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Texas

Texas

Titel: Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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nächstbesseren hinaufgearbeitet und dabei immer mehr verdient hatte. Infolge der guten Trinkgelder, die sie in ihrem jetzigen Job erhielt, brachte sie über hundertfünfzig Dollar wöchentlich nach Hause.
    Dann hatte sie sich in Roy Bub verliebt. Daß er jedes Wochenende auf die Jagd ging, störte sie überhaupt nicht, denn an diesen Tagen hatte sie im Lokal die meiste Arbeit. Ihr genügte es, daß er jeden Dienstag, Mittwoch und Donnerstag mit ihr ins »Crockett« tanzen ging. Beide waren sie gute Tänzer, unternehmungslustig und gaben ihr Geld mit leichter Hand aus.
    Karleen war katholisch und wollte es bleiben, nahm aber am kirchlichen Leben kaum Anteil. Roy Bub war Baptist, und bereit, jedem seinen Glauben zu lassen. Um Viertel vor zwölf traf der Priester ein, der die Trauung vornehmen sollte -Reverend Fassbender, ein ungeheuer dicker Mann, der keiner bestimmten Kirche angehörte. Eine seiner Spezialitäten waren Trauungen im »Crockett«. Die Cowboys verehrten ihn. Er war schwarz gekleidet und strahlte heftig schwitzend Heiligkeit aus, während er durch die Menge ging und sie segnete.
    Die Trauung verlief überaus würdig. Man räumte einen der Musikpavillons und dann machte Reverend Fassbender Schluß mit der Frivolität und benahm sich, als stünde er in einer Kathedrale. Karleen in ihren engen Jeans und Roy Bub mit seinem engen Kragen, den er seit einem Jahr nicht mehr getragen hatte, waren ein echtes »Crockett«-Paar. Als sie vor dem Priester Aufstellung nahmen, brach lauter Jubel aus. Reverend Fassbender machte diesem Unfug sehr rasch ein Ende: »Geliebte im Herrn, wir sind hier versammelt.«
    Als die Zeremonie zu Ende war und eine Ehrengarde von Cowboys auf dem Parkplatz Salut schoß, fuhr der weiße Kleinlaster, der als Flitterwochenauto diente, vor. Während der Trauung war er mit Kilometern von im Wind flatterndem Toilettenpapier, mexikanischem Zierat und einem Besen geschmückt worden, den man an das Führerhaus gebunden hatte.
    Als durch die Scheidung des Ehepaares Rusk bekannt wurde, wieviel Geld Ransom Rusk besaß, begann sich eine ganze Schar schöner Damen darum zu bemühen, seine nächste Frau zu werden. Der realistisch denkende Rusk befaßte sich jedoch hauptsächlich damit, sein Vermögen erheblich zu vermehren. Nachdem er Fleurette ausgezahlt hatte, blieben ihm beinahe noch fünfzig Millionen Dollar, und er sah nicht ein, warum er diesen Betrag nicht auf fünfhundert Millionen erhöhen sollte. Damit würde er in die Kategorie der sehr Reichen gelangen.
    Der erste Schritt, den er unternahm, um dieses Ziel zu erreichen, bestand darin, daß er seine Operationsbasis von der netten kleinen Stadt Larkin mit ihren viertausend Einwohnern nach Fort Worth mit seinen vierhunderttausend Einwohnern verlegte. Ihm war Fort Worth lieber als Dallas, weil Fort Worth eine Western-Stadt war, deren Hauptaktivitäten in Viehzucht, Erdöl und kühnen Spekulationen mit beidem bestanden, während Dallas mehr die texanische Version von New York oder Boston darstellte. Dort fanden riesige Finanz-und Immobilientransaktionen statt, die jedoch kaum noch etwas mit den alten Traditionen gemein hatten, denen Texas seine Bedeutung verdankte.
    In Fort Worth schloß sich Rusk vielen anderen Geschäftsleuten an, die gewagte Spekulationen mit Erdöl und vor allem mit Zulieferungen an die Erdölindustrie durchführten. Da er genau darüber Bescheid wußte, wie Erdöl gefunden und auf den Markt gebracht wird, befand er sich bald mitten in dem aufregenden Spiel. Das Vergnügen, das sein Vater im College bei den Football-Spielen gefunden hatte, fand er im texanischen Finanzwesen. Am Ende einer der aggressivsten Kampagnen in der Geschichte des Erdöls der letzten Jahre hatte sich der Wert von Rusks Besitz verdreifacht.
    Eines Tages suchte ihn in seinem bescheidenen Büro in Fort Worth ein alter Mann auf. Die Jahre nach 1923 hatten Dewey Kimbro arg zugesetzt. Er war jetzt einundsiebzig, heruntergekommen, besaß keinen einzigen Vorderzahn mehr und nur noch sehr wenig Geld von den Millionen, die er auf dem Larkin-Ölfeld gemacht hatte. Er stand vor dem Sohn seines ehemaligen Partners - ein kleiner, verschrumpelter Mann, der dreimal verheiratet gewesen war und dessen Ehen jedesmal mit einer Katastrophe geendet hatten.
    »Mr. Rusk, mein Job ist es, Öl zu finden. Sie wissen, daß ich drei der sehr guten Ölfelder gefunden habe. Ich möchte, daß Sie mir gegen Gewinnbeteiligung die erforderliche Ausrüstung zur Verfügung stellen, denn

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