Texas Queen
stimmt’s?”
“Stimmt. Wenn das dann alles ist …”
“Noch nicht ganz”, unterbrach sie ihn, bevor er auflegte. “Sag mal, hast du Travis gesehen, seit ich weg bin?”
“Nicht oft.”
“Hat er nach meiner Nummer gefragt, oder so? Wenn ja, dann hast du hiermit die Erlaubnis, sie an ihn weiterzugeben.”
“Ich habe eine bessere Idee”, schlug Clay vor. “Ich gebe dir die Nummer der XOX-Ranch, und dann kannst du ihn anrufen.”
“Ich? Ihn anrufen? Niemals!” Sie legte auf.
“Kommt alle schnell!”
Der Ruf des rothaarigen Mädchens aus Kansas City riss Niki aus ihren Gedanken, und sie blickte von der Schüssel grüner Bohnen hoch, die sie im Schoß hielt. Grandma mischte gerade Kartoffelsalat in einer riesigen Schüssel und runzelte die Stirn.
“Clay will uns zeigen, wie die Römer früher geritten sind! Ich weiß nicht genau, wie das geht, aber Dobe sagt, dass das spannend wird, also kommt schon!”
Sie lief hinaus und knallte die Küchentür hinter sich zu.
“Oje.” Grandma klang besorgt. “Du glaubst doch nicht, dass der Junge wirklich stehend reiten wird, oder?”
“Überraschen würde es mich nicht.” Niki fragte sich, wie dieser Mann es immer wieder schaffte, sie in Rage zu versetzen. Jetzt wollte Clay zwei Pferde gleichzeitig reiten, indem er mit jedem Fuß auf einem Pferderücken stand? Niki würde dafür sorgen, dass er wenigstens ein anständiges Begräbnis bekam.
Erbost band sie sich die Schürze ab und warf sie auf die Anrichte. Draußen fand sie alle Gäste und Cowboys im weiten Kreis um den Zaun der Trainingskoppel. Zögernd reihte sie sich in die Schaulustigen ein und wunderte sich, dass sie sich das hier überhaupt antat.
“Jetzt geht’s los!” Die Lady aus Alabama zeigte auf Clay. “Er stellt sich hin!”
Niki musste einfach hinsehen. Sie ging zu einer freien Stelle am Holzzaun und stieg auf die unterste Latte, damit sie über das Gatter hinwegsehen konnte.
Dort stand Clay auf den Rücken von zwei Pferden der Ranch, einem Rappen und einem Braunen. Die Pferde trotteten ruhig nebeneinander her, allerdings nicht im Gleichschritt. Clay musste sich konzentrieren, doch er schien alles unter Kontrolle zu haben, denn er lächelte seinem Publikum zu und lieferte ihnen die große Show.
“Schneller!”, rief das rothaarige Mädchen und formte einen Trichter um den Mund. “Reit schneller!”
Halt doch den Mund! dachte Niki, doch sie sagte nichts. Wenn Clay etwas nicht brauchte, dann noch Ermunterung zu weiteren Risiken.
Die Pferde fingen an zu galoppieren. Einen Moment lang sah es aus, als würde Clay mit dem rechten Stiefel abrutschen, aber er fing sich und ritt mit den beiden Pferden dicht an der applaudierenden Menge vorbei.
Dylan kletterte neben Niki auf den Zaun. “Er ist wirklich gut”, stellte der junge Cowboy bewundernd fest. “Ich habe das auch ein paarmal probiert und bin jedes Mal auf den Hintern … den Boden gefallen.”
“Er wird auch gleich auf den Hintern fallen, wenn er nicht langsamer reitet”, brachte Niki angespannt heraus. Sie kletterte höher und schwang ein Bein oben über den Zaun. “Verdammt, der Rappe geht zur Seite weg. Gleich hängt Clay im Spagat, wenn er nicht aufpasst.”
Dazu hätte es tatsächlich kommen können, doch im letzten Moment rutschte Clay auf das schwarze Pferd und saß auf dessen Rücken. Er griff die Zügel fester und ließ die Zügel des Braunen los. Wie auf Kommando drehte der Rappe sich im Kreis und ging auf die Hinterbeine hoch.
Es war ein schöner Anblick, wie leicht und unbeschwert der Mann das Pferd ritt. Während der Rappe die Vorderhufe durch die Luft wirbelte, hob Clay den Hut und winkte damit dem Publikum zu.
Die Menge stieß ein erleichtertes Stöhnen aus, und alle klatschten Beifall. Das Pferd ging wieder auf alle vier Hufe herunter, und Clay gab ihm Flankendruck. Der Rappe schoss nach vorn und galoppierte auf den Zaun zu.
Erschrocken holte Niki Luft und lehnte sich nach hinten. Gleichzeitig klammerte sie sich am Zaun fest, um nicht herunterzufallen. War das Tier außer Kontrolle? Es sah aus, als würde das Pferd gleich in den Zaun rennen und sie beide töten.
Stattdessen zog Clay im letzten Augenblick die Zügel nach hinten, und das Pferd tänzelte schnaubend und mit aufgerissenen Augen im Kreis. Niki konnte direkt in die Augen des Tieres sehen und hielt vor Angst den Atem an. Wie erstarrt blickte sie auf ihren schlimmsten Albtraum. Dieses Pferd war ihr nahe genug, um das zu vollenden, was andere
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