe von Cabrillos GPS machten sich die Männer zum RHIB auf den Weg. Das Plutonium war für Juan nur halb so schwer wie die Bürde der Schuld, die er fühlte, weil er Jerry zurückließ. Sie hatten ein halbes Dutzend Jahre lang Seite an Seite gekämpft und kannten jede heruntergekommene Hafenbar von Shanghai bis Istanbul. Niemals hätte er sich vorstellen können, dass er Jerry Pulaski in einem gottverlassenen Dschungel zurückließe, damit er sich selbst in die Luft sprengen konnte und so dem Rest des Teams eine Chance zur Flucht verschaffte.
    Bei jedem Schritt musste er sich gegen den Drang wehren umzukehren.
    Das Blätterdach über ihnen erstickte den Lärm des argentinischen Helikopters, konnte das Stakkato des Maschinengewehrfeuers jedoch nicht dämpfen, dass sie nach zehn Minuten Marsch hörten. Es schien eine Ewigkeit anzudauern, dass die Soldaten der Neunten Brigade ihre ohnmächtige Wut an dem gelandeten Heli ausließen.
    Falls Jerry nicht bereits an seinen Verletzungen gestorben war, dürfte spätestens der allmählich nachlassende Kugelhagel tödlich gewesen sein. Juans Miene verhärtete sich, und er begann das Gewicht der gepolsterten Nylongurte zu spüren, die schmerzhaft in seine Schultern schnitten. Das Geschirr war für Jerrys breiteren Rücken angefertigt worden, daher hing die Energiezelle zu tief und unbequem.
    Stille fünf Minuten verstrichen, während die Männer ihren Weg zum Fluss und zum Boot fortsetzten. Die Maschinenpistolen hatten die Dschungeltiere zum Verstummen gebracht, und der Wind drang nicht bis in den Halbdämmer dicht über dem Urwaldboden vor. Es war unheimlich, still, äußerst bedrückend.
    Die Explosion, die dann erfolgte, war kein fernes Donnergrollen, sondern ein lautes Krachen, das wie ein Hammer zuschlug. Einen Moment später folgte eine zweite Explosion.
    Sie wussten, was gerade geschehen war. Jerry hatte gewartet, bis Männer aus dem argentinischen Helikopter kletterten, und dann das C-4 gezündet. Der zweite Knall war die Explosion der letzten Reste Benzin und der Benzindämpfe, die noch in den Hubschraubertanks übrig geblieben waren. Wahrscheinlich gab es Überlebende unter den argentinischen Kommandosoldaten, aber sie würden sicher nicht mehr verfolgt werden.

8
    Die Funkverbindung wurde unterbrochen. Das konnte doch nicht wahr sein. Es hatte einen Explosionsknall gegeben, ehe Leutnant Jimenez verstummt war. Major Jorge Espinoza versuchte es wieder und brüllte Jimenez’ Rufzeichen, Jaguar.
    Er war im Holzfällerlager geblieben, weil von den beiden Offizieren Espinoza derjenige war, den man besser als Sanitäter ausgebildet hatte. Und seine Kenntnisse wurden dringend gebraucht. Sie hatten sechs tote Männer und drei, die wahrscheinlich nie mehr gehen konnten. Zwei weitere befanden sich in einem kritischen Zustand und hatten zahlreiche Fleischwunden und Knochenbrüche davongetragen. Nur Jimenez war bei dem Unfall unversehrt geblieben. Espinoza hatte sämtliches Verbandszeug aufgebraucht, das die Männer in ihrem persönlichen Gepäck gehabt hatten, und

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