Thai Juwelen
neunzehnte Stockwerk, hier war die Rezeption.
»Es liegt eine Reservierung für Sie vor, Sir.«
»Na, prima.«
Judith hatte sich nicht lumpen lassen. Grod bekam eine traumhafte Suite im 64. Stockwerk. Hier ließ es sich leben. Er begann, seine Koffer auszupacken und die Sachen in den Schränken zu verstauen.
Eigentlich sollte er Judith anrufen, sobald er in Bangkok war. Das mochte er nun allerdings doch nicht tun. Es war erst elf Uhr vormittags, in Deutschland also gerade mal fünf Uhr morgens. Sollte sie ruhig noch ein wenig schlafen.
Grod hatte Hunger. Im Flugzeug hatte er nichts gegessen. Er mochte dieses Flugzeugessen nicht. Grod verließ daher seine Suite, um in den achtundsiebzigsten Stock zu fahren. Dort befindet sich eins der schönen Restaurants dieses Hotels, die Tische an den Fenstern, hoch über Bangkok.
Dieses Restaurant wartet, wie auch das Hotel selbst, mit einem weiteren Superlativ auf. Es bietet das größte Buffet Thailands.
An unzähligen Ständen werden Speisen aus zahlreichen Ländern angeboten. Neben thailändischen Spezialitäten gibt es dort europäisches Essen, muslimische Kost, vietnamesische Küche, japanisches Sushi, chinesische Delikatessen und vieles mehr.
Asiatische Nudelsuppen werden im Beisein der Gäste hergestellt. Die Inhaltsstoffe wählt der Gast selbst. Die unterschiedlichsten Salate und Kräuter werden an kleinen Salatbars bereitgehalten. Ein riesiges Kuchenbuffet befindet sich direkt neben einem Stand mit feinstem Nachtisch in allen Variationen. Es ist einfach unmöglich, alles auch nur einmal zu kosten.
Grod entschied sich für japanisch. Er füllte sich gut geschnittene Sushi-Stücke auf seinen Teller.
Doch, hier im Bayoke-Song kann man gut leben. Dann saß Grod am Fenster, trank zu seinem Essen ein Karlsberg-Bier und schaute auf die Stadt. Ein grandioser Ausblick.
Unter ihm lag der bunt gestrichene Wolkenkratzer ›Bayoke-Nung‹. Dieser war noch bis Ende der 80er Jahre das höchste Gebäude des Landes gewesen. Jetzt, vom Bayoke-Song aus gesehen, wirkte er geradezu winzig. Grod betrachtete das endlose Häusermeer, das von Schneisen breiter Verkehrsadern durchzogen wird. Im Westen die Altstadt. Die niedrigen Gebäude dort werden von Tempeltürmen überragt.
Im Südosten das gigantische Meer aus Wolkenkratzern. Schnellstraßen ziehen sich durch die Schluchten zwischen den Hochhäusern.
Im Süden der Bayoke-Nung und dahinter das World Trade Centre, ein klimatisiertes Einkaufszentrum voller Geschäfte, Restaurants und der größten Eisbahn Südostasiens.
Noch etwas weiter der Lumphini-Park, eine hübsche Parkanlage mit Teichen und Kanälen. Am frühen Morgen treffen sich dort die in Bangkok lebenden Chinesen, um ›Tai-Chi‹, das chinesische Schattenboxen, zu üben. Grod ließ sich Zeit beim Essen. Er genoß die atemberaubende Aussicht. Viel hatte sich seit seinem letzten Aufenthalt hier in Bangkok getan.
Einer der Hotelbediensteten kam. Er überreichte Grod ein tragbares Telefon.
»Ein Gespräch für Sie, Sir.«
Es war Judith.
»Hallo Grod. Ich habe mir schon Sorgen gemacht. Sie wollten mich doch sofort nach Ihrer Ankunft anrufen.« »Ich dachte, das sei noch etwas zu früh. Ich wollte Sie keinesfalls aus Ihren Träumen reißen.«
»Unsinn, Sie können mich zu jeder Zeit anrufen, Tag oder Nacht, ist völlig egal.«
»Ich werde es mir merken.«
»Was machen Sie gerade?«
»Ich telefoniere mit Ihnen.«
»Sehr lustig!«
»Ich esse gerade.«
»Essen Sie nicht zu viel. Sie haben heute Abend eine Einladung zum Essen. Mister Ho, unser chinesischer Geschäftspartner in Thailand betrachtet es als Ehre, Sie zum Essen einzuladen.«
»Ein feiner Zug von dem Mann. Was gibt‹ s denn? Gebratene Tigersehnen oder Affenhirn?«
»Ratte! Soweit ich mich erinnere, gehört das zu Ihren Leibgerichten im Issaan.«
»Ist aber nicht unbedingt typisch chinesisch.«
»Mister Ho bittet Sie, heute Abend gegen 17:00 Uhr im Rubin-Tower zu erscheinen. Er wird Ihnen einen Teil des Betriebs zeigen. Anschließend sind Sie zum Essen eingeladen. Na, wie habe ich das gemacht?«
»Sie sind ein Schatz.«
»Ich weiß, aber Sie wissen nicht, was Ihnen alles entgeht, dadurch, dass Sie mich nicht mitnehmen wollten. Aber ich komme nach, ganz bestimmt.«
»Ich befürchte es, dabei habe ich auch so schon Scherereien genug.«
»So lustig ist das gar nicht. Verlassen Sie sich darauf, ich komme bestimmt. Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?«
»Ja, besorgen Sie mir den zweiten Brief von
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