Thai Juwelen
Tür.
Der Raum war, wie auch das übrige Haus, europäisch eingerichtet. Es gab Schränke, Teppiche, einen Tisch mit einigen Stühlen. Vor dem großen Fenster stand eine lederne Sitzgruppe mit einem weiteren Tisch davor. In einigen großen Kübeln wuchsen üppige Blattpflanzen. An der Wand hing ein Bild, eine Fotografie, die einen jungen Mann zeigte, einen Europäer.
Auf einem großen Sessel, nahe am Fenster, saß eine etwa fünfundzwanzig Jahre alte Frau, eine Thailänderin. Sie stand auf, als Judith und Grod den Raum betraten und grüßte mit einem Wai.
Sie war vollständig in weiß gekleidet. Sie trug lange weiße Jeans, ein weißes T-Shirt, weiße Strümpfe und weiße Schuhe mit hohen Absätzen. Um den Hals hatte sie eine breite Goldkette gelegt, an der ein großes goldenes Buddha-Amulett hing.
Das Weiß stand im hübschen Kontrast zu ihrem langen schwarzen Haar.
»Bitte setzt euch«, sagte die Frau in schwer verständlichem Englisch. Sie deutete auf die Sitzgruppe.
»Mein Name ist Samrak. Ihr wollt mich sprechen? Ihr kommt von Lai aus Phuket?«
Judith und Grod nahmen Platz.
Judith zuckte plötzlich sichtlich zusammen. Sie schaute zu dem Bild an der Wand.
»Das ist Fred«, flüsterte sie Grod leise zu.
Samrak hatte die Reaktion von Judith bemerkt, ließ sich jedoch nichts anmerken.
»Darf ich euch etwas anbieten? Sicher habt ihr Durst. Heute ist es sehr warm«, sagte sie.
Ohne eine Antwort abzuwarten, winkte sie der jungen Frau, die ihnen die Tür geöffnet hatte und dort stehengeblieben war.
Diese begann sofort, unterschiedliche Getränke sowie Gläser auf den Tisch zu stellen. Zum Glück für Grod war auch Bier dabei.
»Bitte bedient euch selbst. Ich weiß nicht, was ihr gern trinkt.«
Grod nahm sich ein Bier. Judith entschied sich, wie auch Samrak, für einen Ananassaft.
»Wo habt ihr Lai getroffen?«, begann Samrak jetzt das Gespräch.
»In Phuket, an einer Bar«, antwortete Grod.
Samrak nickte.
»Ich erwarte Lai in den nächsten Tagen hier«, antwortete sie.
»Sie wird nicht kommen, es tut mir leid«, antwortete Grod.
»Warum?« Samrak war ein wenig befremdet.
»Es tut mir leid«, sagte Grod, »Lai ist tot.«
Samrak schreckte zusammen.
»Warum? Seit wann?«, stammelte sie. Offensichtlich wusste sie vom Tod Lais noch nichts.
»Sie wurde vor wenigen Tagen in Phuket ermordet«, erklärte Grod.
Samrak begann hemmungslos zu weinen. Judith stand auf und zog Samraks Kopf an ihre Schulter. Samrak schluchzte.
»Sie war meine beste Freundin«, hörte Grod. Samrak war verzweifelt.
Es dauerte eine Weile, bis sie sich wieder etwas beruhigt hatte. Mit versteinertem Gesicht goss sie sich einen Mekong-Whisky ein. Dann bat sie:
»Erzähle bitte!«
Auch Grod nahm sich einen Whisky.
»Vor einigen Tagen war ich auf Phuket«, begann Grod. »Dort lernte ich an einer Bar Lai kennen. Wir waren einige Tage zusammen. Lai erzählte mir von dir und davon, dass sie zu dir in den Issaan fahren werde.«
»Das hat sie erzählt?«, fragte Samrak ungläubig. »Ja, das und noch mehr. Sie sprach zum Beispiel von einem Mann namens Tjam. Ich vermute, dass dieser Lais Mörder ist.«
»Tjam, dieses Schwein«, zischte Samrak.
»Ja, sicher ist er sowohl der Mörder von Lai als auch von Fred«, antwortete Grod.
»Nein!« Samrak schrie geradezu auf. »Fred ist tot?« Samrak zitterte am ganzen Körper. Jegliche Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen.
»Hilf mir!«, wandte sie sich an Judith. »Sag, dass er lügt!«
»Nein«, sagte Judith. »Fred ist tot.«
Samrak vergrub ihren Kopf in ein Kissen auf dem Sofa. Ihr Körper bebte vor Schluchzen. Sie rang verzweifelt nach Fassung. Endlich konnte sie wieder sprechen. »Wer seid ihr? Was wollt ihr von uns, von Fred, Lai und mir? Wer seid ihr?«
»Lass mich mit dieser Frau alleine«, sagte Judith zu Grod gewandt. »Geh eine Stunde spazieren. Ich möchte alleine mit ihr sprechen.«
»Judith, ich möchte dich hier nicht alleine zurücklassen. Denk an die Typen vor der Tür. Wenn die hier auftauchen, wer soll dir helfen?«
»Geh ruhig«, sagte Samrak. »Deine Frau ist hier absolut sicher. Niemand wird ihr etwas antun. Auch du bist sicher vor meinen Wachen. Sie gehorchen mir aufs Wort. Geh ruhig.«
16
Widerwillig verließ Grod den Raum. Die junge Frau begleitete ihn. Dann fiel die schwere Tür hinter ihm ins Schloss.
Die drei Männer mit den Eisenrohren standen immer noch da und blickten ihn finster an. Sie ließen Grod jedoch anstandslos passieren.
Grod wanderte durch
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