Texas Queen
seiner Art schon vor Jahren versucht hatten.
Ihr war nicht klar, was Clay vorhatte, bis er mit einem Arm ihre Taille umklammerte. Entsetzt löste Niki den Blick vom Pferd.
“Lass los!”, forderte Clay sie auf.
“Ich soll was?”
“Den Zaun loslassen. Lass los!”
Ohne nachzudenken, folgte sie der Aufforderung. “Aber wieso? Ah!”
Clay zog sie vom Zaun und presste sie eng an seine Brust. Dort hielt er sie fest, während er das Pferd wendete und ihm die Sporen gab, sodass es loslief.
Niki konnte nichts anderes tun, als sich festzuklammern und zu hoffen, dass sie diese Tortur überlebte, um Clay eigenhändig umbringen zu können.
Er beugte sich vor und flüsterte ihr ins Ohr: “Das hier nennt man ‘in den Sonnenuntergang reiten’.”
Sie brachte nur einen erstickten Laut heraus und verbarg das Gesicht an seiner Brust. Mit beiden Händen klammerte sie sich an seinem Hemd fest, sodass Clay schon befürchtete, sie könnte es zerreißen.
Den Verlust des Hemds nahm er gern in Kauf, wenn dadurch sein Plan funktionierte. Nach seiner Showeinlage und der romantischen Entführung zu Pferd würde Niki bestimmt erkennen, wie liebenswert diese Tiere sein konnten. Dann würde sie vielleicht anfangen, alles in einem völlig neuen Licht zu sehen.
Das hoffte Clay jedenfalls verzweifelt.
Ganz ruhig lief der Rappe über Pfade, die er schon unzählige Male geritten war. Clay fiel es nicht schwer, sich auch ohne Sattel auf dem Pferd zu halten, obwohl Niki wie ein Mehlsack quer auf dem Pferderücken hing. Mit jedem Schritt bekam Clay bessere Laune.
Wenigstens schrie sie nicht hysterisch. Es war gut möglich, dass das hier klappte. Und damit wäre er der glücklichste Mann der Welt. Genau so wollte er einer Frau den Hof machen: ein Pferd unter sich, den Wind im Gesicht und vor sich im Arm die Frau, die ihm so viel bedeutete.
Der Rappe wurde langsamer und verfiel in einen leichten Trott, wodurch Niki stärker geschüttelt wurde. Sie bewegte sich in seinen Armen, und er beugte sich vor, um ihr beruhigend ins Ohr zu flüstern.
“Alles ist bestens, entspann dich. Es gibt keinen Grund, dir Sorgen zu machen. Ich halte dich sicher. Siehst du, wie leicht das ist? Du brauchst keine Angst zu haben.”
Sie antwortete nicht und krallte sich nur noch fester in sein Hemd. Ihr seidiges schwarzes Haar wehte ihm ins Gesicht.
Noch enger drückte sie das Gesicht an seine Brust. “Können wir jetzt anhalten?”
“Natürlich, wenn du willst.” Er hielt den Rappen an, weil er fand, dass Niki merkwürdig ruhig gefragt hatte. “Ist alles in Ordnung mit dir?”
Sie antwortete nicht, also saß er einfach nur da und hielt sie fest. Clay fand, dass das Leben nicht schöner sein konnte. Er blickte nach oben ins Laub der Bäume. Der Wind strich ihm leicht über die Wange, und vereinzelte Sonnenstrahlen drangen durch die Blätter.
Vielleicht sollte er sie jetzt fragen, ob sie ihn heiraten wollte.
Der unvermittelte Gedanke traf ihn wie ein Pfeil. Noch nie hatte er einer Frau einen Antrag gemacht. Bislang hatte er noch mit keiner Frau den Rest seines Lebens verbringen wollen. Andererseits hatte er bisher auch noch keine Frau wie Niki kennengelernt. Das Reiten würde sie jetzt auch noch lernen.
Alles lief bestens, und eines Tages würde sie sich bestimmt bei ihm dafür bedanken, dass er ihr die panische Angst vor Pferden genommen hatte. Wenn sie erst lange Jahre verheiratet waren. Vielleicht zehn oder zwanzig Jahre …
Sie hob den Kopf und sah ihn voller Entsetzen an. Abrupt wurde Clay aus seinen Tagträumen gerissen und erstarrte.
“Was ist denn, Liebes? Ich dachte …”
“Halt bloß den Mund!” Sie hob beide Hände und stieß gegen seine Brust. “Clay Russell, ich werde dir das niemals verzeihen, solange ich lebe!”
In diesem Moment fiel sie rückwärts vom Pferd.
10. KAPITEL
Niki lag flach auf der Erde und blickte starr zu dem Mann und dem Pferd hoch, die von oben auf sie herabsahen. Das Sonnenlicht, das durch die nahen Bäume drang, blendete sie, und sie schloss die Augen, während sie versuchte, zu Atem zu kommen.
Dann hörte sie Clays Stiefel auf den Boden auftreffen und dann das Stampfen der Pferdehufe. Verängstigt versuchte sie, die Augen wieder zu öffnen, aber sie brachte es nicht fertig.
Sie spürte eine Bewegung, und dann war Clay bei ihr und berührte sie. Er erkundigte sich, ob alles in Ordnung sei oder ob sie sich verletzt habe.
Schließlich bekam sie wieder Luft und öffnete die Augen. “Als ob dir das etwas
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