Thai Juwelen
war bestimmt 15.000 amerikanische Dollar wert. Wir hier im Rubin-Tower vertreiben Fertigschmuck und Steine. Unser Geschäft ist so aufgebaut, dass wir größere Mengen von Steinen verkaufen. Das sind dann Steine ganz einfacher Qualität, wie Sie sie ja vorhin kennengelernt haben. Aber auch Steine mit einer hervorragenden Qualität, soweit diese in großen Mengen zu bekommen sind. Etwas ganz Besonderes, einen einzelnen Stein in einer bestimmten Farbgebung können wir hingegen üblicherweise nicht liefern. Dafür warten dann unsere Freunde auf dem Flur geduldig.«
»Wenn ich einen solchen Stein kaufen möchte, wie geht das dann vor sich?« Grod war ehrlich interessiert. »Wie Sie gesehen haben, rufen wir Art und Qualität auf dem Flur auf. Ein Händler, der glaubt, einen entsprechenden Stein zu haben, kommt dann und legt ihn Ihnen, also unserem Kunden, vor.
Wenn die beiden sich handelseinig sind, wenn unser Kunde also kauft, erhält er den Stein. Die finanzielle Abwicklung läuft jedoch über uns.«
»Sie verdienen also ein paar Dollars an dem Geschäft.« »Nur der Tod ist umsonst«, lächelte Mister Tjam. »Vielleicht stört Sie das Aussehen der Händler auf dem Flur. Das dient der Tarnung. Sie alle sind recht wohlhabend. Sie besitzen Maßanzüge und fahren große Autos. Wenn sie aber mit ihren Edelsteinen unterwegs sind, ziehen sie sich lieber einfache Kleidung an. Niemand soll ahnen, welche Schätze sie in ihrer Jackentasche mit sich herumtragen. Wüsste das jemand, wären sie ihres Lebens nicht mehr sicher.«
»Jetzt verstehe ich.« Grod war wirklich beeindruckt. »Lassen Sie uns zum Essen gehen. Mister Ho wartet sicher schon«, drängte Vingchan zum Aufbruch.
Gemeinsam gingen sie die Korridore wieder zurück zum Büro von Mister Ho. Der schien tatsächlich schon zu warten.
»Ich hoffe, Sie haben Hunger. Sie sollen heute die Spezialitäten der thailändischen Küche kennenlernen. Können Sie scharf gewürzte Speisen essen?«
»Ja, damit habe ich keine Probleme.«
»Dann lassen Sie uns gehen.«
Erneut gingen sie, Grod, Mister Ho, Mister Tjam und Vingchan die langen Korridore entlang. Die Wachleute nahmen keinerlei Notiz von ihnen. Die Händler auf den Stühlen beäugten sie jedoch neugierig.
Ein junger Thai kam ihnen entgegen. Er sprach Mister Ho an:
»Mister Ho, ich habe Sie schon überall gesucht. Wir haben ein Problem mit einer Lieferung.«
»Entschuldigen Sie uns bitte, Grod«, sagte Ho und sprach kurz mit dem Mann.
Grod schlenderte langsam weiter die Flure entlang. Er wollte nicht stören, Ho, Tjam und Vingchan sprachen mit dem jungen Thai.
Grod wanderte langsam von Vitrine zu Vitrine und betrachtete die Auslagen. Gewiss, es waren Imitate, das wusste er ja, trotzdem fand er sie ganz beachtlich. Einer der Händler war aufgestanden und kam den Flur entlang. Er stieß Grod an. Es war Rapun, der indische Händler mit dem großen Smaragd.
»Entschuldigen Sie, Sir«, verbeugte er sich und flüsterte leise »Folgen Sie mir unauffällig.« Dann ging er weiter den Flur entlang und bog um eine Ecke.
Langsam und unauffällig ging Grod hinter ihm her und bog ebenfalls um die Ecke. Rapun wartete dort auf ihn. »Wer sind Sie?«, fragte Rapun ohne Umschweife. »Wer sind Sie?«, antwortete Grod.
»Ich bin ein Freund von Fred Helfer, ein sehr guter Freund. Ermitteln Sie wegen seines frühen Todes?« »Ja, so in etwa. Es wäre mir aber lieber, wenn Sie es nicht erzählen würden.«
»Keine Sorge, von mir erfährt niemand etwas. Sie suchen Samrak?«
»Ja, auch die.«
»Ich kann Ihnen nicht viel weiterhelfen. Fred ist tot. Wo Samrak ist, weiß niemand. Aber es gibt da ein Mädchen, sie war eine Freundin von Samrak.«
»Haben Sie Ihre Adresse?«
»Nein. Sie arbeitete in einer Go-go-Bar in Patpong. Die Bar heißt ›Lipstick‹, das Mädchen heißt ›Nuu‹. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen, aber vielleicht hilft es Ihnen weiter. Versuchen Sie, sie zu finden.«
»Danke.«
»Sie sind kein sehr guter Edelsteinexperte. Sonst hätten Sie meinen Stein mit ganz anderen Augen betrachtet. Vielleicht bin ich auch der einzige Fachmann, der den wirklichen Wert dieses Steins erkennt. Nein, Mister Grod, Sie sind überhaupt kein Edelsteinexperte. Seien Sie vorsichtig, Mister Ho und Mister Tjam sind sehr gefährlich.«
Er drehte sich um und ging ohne ein weiteres Wort wieder zurück.
Grod wartete noch etwas, ehe auch er den Flur zurückging.
Ho und die anderen warteten schon auf ihn.
»Ich habe die Toilette gesucht«,
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