Thai Juwelen
doch nichts dagegen, dass ich auch nach Thailand fliege. Sie haben es mir versprochen!«
»Ich werde darüber nachdenken.«
»Glauben Sie bloß nicht, dass ich Ihre Erlaubnis einholen muss. Sie werden sehen, eines Tages bin ich dort.« »Sie machen mir Angst, was wollen Sie hier?«
»Ihnen helfen. Ich möchte unbedingt, dass diese Sache aufgeklärt wird.«
»Sie helfen mir besser in Deutschland. Besorgen Sie mir den zweiten Brief von Samrak.«
»Ich versuche alles. Ich habe schon begriffen, Sie wollen mich nicht bei sich haben. Aber Sie werden schon sehen, eines Tages bin ich da.«
»Vergessen wir’s einfach für heute. Ich melde mich, sobald ich etwas weiter bin.«
»O.k., tschüß.«
»Tschüß.«
Es war nicht mehr weit zum Rubin-Tower. Grod beschloss, auch den Rest zu Fuß zurückzulegen. Er bezahlte und wanderte weiter die Silom-Road hinunter. Bald war er am großen Fluss, der in Europa unter dem Namen ›Menam‹ bekannt ist. In Thailand heißt er ›Chayo phraya‹.
5
Den Rubin-Tower zu finden, war wirklich nicht schwer. Die Skulptur eines riesigen Rubins drehte sich auf dem Dach des Hochhauses.
Die Eingangshalle des Rubin-Towers wurde von bewaffneten Wachleuten gesichert. Mit finsteren Blicken musterten sie Grod. Einer der Wachleute zeigte auf einen Glaskasten, auf die Rezeption. Eine junge Thailänderin saß darin.
Grod ging zu ihr.
»Mein Name ist Jäger, ich möchte zu Mister Ho.« Grod sprach Englisch. Er wollte so wenig wie möglich auffallen.
»Einen kleinen Moment bitte«, lächelte die Frau, dann telefonierte sie.
»Mister Ho erwartet Sie. Fahren Sie bitte mit dem Fahrstuhl in das vierundzwanzigste Stockwerk. Sie werden dort an der Fahrstuhltür abgeholt.«
»Danke.«
Grod ging zum Fahrstuhl und fuhr nach oben. Die Wachmänner blickten immer noch finster.
Im vierundzwanzigsten Stockwerk öffnete sich die schwere Metalltüre des Fahrstuhls. Ein kleiner, etwas rundlicher Chinese erwartete ihn.
»Sie sind Mister Jäger aus Deutschland?« Er sprach einwandfreies Englisch.
Der Mann war etwa fünfzig Jahre alt. Er steckte in einem teuren Maßanzug. Sein Handgelenk zierte eine mit Brillanten besetzte Rolex. Sonst trug er, von einer goldenen Brille einmal abgesehen, keinen weiteren Schmuck. »Ja, mein Name ist Jäger.«
»Ich freue mich, Sie zu sehen. Mein Name ist Ho. Ich bin der Manager hier. Ich wollte es mir nicht nehmen lassen, Sie persönlich zu empfangen. Kommen Sie bitte. Ich zeige Ihnen mein Büro.«
Sie gingen die breiten Flure entlang. Auch hier standen überall bewaffnete Wachleute, die Grod finster musterten.
Grod grinste sie an.
Mister Ho war das offensichtlich nicht entgangen. »Schrecklich, diese Leute. Aber wir brauchen sie. Ohne unser Wachpersonal fühle ich mich hier keine Sekunde sicher. Wir haben schrecklich viele Werte im Haus. Schrecklich!« Bei seinen Ausführungen gebrauchte er laufend das Wort ›schrecklich‹.
Etliche Vitrinen mit Schmuckstücken standen an den Wänden.
Mister Ho sah Grods erstaunten Blick.
»Das sind nur Imitate, Mister Jäger. Schrecklich, solche Imitate. Ich hasse Imitate.«
Das Büro von Mister Ho war absolute Spitzenklasse, komplett in Teakholz getäfelt. Der riesige Raum enthielt nur wenige Möbelstücke. Beherrscht wurde er von einem bombastischen Schreibtisch, der in der Mitte des Zimmers stand. Ein Telefon stand darauf, eine Schreibtischauflage aus dunklem Leder und darauf ein goldener Füllfederhalter - mehr nicht. An den Wänden gab es ein paar Einbauschränke. Direkt am großen Fenster, mit Blick nach draußen, stand eine Sitzgruppe, ebenfalls aus dunklem Leder.
»Nehmen Sie Platz.« Er deutete auf die Sitzgruppe. »Was darf ich Ihnen anbieten, einen Sherry?«
»Gern.«
Grod setzte sich Mister Ho gegenüber auf einen Sessel am Fenster. Nach nur wenigen Augenblicken öffnete sich eine bis dahin gut getarnte Tür in der Wandvertäfelung. Ein junger Chinese, Grod schätzte ihn auf etwa zwanzig Jahre, servierte den Sherry in teuren Kristallgläsern. »Darf ich Ihnen einen meiner treuesten Mitarbeiter vorstellen, Mister Tjam.«
Der junge Chinese verbeugte sich vor Grod.
»Ich bin sehr erfreut.«
»Hallo«, antwortete Grod.
»Mister Jäger kommt aus Deutschland«, erklärte Ho. »Er ist der zukünftige Einkäufer unserer Freunde, er arbeitet für Mister Helfer. Sie wissen doch, der tragische Tod von Fred Helfer. Mister Jäger wird seine Nachfolge antreten.« »Ich bin sehr erfreut.« Mister Tjam verbeugte sich erneut.
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