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Thanatos

Thanatos

Titel: Thanatos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Ione
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sich gegeben hatte,
Bludrexe
, schoss durch ihren Kopf, und dann war die Vision auch schon wieder vorbei.
    Offensichtlich waren zwar ihre Seelensauger-Fähigkeiten verschwunden, aber ihre psychometrische Gabe war immer noch intakt. Nicht, dass ihr das in dieser Lage hätte helfen können. Nein, jetzt musste sie sich ganz allein auf ihre altmodischen, schmutzigen Kampfkünste verlassen. Als der Vampir den Kopf zurückriss, um ihren Fingernägeln zu entkommen, veränderte sich die Lage seines Körpers, sodass sie das Knie heben und ihm mit Wucht in seine Kronjuwelen rammen konnte. Er stieß ein
Uff!
aus und ließ sie los, sodass sie beinahe gestürzt wäre, als ihre Füße wieder auf den Boden trafen.
    »Miststück!«, knurrte er und schnappte gleich wieder nach ihr.
    Doch seine Finger schafften es nicht, sie zu berühren. Ein grauenhaftes Gebrüll erschütterte die Festung, und schneller, als sie auch nur blinzeln konnte, hatte Thanatos den Vampir von ihr fortgerissen und auf die andere Seite des Raums geschleudert. Sie vergeudete keine Zeit damit abzuwarten, was als Nächstes passieren würde.
    Stattdessen ließ sie den Lärm einer brutalen Bestrafung rasch hinter sich und eilte in die graue Morgendämmerung hinaus, hievte sich auf eines der Allradfahrzeuge und ließ es mit dem Schlüssel an, der in der Zündung steckte. Der gewaltige Motor sprang mit lautem Röhren an, und schon war sie auf und davon.
    Sie gab mächtig Gas, sodass die Räder wild über das unebene Terrain sprangen und sie so schrecklich durchschüttelten, dass sie sehr viel langsamer werden musste, als es ihr gefiel. Immer wieder riskierte sie einen Blick zurück, aber vorerst lief alles gut.
    Bis sie die Markierung erreichte, die eine halbe Meile anzeigte.
    Dort stand Thanatos mit Augen wie goldene Laser, die Arme vor der breiten Brust verschränkt.
    Scheiße.
    Sie hielt das Fahrzeug an, stellte den Motor aber nicht ab. Sie starrte, und er starrte zurück. Nein, diesen Wettkampf würde sie nicht gewinnen.
    Äußerlich ganz ruhig drehte sie um und machte sich auf den Rückweg zur Festung. Selbst durch den Lärm des Motors hindurch hörte sie Hufschläge. Einen Moment später lief Styx, Thans hell gefärbter Hengst, neben ihr her. Seine langen Beine trugen ihn in anmutigem Galopp über die Tundra. Thanatos saß hoch aufgerichtet im Sattel, den wachsamen Blick auf alles gerichtet, nur nicht auf sie.
    Großartig. Ihr wäre es viel lieber, er würde sie wütend anstarren oder anbrüllen. Sie hasste Schweigen. Mit zusammengebissenen Zähnen gab sie Gas, verzweifelt bemüht, ihn hinter sich zu lassen, aber das funktionierte nicht. Styx hielt weiter Schritt mit ihr. Sie hätte wetten können, dass Than lächelte. Es dauerte nur eine Sekunde, aber es war ein Lächeln.
    Und kein angenehmes.
    »Halt an, Regan!« Thans Stimme donnerte wie eine losbrechende Lawine.
    Erschrocken ging sie vom Gas, während ein riesiges weißes Pferd mit einem gepanzerten Reiter vor ihnen auftauchte.
Pestilence
. Sie bremste stark – zu stark. Das Gefährt geriet ins Schleudern, sein Heck bäumte sich auf, und sie flog durch die Luft, ehe sie mit einem heftigen Krachen auf der Erde landete. Es schüttelte ihr sämtliche Knochen durch.
    Das Baby … oh Gott, bitte lass mit dem Baby alles in Ordnung sein.
Regan presste die Hand auf den Bauch und betete, dass der Sturz dem kleinen Pony nicht geschadet hatte.
    Laut stöhnend stemmte sie sich hoch, um gleich darauf loszukreischen, als ein Pfeil nur Zentimeter von ihrem Bauch entfernt in die Erde schoss. Pferde wieherten, das metallische Klirren aufeinandertreffender Schwerter ertönte.
Scheiße, Scheiße, Scheiße!
Um den wild trampelnden Hufen zu entkommen, krabbelte und humpelte sie auf das Fahrzeug zu.
    Gerade als sie es erreichte, spürte sie einen eiskalten Atemzug über ihren Nacken strömen, und dazu ein Schnauben, tief und knurrig … ein Schaudern kroch ihr Rückgrat empor. Ganz langsam drehte sie sich um. Beim Anblick des Dings, das da vor ihr stand, erstarrte sie. Sein aufgerissenes Maul war voller scharfer Zähne und er hatte die sicherlich dreißig Zentimeter langen Klauen ausgestreckt. Die drachenartige Kreatur war kristallen, wie ein riesiger Baum aus Kandiszucker – sie bestand praktisch nur aus Eisscherben, harten Kanten und winzigen schwarzen, dreieckigen Augen. Vor einer Landschaft aus Eisbergen oder Gletschern würde der Dämon unsichtbar sein.
    So lange, bis er dir mit Kiefern, die einem Alligator gehören

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