Texas Queen
sich als Teil der Familie.” Sie nahm seinen Arm und zog Clay mit sich auf die Veranda. “Liebe Leute, ich möchte Ihnen einen ganz besonderen Gast vorstellen, der bei uns wohnen wird. Mr Russell ist Rodeo-Champion, und er bleibt ein paar Tage bei uns. Clay, das hier ist …”
Während ihre Großmutter ihm alle aufgeregten Gäste vorstellte, schenkte Niki sich ein Glas Limonade ein. Nach einer Weile kam Dani zu ihr.
“Gibt’s was Neues über den Wettbewerb?”, wollte sie wissen.
Niki zuckte mit den Schultern. “Nichts Neues. Er hat vorgeschlagen, dass ich nicht offiziell absage und dann einfach bei der Endausscheidung nicht auftauche.”
“Wieso?”
“Keine Ahnung. Er sagt, es sei schlecht, wenn jemand für mich nachrückt. Für mich ergab das keinen richtigen Sinn, aber ich denke, es kann nicht schaden, wenn ich ihm diesen Gefallen tue.”
Prüfend sah Dani ihre Schwester an. “Du willst diesem Mann einen Gefallen tun?”
“Warum nicht? Was ist dabei?”, erwiderte Niki in demselben scharfen Tonfall.
Dani wirkte überrascht. “Er ist sehr charmant, das ist alles. Reiß mir nicht gleich den Kopf ab.” Sie runzelte die Stirn. “Wieso bist du überhaupt so angespannt, Niki? Ist alles in Ordnung mit dir?”
“Vollkommen, abgesehen von der Tatsache, dass meine Schwestern mich so langweilig wie ein Stück Weißbrot finden.”
“Das habe ich nie behauptet. Toni und ich meinen nur, dass …” Dani seufzte. “Ach, was weiß ich. Irgendetwas Abenteuerliches sollte dir passieren. Etwas Aufregendes. Aber wie willst du etwas erleben, wenn du nur arbeitest und alle Verehrer abwimmelst?”
“So schlimm ist es nun auch nicht.”
“Beweis mir das Gegenteil. Schlag mal über die Stränge, oder tu etwas Unüberlegtes. Amüsier dich.” Dani lachte. “Dort drüben steht Clay, und wenn dieser Mann kein Abenteuer ist, dann kann ich dir auch nicht helfen.” Mit einem vielsagenden Zwinkern ging sie wieder zu den anderen.
Niki blickte ihrer Schwester nach und ging dann ins Haus. Clay als Abenteuer? Da musste sie schon komplett verrückt sein. An ihm konnte sie sich nur die Finger verbrennen.
Meistens wurde sie von den Männern nur wortlos angehimmelt, und insgeheim sehnte Niki sich nach einem Mann, der sie wie eine Gleichgestellte behandelte und nicht wie eine Göttin. Dieser Mann sollte nicht nur das Äußere sehen, sondern auch den Charakter, der sich dahinter verbarg.
Das hatte sie bislang noch nie erlebt, und sie wusste sich auch nicht zu helfen. Clay wollte nur, dass sie an einem Wettbewerb teilnahm, bei dem es lediglich um Schönheit ging. Andererseits verfiel er nicht in rückhaltlose Bewunderung. Als bekannter Rodeo-Champion, der noch dazu wie ein Filmstar aussah und als Sprecher für einen riesigen Konzern arbeitete, wurde er ständig fotografiert und umworben. Wie sollte ihn da eine Dorfschönheit vom Hocker reißen?
Niki war überzeugt davon, dass sie bei diesem Unternehmen am Ende als Verliererin dastehen würde. Wenn sie für das Abenteuer mit einem gebrochenen Herzen bezahlen musste, wollte sie gern darauf verzichten.
“Behandeln Sie mich einfach wie einen Ihrer Arbeiter”, meinte Clay und nickte bekräftigend. “Ich zahle gern den üblichen Preis für das Zimmer, aber wenn Sie mich mithelfen lassen, zahle ich dafür extra.”
Niki traute ihren Ohren nicht. “Soll das ein Witz sein? Ich dachte, Sie seien verletzt.”
“Das war ich auch, aber ich bin schon auf dem Weg der Besserung. Ein bisschen Arbeit hilft mir sehr als Vorbereitung auf das nächste Rodeo.”
“Es gibt keinen Grund, wieso Sie nicht tun sollten, was Ihnen Spaß macht”, warf Tilly ein.
Nikis Herz raste wie wild. Sie wollte nicht einmal darüber nachdenken, was diesem Mann vielleicht Spaß machte.
“Vielen Dank, Madam”, antwortete er ernst.
Tilly gähnte. Sie saßen allein im Aufenthaltsraum. Es war schon nach elf, und die übrigen Gäste hatten sich bereits verabschiedet. “Es war ein langer Tag”, sagte sie. “Niki, Liebes, kannst du Clay sein Zimmer zeigen? Ich gehe lieber ins Bett, sonst höre ich morgen früh den Wecker nicht.”
Niki biss die Zähne zusammen, um nicht zu widersprechen. Mit Clay allein in sein Zimmer zu gehen, das war das Letzte, was sie jetzt tun wollte, doch sie nickte nur. “Natürlich. Clay, wenn Sie Ihr Gepäck holen, dann …”
“Kommen Sie.” Er stand auf und hielt ihr die Hand hin.
“Ich warte hier”, wich sie aus.
“Feigling.” Er sah Tilly nach, die die Treppe
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