Thanatos
bei lebendigem Leib gehäutet. Sie hatte ihr ganzes Leben dieser Organisation gewidmet, hatte ihnen sogar ihren Körper zur Verfügung gestellt, als sie sie hierhergesandt hatten, um ihn zu verführen. Und wie hatten sie es ihr gedankt? Indem sie sie und ihr Baby als Opfer darbieten wollten.
Er hatte sie gefragt, was ihr persönlicher Beweggrund gewesen war, als sie gekommen war, um ihn zu verführen. Jetzt kannte er ihn. Sie hatte das Gefühl gehabt, sie müsse für die einzige Familie, die sie je gekannt hatte, unverzichtbar sein. Sie wollte gebraucht werden, um nicht wieder unerwünscht zu sein.
Diese Mistkerle. Diese
verdammten
Mistkerle.
»Du bist nicht unerwünscht.« Sie sah ihn nicht an, darum legte er ihr den Finger unters Kinn und hob ihr Gesicht empor. »Hörst du mich? Ich will dich. Ich will dich und unseren Sohn. Wenn das alles vorbei ist, wenn Pestilence fort ist und die Welt wieder normal, will ich dich hier bei mir haben.«
Sie blickte ihn überrascht an, aber er hatte keine Ahnung, wieso. Hatte er seine Wünsche nicht deutlich genug gemacht? Hatte er ihr nicht klargemacht, dass sie sein war? Schließlich baute er nicht für irgendein Kind eine Wiege, er entführte nicht irgendeine Frau, und er vertraute auch ganz gewiss nicht irgendjemandem an, dass er eine ganze Rasse erschaffen hatte. Sie war jetzt ein Teil seines Lebens – so einfach war das.
Sie war sein.
»Was, wenn die Welt nie wieder normal wird? Was, wenn die Welt wieder normal wird und du mich nicht mehr brauchst, um ruhig zu bleiben?« Sie sah sich mit wildem Blick um, und er wusste, dass sie etwas suchte, das sie ordnen oder geraderücken konnte. »Was, wenn –«
Than legte ihr den Finger auf die Lippen. »Schhhh«, flüsterte er. »Fang an zu zählen.« Und warte ab.
Was, wenn die Welt wieder normal wird und du mich nicht mehr brauchst, um ruhig zu bleiben?
Glaubte sie ernsthaft, dass seine Gefühle davon abhingen, ob sie in der Lage war, ihm etwas zu geben?
Scheiße, die Aegis hatte ihr da einen schönen Mist eingeredet.
Plötzlich schrillte ein Telefon, was Than allerdings wegen des ungläubigen Summens in seinem Kopf kaum hörte.
Ares fuhr mit den Fingern über seinen Hals, und sein Panzer verschwand. Er zog das Handy aus der Beintasche seiner Khakihose. »Cara? Cara, Scheiße!« Das Handy fiel ihm aus den zitternden Fingern; gleich darauf trug er wieder seinen Panzer und rannte zur Tür.
»Ares!« Limos rannte ihm hinterher. »Was ist los?«
»Pestilence. Er ist bei mir zu Hause. Beeilt euch!«
Kynan winkte Than zu. »Geh. Deck und ich werden bei Regan bleiben.«
»Ich kann sie nicht allein lassen.«
Während Ares und Limos durch die Eingangstür verschwanden, um ein Höllentor zu öffnen, streckte Regan die Hand aus und ließ die Finger federzart über seine Wange streichen. »Geh nur. Halt ihn auf. Wenn du willst, dass die Welt wieder normal wird, dann musst du ihn aufhalten.«
»Wenn ich wieder da bin, müssen wir reden.« Er küsste sie und verweilte noch einen Moment, ehe er sich zu Ky umwandte. »Danke.«
Dann rannte Than seinem Bruder, seiner Schwester und Arik hinterher, während er darum betete, dass es sich nur um ein kleines Scharmützel handelte, mit dem Pestilence sie ärgern wollte. Aber als Than aus der Festung trat und sein Höllentor öffnete, ging etwas schrecklich schief. Das Tor – für gewöhnlich ein schimmerndes Portal – war schwärzlich, wirkte verbogen und verzerrt; seine Oberfläche wellte sich wie Öl auf Wasser.
Than versuchte, es zu schließen, warf sich zurück, aber es saugte ihn ein wie Treibsand.
31
Noch in derselben Sekunde, in der Than durch die Tür verschwand, machte sich Regan auf den Weg in die Bibliothek. Sie hatte nicht einmal zählen müssen, um sich aus der Panik zu befreien, die gedroht hatte, sie zu überwältigen. Ein Notfall sorgte bei ihr normalerweise immer schnell für einen klaren Kopf.
Sie hoffte nur, dass es Cara gut ging. Regan kannte Ares’ Frau nicht sehr gut, aber sie war nett zu ihr gewesen. Und jeder, der Höllenhunde dermaßen für sich einnehmen konnte, musste doch etwas an sich haben, das man einfach mögen musste.
»Regan.« Ky kam ihr hinterher, und Decker folgte ihm auf den Fersen. »Was machst du? Du solltest dich lieber ausruhen.«
»Was hat Gem dir gesagt, wenn du ihr das geraten hast, als sie schwanger war?«
Er seufzte. »Sie pflegte vorzuschlagen, dass ich mir ein stumpfes Objekt irgendwohin schieben sollte, wo es richtig
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