Texas
leiseste Ahnung hatte, was Highschool-Football für einen Texaner bedeutet. Ich habe einmal angeregt, ein texanisches Highschool-Team nach Norden zu schicken, um gegen die All-Pennsylvanians zu spielen. Sie wissen ja, wie das ausgegangen ist. Ein Gemetzel. Texas hat alle Spiele gewonnen.
Nachdem wir Pennsylvania dreimal überwältigend geschlagen hatten, sagten sie die restlichen Spiele ab. Es sei zu demütigend. Der texanische Highschool-Football ist etwas Unglaubliches. Wir haben etwa tausend Schulen, die jedes Wochenende spielen. Fünfhundert faszinierende Spiele!
Sprechen wir von den elementaren Bestandteilen des texanischen Lebens. Die Ranch gibt uns den Cowboy, und jetzt, wo die Cowboys immer weniger werden, etwas vielleicht noch Wichtigeres, nämlich die Cowboy-Mode. Ähnliches gilt auch für den Ölproduzenten. Er ist vielleicht nicht mehr der beherrschende wirtschaftliche Faktor - denken Sie nur an die unmögliche Vorgangsweise der OPEC und an den Aufstieg der Elektronikindustrie drüben in Dallas -, aber rein gefühlsmäßig ist er immer noch der König der texanischen Prärie.«
Pepper war am unterhaltsamsten, wenn er in Erinnerungen an bekannte Highschool-Mannschaften und Spieler schwelgte, die er gekannt hatte: »Ich fing schon als Junge an - als Bewunderer von Coach Cotton Hamey s unsterblichem Team in Larkin: Sie gewannen drei Staatsmeisterschaften. Einige von Ihnen werden sich vielleicht erinnern: Als junger
Sportredakteur schrieb ich einen Artikel, den ich einer Zeitung in Dallas anbot. Es ging dabei um die fünf furchteinflößenden Spieler, die Coach Hamey nach Larkin mitgebracht hatte. Ich nannte sie die Fünf Bohrtürme, und der Name blieb ihnen. Sie schienen allesamt älter als mein Vater zu sein - was Altersgrenzen anging, hielt man sich damals nicht so streng an die Vorschriften. Na ja, und in meinem zweiten Artikel erbrachte ich den Beweis, daß diese fünf Männer, als sie sich in Larkin einschrieben, bereits insgesamt dreiundzwanzig Jahre lang für andere Highschools gespielt hatten. Wissen Sie, was das heißt? Der älteste war verheiratet, hatte zwei Kinder und bereits für ein College in Oklahoma gespielt. Jetzt hatte er weitere vier Jahre bei uns. Insgesamt zehn Jahre, und immer noch in der Highschool!«
»Diesen Artikel habe ich aber nie gelesen«, warf Rusk ein.
»Dafür gab es einen guten Grund. Jemand erzählte Ihrem footballverrückten Vater von dem Artikel, bevor ich ihn noch fertiggeschrieben hatte, und eines Abends kam er zu mir: >Sie werden doch nicht so einen Haufen Lügen veröffentlichen, oder?< Ich zeigte ihm meine Unterlagen, aber er schob sie beiseite. >Sie würden doch auch nicht auf das Grab Ihrer Mutter pinkeln, oder? Den texanischen Football zu beschmutzen, ist genauso schlimm. < Er langte nach meinem Manuskript, zerriß es und meine Unterlagen gleich mit. Am nächsten Tag rief mich der Herausgeber des Larkin Defender an und sagte: >Mr. Rusk hat Sie uns nachdrücklich empfohlen.< Und ich bin nie mehr von dort fortgegangen.« Er lächelte Ransom Rusk zu.
»In diesen Tagen nach dem Ölboom war die Bevölkerung auf ein normales Maß geschrumpft - etwas über 3600. Aber wenn die Antelopes in diesen goldenen Jahren daheim antraten, kamen 4200 Menschen zu jedem Spiel. Es war eine Massenpsychose. Nichts im Leben war wichtiger als der Freitag-Football, und als es später möglich war, bei Flutlicht zu spielen, kamen noch mehr Leute, und das Spielfeld wurde zu einer Art Kathedrale unter den Sternen. Jetzt hieß das Ganze Freitagabend-Football - die größte Erfindung seit Menschengedenken. Eine Bank hätte dichtmachen müssen, wenn ihr Direktor sich nicht jedes Spiel angeschaut hätte - und natürlich mußte auch etwas gespendet werden, damit die Uniformen bezahlt werden konnten und die Trainingsverpflegung und andere Sachen. Jeder einzelne in der Stadt mußte für die Antelopes Stimmung machen und ihnen zujubeln, sonst wäre es ihm schlecht ergangen. Und so läuft das auch heute noch in unserer Stadt.«
»Ich habe das Gefühl, hier ist von der Geburt des Machismo die Rede«, sagte Miss Cobb. »Ein Haufen erwachsener Männer spielt wie kleine Jungs, und Frauen ist der Zutritt verboten!«
»Hier irren Sie aber sehr, Ma’am! Denn das Geniale am texanischen Football war nämlich, daß man schon sehr früh etwas Wichtiges begriff: Auch die Mädchen mußten mit einbezogen werden. Darum begann wir in Larkin mit der Tradition der Cheerleaders und der marschierenden
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