Thai Juwelen
Leute, die in einiger Entfernung mit starken Taschenlampen in einem nahen Reisfeld den Boden ableuchteten.
»Was machen diese Leute?«
»Sie fangen Ratten. ›Nuu jai‹ nennt man sie hier. Sie fangen sie, um sie zu essen.«
»Wie furchtbar. Ich würde nicht einen Bissen runterkriegen. Hast du so etwas schon einmal gegessen?« »Ja. Käfer, Heuschrecken, Ratten, Maeng-Mau - eine Art geflügelter Ameisen - und Schlangen, das alles habe ich bereits gegessen.«
»Schrecklich, hast du keinen Ekel vor so etwas?« »Anfangs schon. Aber was soll man machen, wenn man hier lebt, so wie ich es früher getan habe.«
»Du kannst doch etwas anderes essen. Man muss doch keine Käfer essen.«
»Natürlich. Dass was man sich selbst kocht, kann man sich aussuchen. Oft aber wird man von Leuten eingeladen. Da wird dann gegessen, was auf den Tisch kommt.« »Ich verstehe. Was aber werden wir in Zukunft essen? Ich esse weder Blutsuppe noch Käfer.« Judith schien ein wenig verzweifelt.
Grod sprach die Frau aus dem kleinen Laden an. Judith sah, dass diese mehrfach nickte. Sie schien sich über die Vorschläge, die Grod unterbreitete, zu freuen.
»Wir können in Zukunft hier essen. Die Frau bereitet uns das zu, was wir gern möchten. Wir müssen nur einen Tag vorher bestellen«, erklärte Grod.
»Was möchtest du also morgen Abend haben?« »Keine Ahnung. Bestell irgendetwas. Nur kein ekliges Zeug.«
»Wie wär’s mit Huhn?«, fragte Grod.
»Ja, Huhn wäre gut.«
»Gebratenen Reis mit Hühnerfleisch und ganz viel Gemüse?«
»Das wäre wunderbar.« Judith lebte wieder auf. Grod sprach mit der Frau. Die nickte mehrfach. Dann gab Grod ihr Geld.
»O.k., das Essen für Morgen ist bestellt. Es gibt gebratenen Reis mit Hühnerfleisch und Gemüse.«
»Du bist ein Schatz. Sag mal, was kostet solch ein Gericht hier im Issaan überhaupt. Ich nehme an, es ist nicht teuer.«
»Nein, fünfzehn Baht (etwa € 0,35) habe ich pro Person bezahlt.«
»Das ist ja unglaublich. Hier kann man sein Geld ja überhaupt nicht ausgeben.«
»Soll ich noch ein Bier bestellen?«, fragte Grod. »Nein, lass uns nach Hause gehen. Ich bin müde.«
Sie gingen zurück zur Bungalowanlage. Straßenköter begleitete sie. Ganz selbstverständlich betrat er auch den Bungalow, als Grod die Tür aufgeschlossen hatte. »Kann er hier bleiben?«, fragte Judith. »Ich denke, er merkt es, wenn eine große Schlange oder ein anderes gefährliches Tier kommt. Vielleicht kann er uns beschützen.«
»O.k., Straßenköter darf hier schlafen.«
Grod ging mit Straßenköter auf die Terrasse, um noch ein Bier zu trinken. Judith verschwand in der Dusche. Grod trank einen Schluck und schaute zu den Reisfeldern, die fast gänzlich im Dunkeln lagen. Grillen zirpten. An der Hauswand seiner Hütte jagten zwei Geckos nach Moskitos. Grod sah ihnen zu. Straßenköter hatte den Kopf auf Grods Bein gelegt und ließ sich streicheln. Nachts, wenn die größte Hitze vorüber ist, ist es schön in Thailand.
»Ich bin fertig! Du kannst jetzt in unser Luxusbadezimmer«, rief Judith von innen.
»Komm Straßenköter.« Sie gingen ins Haus und Grod verschloss die Terrassentür. Judith lag im Bett und schaute nach oben. Sie beobachtete die Dachbalken. Dort oben bewegte sich etwas.
Plötzlich schreckte sie zusammen. Sie saß kerzengrade im Bett.
»Da! Sieh mal«, sie deutete zu den Dachbalken. »Mäuse oder gar Ratten! Grod, die Viecher turnen dort oben herum. Ich werde verrückt hier! Grod, sieh nur!«
Oben am Dachbalken turnten zwei Mäuse. An der Seitenwand saßen zwei Geckos.
»Müssen wir dieses Viehzeug im Raum haben?« »Wir werden es nicht verhindern können. Große Löcher sind in den Wänden, damit wir hier einen Luftzug haben und es etwas kühler ist. Durch diese Löcher kommen aber auch die Tiere. Die Mäuse wohnen hier. Sie sind unsere Haustiere.«
Judith nickte ergeben.
»Sie kommen nicht ins Bett, wenn ich schlafe, nicht wahr?«
»Keine Angst, sie bleiben dort oben«, beruhigte er Judith, während er den Duschraum betrat.
Erfrischt kam Grod zurück. Straßenköter hatte sich vor dem Bett zusammengerollt und schlief bereits. Judith lag auf dem Rücken und beobachtete die Mäuse am Deckenbalken.
»Komm«, sagte sie und rückte ein wenig zur Seite, damit Grod Platz hatte.
Er legte sich neben sie und nahm sie in die Arme. Judith war nackt.
15
Nachts, gegen vier wurde Grod von Judith wachgerüttelt. »Grod, was sind das für Geräusche?«
Grod lauschte. Dann hörte er
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