Thanatos
der ihm Gesellschaft leistete, jemanden, der Than von seinen Sünden lossprach?
»Was ist los, Bruder? Habe ich irgendetwas gesagt, das dich verstimmt hat?«
Thanatos wandte sich von dem Ding ab, das einmal sein Bruder gewesen war; er brauchte eine Sekunde, um sich wieder auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Selbst wenn er tatsächlich eine Gefahr für seinen Sohn darstellen sollte, war Pestilence doch die weit größere Gefahr, und Than hatte es verdammt satt, immer zwei Schritte hinter diesem bösartigen Mistkerl hinterherzuhinken.
Bring ihn zum Reden.
»Du willst doch gar nicht, dass ich meinen Sohn umbringe«, sagte Than und ließ seine Stimme absichtlich gequält klingen. »Du willst es selbst tun. Vermutlich in irgendeinem ausgeklügelten Ritual.«
»Es geht doch nichts über ein gutes Ritual.«
Than blickte auf und lieferte seine beste Gramgebeugter-Bruder-Imitation ab. »Du liebst es, dich vor Publikum zu inszenieren. Sogar als Reseph wolltest du immer schon im Mittelpunkt stehen. Wie viele Schreine hast du für dich selbst erbauen lassen, Pest? Wie viele Idioten hast du dazu gebracht, sich einzubilden, sie würden Macht und Reichtum erhalten, wenn sie nur dem großen Opfer von Deaths Sohn beiwohnen?«
Pestilence fuhr mit einem Finger durch eine Blutspur auf dem Granittresen, der die Küche vom Wohnzimmer trennte. »Nur einige wenige Auserwählte werden in der Kammer bei der Opferung deines Sohns anwesend sein, aber ich werde sein noch immer schlagendes Herz Zehntausenden präsentieren.«
»Freie Getränke und Essen für alle, hm?«
»Ich sorge dafür, dass ein Glas deines Lieblingschampagners auf dich wartet.«
»Selbst nachdem mein Siegel gebrochen ist, werde ich meinen Sohn sehen wollen. Das weißt du doch wohl.«
»Darauf zähle ich.« Pestilence leckte das Blut von seinem Finger ab. »Du wirst ganz wild darauf sein, dich deiner Vergangenheit zu entledigen; wirst alles Persönliche loswerden wollen, das dich so beschämend weich machte. Und wenn unsere Truppen sehen, wie du angesichts der Leiche deines Sohns in Gelächter ausbrichst, die auf meinem Altar kalt wird …« Er schloss die Augen, als ob er sich die Ekstase dieses Moments ausmalte.
Than fasste seine Sense noch fester und bereitete sich darauf vor zuzuschlagen. Doch als er gerade ausholen wollte, öffnete sich gleich neben ihnen ein Tor, und Pestilence wirbelte davon, sodass er sich außerhalb der Reichweite von Thanatos und des Tors befand. Ares trat heraus, gefolgt von Limos, beide in ihren Rüstungen, beide brannten auf einen Kampf.
»Dann sind wir ja alle anwesend«, knurrte Pestilence. »Ares, du musst inzwischen die Geschenke gefunden haben, die ich für dich in Griechenland zurückgelassen habe.«
»Du abartiger Irrer.« Ares trat vor. Die Adern in seinen Schläfen pochten sichtbar. »Du kranker, gottverdammter Perverser.«
Limos warf Than einen Blick zu. »Pestilence hat Caras Höllenhunde auf der Insel abgeschlachtet, bis auf den neuen Welpen, der gerade bei ihr war, und Hal, weil der bei Ares war. Dann hat er mein Haus aufgesucht und die Hunde dort umgebracht.« Ihre Stimme wurde tiefer und wutverzerrt. »Und er hat alle meine Bediensteten an den Bäumen aufgehängt.«
»Wie Weihnachtsschmuck«, sagte Pestilence. »Du weißt doch, wie sehr ich Weihnachten liebe.« Er wandte sich wieder an Thanatos. Der hätte schwören können, dass sich die Augen dieses Mistkerls sogar noch schwärzer färbten. »Hast du meinen kleinen Trick mit dem Höllentor genossen?«
»Wie hast du das gemacht?«, fragte Ares.
»Ich bin inzwischen stärker, als ihr es euch vorstellen könnt.« Im Schwarz von Pestilences Augen erschienen Wirbel, gemischt mit Blutrot und weißen Flecken. »Mit einem Zauber und einem Blutopfer kann ich nahezu alles tun. Alles, was ich dazu brauchte, eure Höllentore kurzfristig ein wenig zu manipulieren, war jemand, der euch allen wichtig war. Ares, ist dir zufällig aufgefallen, dass einer deiner Widderköpfe abwesend war? Nein? Vielleicht solltest du sie mal durchzählen. Limos, erinnerst du dich noch an diesen verwaisten Werwolfjungen, mit dem du dich in Argentinien angefreundet hattest? Der, dem du letzten Monat noch Schuhe und Bücher gebracht hast?« Er wandte sich an Than. »Und du … ich weiß doch, was Orelia für dich bedeutet hat.«
Verdammt. Er hatte sie vor weniger als zwölf Stunden noch mit Viktor besucht. Es war ihr gut gegangen, auch wenn sie vielleicht nicht ganz ihrem üblichen gruseligen,
Weitere Kostenlose Bücher