Texas
der Witwe. »Es wäre uns eine große Ehre, wenn Sie bereit wären.«
»Mir wäre es eine große Ehre«, erwiderte die junge Frau, und als sie und ihre Tochter mit den Cobbs im neuen Zug nach
Jefferson saßen, war man sich über den Zweck der Reise völlig einig, obwohl man kein Wort darüber verloren hatte.
Am Bahnhof wartete ein entsetzlich verlegener Devereaux. Nach den gegenseitigen Vorstellungen flüsterte Sue Beth ihrem Gast zu: »Ein etwas verschrobener Junggeselle, aber reizend.« Und Laurel fügte hinzu: »In seinen Adern fließt bestes Südstaatenblut, und die Pflanzung ist unbelastet und gehört ihm.«
Es war ein Zusammentreffen von der Art, wie es sich im texanischen Grenzland schon oft abgespielt hatte, wo der Tod willkürlich zuschlug und Witwenschaft etwas Alltägliches war. Deshalb suchten Freunde die Gegend ab, und wenn die zukünftigen Eheleute einander vorgestellt waren, holte man einen Priester, und das Leben in Texas ging weiter.
Eine solche Hochzeit wurde nun auf Lakeview arrangiert.
Von Lakeview bis Waxahachie waren es ungefähr
zweihundertvierzig Kilometer. Die Cobbs hatten die dumpfigfeuchte Bayou-Gegend mit nahezu hundertdreißig Zentimetern Niederschlag im Jahr verlassen und waren auf leichter überschaubares Land mit etwa neunzig Zentimetern
Niederschlag gekommen.
Da frühere Eigentümer die Bäume gefällt hatten, konnte Cobb sofort mit dem Anbau beginnen. In seinem räuberischen Zug aus Mexiko herauf war der Baumwollkapselkäfer natürlich auch hierher gekommen, aber die Zeit war nicht stehengeblieben, und der einst so pessimistische
Agrarfachmann hatte gute Neuigkeiten zu berichten:
»Wir sind dem kleinen Teufel jetzt voraus. Vor allem, Cobb, müssen Sie eine Sorte anbauen, bei der man schon früh die Samenkapseln abstreifen kann. Je früher, desto besser, denn dann können Sie ernten, noch bevor der Käfer dran war. Pflanzen Sie Mais zwischen den Reihen, den liebt der Baumwollkapselkäfer; besser er frißt den Mais als Ihre
Baumwollkapseln. Das Wichtigste aber ist: Sie müssen Ihre Sträucher im August, allerspätestens Mitte September, verbrennen, dann haben die Biester nämlich keinen Platz, sich zu vermehren. Und dann: Wir wissen noch nicht, ob es auch tatsächlich funktioniert, aber wir hatten einige gute Erfolge mit Arsen. Wir wollen die kleinen Dreckskerle vergiften.«
Cobb befolgte alle diese Ratschläge, und als das erste Jahr zu Ende ging, hatte er eine so reiche Ernte, daß er es für angebracht hielt, eine eigene Entkernungsmaschine anzuschaffen; damit wurde er zu einer der größten Baumwollpflanzer in dieser Gegend. Nach sorgfältiger Berechnung des Gewinns konnte er ein bescheidenes Haus für Sue Beth und die Kinder bauen.
»Ist das nicht ein wunderbares Bild?« rief Laurel an einem wunderbaren Oktobertag, als helles Sonnenlicht auf den Hauptplatz fiel, und er hatte recht.
Waxahachie besaß einen sehr schönen Stadtplatz, von hübschen niedrigen Häusern eingefaßt und beherrscht von dem rot- und graufarbenen Gerichtshaus, dessen Architekt James Riely Gordon war. Für eine doppelt so hohe Summe wie jene, die von den weniger begüterten Bürgern in Larkin County aufgebracht worden war, hatte Gordon ein zehnstöckiges Märchenschloß erbaut, reichlich versehen mit Zinnen und Bastionen und Uhrentürmen - eines der prächtigsten Bauwerke von Texas.
Aber es war nicht das stattliche Gerichtsgebäude, das Laurel Cobb an diesem Morgen so begeisterte; es waren die Menschen, die sich auf dem Platz drängten, denn hierher hatten die Baumwollpflanzer der Region Karrenladungen ihrer besten Baumwolle gebracht, mehr als zweitausend Ballen.
Das war der Reichtum von Texas, diese Berge von Baumwollballen vor dem Gerichtsgebäude, wo die Käufer ihre Wahl treffen würden; die Züge würden die Ballen dann in alle Teile des Landes, Schiffe würden sie nach Europa und sogar nach Asien befördern - überall dorthin, wo Baumwollstoffe gebraucht wurden.
»Sieh dir das an«, forderte Laurel seine Frau auf. Er dachte an die letzten, von Sorgen überschatteten Jahre auf ihrer Plantage in Jefferson, küßte Sue Beth und rief: »Mein Gott, bin ich froh, daß wir hierhergekommen sind!«
In den spanischsprachigen Counties entlang des texanischen Ufers des Rio Grande gab es drei Arten von Wahlen, jede mit ihren eigenen Besonderheiten. Da waren natürlich im November die allgemeinen Wahlen im ganzen Staat, bei denen Demokraten und
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