Texas Queen
hinaufging. “Ich beiße doch nicht.”
“Aber ich.” Ohne seine Hand zu ergreifen, stand sie auf und ging an ihm vorbei auf die Veranda hinaus. Die kühle Nachtluft beruhigte sie, und im Licht des Vollmonds wirkte die Auffahrt fast taghell.
“Eine schöne Nacht.”
Sie hörte seine Stimme dicht am Ohr und zuckte zusammen. “Ja”, stimmte sie zu, lief die Stufen hinunter und zu seinem Pick-up.
Clay hievte seine Reisetasche von der offenen Ladefläche und hängte sie sich über die Schulter. “Rennen wir jetzt auch zum Haus zurück?”, erkundigte er sich belustigt.
Niki musste lachen. “Wenn es Ihnen Spaß macht.” Sie lehnte sich gegen die Fahrertür.
Clay stellte sich vor sie. “Vielleicht sollten wir das wirklich. Denn Sie sehen so fabelhaft aus, dass ich mich sonst noch vergesse. Sie hier im Mondlicht, da kann kein Mann sich beherrschen.”
Sofort richtete sie sich auf. “Also wirklich, Clay, ich …”
“Es stimmt doch.” Er ließ die Tasche einfach von seiner Schulter gleiten, und sie landete mit einem dumpfen Laut auf dem Boden. “Wieso macht Ihr gutes Aussehen Sie so verlegen, Niki?”
Sie errötete. “Wer sagt das denn?”
“Das ist ganz offensichtlich.”
Mit den Fingerspitzen berührte er ihre Wange. Niki hatte den Wagen im Rücken und konnte nicht ausweichen. Insgeheim hoffte sie, dass Clay nicht spürte, wie sehr er sie verunsicherte.
“Sie sind fantastisch, aber es macht Sie verlegen.”
“Niemand kann etwas für sein Aussehen”, wandte sie ein, und bei seiner Berührung wurde ihr fast schwindlig. “Es heißt, ich sehe genau wie meine Mutter aus, und die hatte trotz ihrer Schönheit kein glückliches Leben.”
“Erzählen Sie mir von Ihrer Mutter.” Langsam strich er ihr über die Wange und den Hals. Dann ließ er die Hand zu ihrem dichten glatten Haar gleiten.
Zögernd befeuchtete Niki die trockenen Lippen mit der Zunge und antwortete, obwohl sie es eigentlich nicht wollte. “Sie war das hübscheste Mädchen in Elk Tooth, Montana. Sie hat gern geflirtet und war noch sehr jung, als sie meinen Vater traf.”
“Das klingt so, als würde jetzt eine traurige Geschichte kommen.” Er streichelte ihren Nacken.
Niki nickte und konnte sich kaum konzentrieren, solange sie seine warmen kräftigen Finger auf ihrer Haut spürte. “Meine Mutter war siebzehn und er schon über vierzig. Er hat sie geheiratet, geschwängert und verlassen, bevor meine Schwestern und ich geboren wurden.”
Fragend hob er die Augenbrauen. “Alle drei?”
“Wir sind Drillinge.”
“Oh.”
“Meine Mutter starb, als wir noch ganz klein waren, und Grandma nahm uns zu sich. Unseren Vater haben wir nie kennengelernt, und wir haben auch nie etwas von ihm gehört, bis er starb und uns die Ranch vererbt hat.” Sie verzog das Gesicht zu einem gequälten Lächeln. “Jetzt bin ich siebenundzwanzig, und das ist viel zu alt für so einen albernen Schönheitswettbewerb.”
Sanft hob er ihr Kinn an. “Siebenundzwanzig? Das kann ich nicht glauben!”
“Sparen Sie sich Ihre Komplimente”, gab sie zurück. “Wieso gehen wir nicht zurück ins Haus? Dann zeige ich Ihnen …”
“Nein, Niki, ich will Ihnen etwas zeigen.”
Behutsam hielt er ihr Kinn und senkte den Mund auf ihre Lippen. Seine Lippen fühlten sich kühl und weich an. Niki wusste, dass sie die angenehme Benommenheit überwinden sollte, die sie erfüllte, aber sie konnte sich nicht rühren.
Keine Sekunde hatte sie ernsthaft daran gezweifelt, dass Clay sie irgendwann küssen würde. Aber es geschah viel zu früh! Sie versuchte, genug Kraft zu sammeln, um ihn von sich zu stoßen, doch es gelang ihr nicht. Sie schloss die Augen und fühlte sich von seiner Nähe überwältigt. Wenn er jetzt den Kuss vertiefte, würde sie sich nicht wehren.
“Bist du das da im Schatten, Niki?”
Auf Dylans Frage hin schob Clay sie von sich und trat hastig vor den Wagen.
“Ja, ich bin’s.” So bebend und heiser hatte sie ihre eigene Stimme noch nie gehört.
“Ich wollte nur wissen, ob alles in Ordnung ist. Ach, Clay ist bei dir. Tut mir leid, wenn ich euch beide gestört habe.”
Niki konnte Dylan nicht sehen. Sie hörte nur seine Stimme und seine Schritte, die sich jetzt langsam entfernten. Wütend fuhr sie zu Clay herum. “Weshalb hast du das getan?”
“Dich geküsst?”
“Nein, das verstehe ich. Aber wieso hast du dich Dylan gezeigt?”
“Was hast du denn? Fürchtest du um deinen Ruf als jungfräuliche Göttin, wenn man sieht, dass du
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