Texas
einzigen guten Zuchtstier.
Erst spät erfuhren die Beamten von einer Enklave unweit der Stadt Larkin, Texas, wo eine noch recht lebhafte alte Dame, die keine Nase besaß, seit undenklichen Zeiten Longhorns züchtete. Sofort verließen sie das Wichita-Schutzgebiet, um zu sehen, was diese Emma Larkin in ihrem eigenen kleinen Schutzgebiet da vor der Öffentlichkeit verbarg, und als sie den Schlauen Moses VI. sahen - die Hörner groß und schwer und ohne die geringste Verkrümmung -, waren sie außer sich vor Freude: »Wir haben einen richtigen Longhorn gefunden!« Was diesen Stier besonders interessant machte, das waren die von ihm gezeugten Kühe und Stiere, denn ihre Hörner hatten den richtigen texanischen Schwung; einige waren richtige Museumsstücke.
»Können wir Ihre ganze Herde kaufen?« fragten die Herren. »Natürlich nicht«, fauchte Emma.
»Könnten wir wenigstens diesen einen großen Stier haben?«
»Nicht einmal, wenn Sie mir ein Gewehr an die Brust setzen!«
»Wir haben ein Programm erarbeitet, um die Longhorns zu retten.« Emma forderte die Herren auf, Platz zu nehmen, hörte von ihrem Plan, sah die Bilder vom Wildlife Schutzgebiet, und ihr Gesicht ließ Interesse erkennen. Doch sie sagte lange nichts, wiegte sich nur in ihrem Schaukelstuhl, eine kleine alte Dame, deren Kopf voll war von Bildern der riesigen Prärie, die sie geliebt hatte. Sie wußte, was sie zu tun hatte: »Sie können den Schlauen Moses haben, vier seiner Bullenkälber und zwölf von meiner schönsten Kuh abstammende Kühe.«
Emma wollte nicht einfach zusehen, wie Regierungsbeamte ihre Tiere auf Lastwagen verluden, um sie nach Oklahoma zu bringen; sie bestand darauf, sie persönlich dort abzuliefern. Auf der Fahrt zurück nach Texas spürte sie einen schrecklichen Druck auf der Brust. »Können Sie ein wenig schneller fahren?« fragte sie, und immer wenn der Schmerz stärker wurde, bat sie den Chauffeur, mehr Gas zu geben.
Der Wagen näherte sich bereits der texanischen Grenze. Vor ihnen lag der Red River, der Texas im Norden stets Schutz gewährt hatte. »Bitte fahren Sie noch ein wenig schneller!« drängte sie flüsternd. Emma Larkin war entschlossen, in Texas zu sterben.
Der Sonderstab
Zu unserer Oktobertagung in Waco hatten wir einen FootballSpezialisten eingeladen. Es war Pepper Hatfield vom Larkin Defender, ein Fachmann auf dem Gebiet des HighschoolFootballs. Miss Cobb und ich holten ihn am Flughafen ab und lernten einen dreiundsiebzigjährigen Mann kennen, der sich auch in diesem Alter noch genauso herzlich über alltägliche Dinge zu freuen vermochte, wie er das vor vierzig Jahren gekonnt hatte. »Man hat mir den besten Job der Welt gegeben. Ich liebe meine Arbeit immer noch und staune immer noch, was junge Menschen zustande bringen.«
Er leitete die Diskussion mit einem wenig sportlichen Thema ein: »Der wesentliche Charakter von Texas, zumindest in diesem Jahrhundert, wurde von drei Erfahrungen geprägt, aber bevor ich sie im einzelnen nenne, lassen Sie mich Sie an etwas ganz, ganz Wichtiges erinnern: Die bedeutenden Dinge sind in Texas nie in den großen Städten entschieden worden. Houston, Dallas, San Antonio, sie haben nie definiert, was ein Texaner ist. Dieses Verständnis kommt einzig und allein aus den kleinen Städten. Aus denen mit weniger als achttausend Einwohnern, würde ich sagen.«
»Und was sind nun Ihrer Meinung nach die Charakteristika des Texaners?« fragte Miss Cobb.
»Die Ranch, die Ölquelle und das Footballspiel jeden Freitagabend«, kam es wie aus der Pistole geschossen. »Ich finde es sonderbar und zugleich typisch texanisch, daß Bücher und Theaterstücke und Filme und Fernsehserie die Ranch und das Öl reichlich idealisiert haben. Wie viele Cowboyfilme haben wir gesehen? Wie viele Serien über texanische Ölmillionäre? Haben Sie den herrlichen Film Boom Town mit Clark Gable, Spencer Tracy und Claudette Colbert gesehen? Oder den bis heute besten Film über Texas, Red River, oder den zweitbesten, Giant? Alle handeln sie vom Öl und von den Ranches.
Das kommt daher, daß Außenstehende diese Filme gemacht haben. Es kommt daher, daß Außenstehende uns vorschreiben wollten, wie wir uns sehen sollten. Aber es hat noch kein wirklich gutes Buch oder ein Theaterstück über den Freitagabend-Football gegeben. Und warum nicht? Weil die Menschen außerhalb von Texas die Bedeutung dieser Tradition nicht abschätzen können.
Ich habe noch keinen Fremden hier in Texas getroffen, der auch nur die
Weitere Kostenlose Bücher