Thanatos
könnten, den Kopf abbiss.
Wie aus weiter Ferne hörte sie, dass Thanatos ihren Namen rief. Unfähig, die Augen von diesem Ungeheuer abzuwenden, taumelte sie rückwärts, aber es folgte ihr. Seine schuppenbesetzten Füße gruben dabei tiefe Furchen in die Erde. Dann hörte sie das Schnauben, fühlte den Atem aus flüssigem Stickstoff einer zweiten Kreatur in ihrem Rücken. Klirrende Kälte drang in ihr Fleisch. Ihre Nervenenden brannten in weißglühendem Feuer. Schmerz stach mit bösen kleinen Fingern auf sie ein, und sie erschauerte ein ums andere Mal.
Thanatos.
Er versuchte alles, um zu ihr zu gelangen, aber er war verletzt … so viel Blut. Sie machte einen Schritt auf ihn zu – zumindest versuchte sie es. Ihre Beine waren taub, und die Koordination schien sie zusammen mit ihrer Körperwärme verlassen zu haben. Unterkühlung? Ja, es musste Unterkühlung sein, denn als eine der Kreaturen erneut ihren Atem über sie strömen ließ, spürte sie es nicht. Nein, es gab gar keine Kälte mehr. Aber sie war müde. So erschöpft.
Sie blinzelte. Wo war sie? Schreie zerrissen die Luft, grauenvolle, schmerzerfüllte Geräusche. Überall um sie herum schwärmten Schatten über die Eismonster, die so lange kreischten, bis sie explodierten, sodass Eiszapfen wie Schrapnell durch die Luft flogen.
Wo war Thanatos? Ganz egal. Sie wollte nur noch schlafen, und die Erde sah so weich aus …
Die Welt drehte sich, als ihre Beine versagten und sie zu Boden stürzte. Sie wusste nicht, wo sie war, konnte sich nicht einmal mehr an ihren Namen erinnern, aber zumindest war ihr endlich warm.
8
»Regan!«
Thanatos beobachtete hilflos, wie sie stürzte und dann einfach liegen blieb. Er hatte seine Seelen losgelassen, um die Frostdämonen zu zerstören, aber er hatte die Bestien selbst töten wollen. Stattdessen steckte er mitten in einem Kampf gegen Reseph, der in den letzten acht Monaten noch sehr viel mächtiger geworden war.
Reseph – Thanatos hatte immer noch Schwierigkeiten, von ihm als Pestilence zu denken – saß auf Conquest, die eisblauen Augen leuchteten vor Mordlust. Beide Pferde bluteten und hatten tiefe Risswunden, verursacht durch Zähne und Hufe. Than selbst war vom Schwert seines Bruders an der Schläfe verwundet worden, während Reseph unverletzt war.
»Deine Aegi-Hure sieht nicht allzu gut aus«, sagte Pestilence. »Schwangere Miezen sind ja so zerbrechlich. Aber du weißt selbst, wie sehr sie einem zur Last fallen können.«
Thanatos wagte es nicht, ihr zu Hilfe zu kommen. Nicht, solange Pestilence da war. »Was willst du?«
»Ich hatte gehofft, ich könnte deine Frau schänden und deinen Sohn töten, aber du musstest mir natürlich wieder mal den Spaß verderben.«
Die Frage, ob Pestilence von Regans Schwangerschaft gewusst hatte, war damit beantwortet. »Seit wann weißt du es?«
»Dass die Hure einen Braten in der Röhre hat? Sehr viel länger als du.« Pestilence zuckte zusammen. »Autsch. Das muss wehgetan haben, hm?«
Mistkerl. »Wenn du einen von ihnen auch nur anrührst, kann nichts und niemand dich vor mir retten. Und jetzt runter von meiner Insel.«
Pestilence grinste. »Wie du willst, Bruderherz.« Er öffnete ein Tor. »Bis später.«
Das war viel zu leicht gewesen. Pestilence hatte eindeutig etwas vor, aber in diesem Moment war Regan Thans erste Priorität. In der Sekunde, in der Conquest seinen Bruder durch das Tor trug, sprang Than von seinem Hengst und war an Regans Seite.
Er packte sie bei der Schulter und schüttelte sie sanft. »Regan. Kannst du mich hören?« Sie rührte sich nicht, und Angst schnürte ihm die Kehle zu. Ihre für gewöhnlich hellbraune Haut war weiß und eiskalt, die Lippen blau. Die Frostdämonen hatten sie nicht mit ihren Klauen und Zähnen verletzt, aber ihr Atem konnte ein Lebewesen innerhalb von Sekunden in einen festen Eisblock verwandeln.
»Styx. Zu mir.« Der Hengst verwandelte sich mit einem Puffen zu Rauch und ließ sich auf Thans Unterarm nieder, während er Regan aufhob und ein Höllentor zur Notaufnahme des
Underworld General
öffnete, in der totales Chaos herrschte.
Im Krankenhaus wimmelte es nur so von verwundeten Dämonen, so vielen, dass beinahe jeder Quadratzentimeter des vorhandenen Raums von Körpern eingenommen wurde. Vor den Glasschiebetüren, die zu dem unterirdischen Parkplatz führten, warteten weitere Patienten darauf, hereingelassen zu werden. Oh Mann … es mussten an die zweihundert Dämonen auf dem Parkplatz sein, und einige lagen in
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