Thanatos
Takumi.
»Was ist das?«, fragte Kynan gebieterisch. »Was zum Teufel macht ihr mit diesem Dämon?«
Lance verdrehte die Augen. »War ja klar, dass ausgerechnet du Bedenken wegen eines verdammten Dämons hast.« Er zeigte auf die vier Neuankömmlinge. »Und das sind unsere neuen Ältesten.«
»Neue …
was
?« Kynan warf den neuen
Ältesten
einen Blick zu. Zwei von ihnen waren in der engeren Wahl für zukünftige Beförderungen ins Siegel gewesen. Die anderen beiden waren Regenten, die Leiter individueller Zellen, eine in Toronto und eine in Rio de Janeiro. »Ihr könnt ohne einstimmigen Beschluss aller Ältesten niemanden zum Ältesten ernennen, wie ihr wisst.«
»Tja«, sagte Lance. »Die Sache ist die: Wir sind zu einem einstimmigen Beschluss gekommen, weil Val, Regan, Decker und du im Siegel nicht länger willkommen seid.« Er schwang den Arm in einer allumfassenden Geste über die acht Männer, die in einem Halbkreis vor Ky und Wraith standen. »Wir sind das Siegel. Und du … du bist hier nicht länger willkommen.«
»Das könnt ihr nicht tun.«
»Wir können. Und wir haben es getan.« Takumis Blick senkte sich, als ob er nicht vollständig einverstanden wäre. »
Sentinelium angelicus expellum
.« Er stieß den Dolch in den kleinen Dämon.
»
Ihr verdammten Scheißkerle!
«, brüllte Wraith.
Die vier Fläschchen blitzten auf, leuchteten so hell wie die Sonne. Schmerz erfüllte Kynans Hirn; Wraith fasste sich an den Kopf; und während sich unbeschreiblicher Schmerz in sie beide bohrte, stolperte Kynan rückwärts, von dem überwältigenden Verlangen überkommen, sich sofort aus der Burg zu entfernen. Wraith und er wurden von einer unsichtbaren Macht hinausgetrieben, während die acht Ältesten auf sie zukamen, vor sich eine leuchtende Wand.
»Was soll der Scheiß?«, knurrte Wraith und sprach damit genau das aus, was Kynan dachte.
Sie taumelten aus der Tür, und sobald sie an die frische Luft kamen, hörte der Schmerz auf, auch wenn sich Kys Gehirn total lädiert anfühlte. Als wäre er von einem Schwergewichtsboxer k . o. geschlagen worden.
Lance und die anderen blieben auf der Schwelle stehen. »Kommt nicht wieder her. Das Hauptquartier ist jetzt gegen euren Engelssegen geschützt.«
»Wie? Wie habt ihr das gemacht?«
»Ihr seid nicht die Einzigen, die mit einem Engel befreundet sind.« Lance grinste selbstzufrieden.
Kynan hätte Lance das freche Grinsen am liebsten aus dem Gesicht geprügelt. Mit einem … Engel befreundet? Wer – »Harvester«. Jetzt erinnerte er sich auch wieder, wo er das silberne Amulett, das Takumi hielt, schon mal gesehen hatte. Harvester hatte es an einer Kette getragen. »Um Gottes willen, sie ist ein gefallener Engel. Sie ist böse. Ihr habt ein Dämonenbaby getötet und schwarze Magie in eurem neuen Hauptquartier verwendet. Habt ihr überhaupt eine Ahnung, was da alles schiefgehen kann?«
»So etwas nennt man Änderung der Strategie«, höhnte Lance, »Verbündete an unerwarteten Orten finden.«
»Ihr kurzsichtigen Idioten! Wir stehen vor einer verdammten Apokalypse. Wir können es uns nicht leisten, uns aufzuspalten. Nicht jetzt.«
»Ihr habt uns keine Wahl gelassen«, erwiderte Juan.
»Dann läuft es also auf Folgendes hinaus: Ihr übernehmt das Hauptquartier, ernennt neue Älteste und verbannt jeden, der euch nicht genehm ist.«
»Wir sind die neue Aegis«, sagte Omar. »Beziehungsweise die Original-Aegis, so wie wir es sehen. Wir kehren zu den Ursprüngen zurück.«
»Ihr werdet nicht siegen«, sagte Kynan. »Das lassen wir nicht zu.«
Lance breitete die Arme aus. »Sieh dich doch um, du gesegneter Dämonenfreund. Wir haben sämtliche Spielzeuge. Wir haben bereits gesiegt.«
Kynan riss der Geduldsfaden. Drohend ging er auf Lance zu, um ihn zu Brei zu schlagen, aber noch ehe er die Schwelle erreichte, prallte er gegen eine unsichtbare Mauer, so solide wie eine Wand aus Stahl. Wraith riss ihn zurück, ehe der vernichtende Schmerz erneut einsetzen konnte.
»Weißt du was, mein Freund?«, fragte Wraith. »Sie sind es nicht wert. Nicht jetzt. Aber später …« Er zeigte mit dem Finger auf Lance und fletschte die Fänge. »Du gehörst mir. Und merk dir eins, Alter, ich spiele schrecklich gern mit meinem Essen.«
30
Regan fühlte sich so verdammt nutzlos. Während sich Ares auf den Weg nach Sheoul machte, um von dort vielleicht eine Warnung an Hades zu schicken und ihm mitzuteilen, dass Pestilence inzwischen womöglich mithilfe von Idess nach Sheoul-gra
Weitere Kostenlose Bücher