Thanatos
Thanatos’ Festung gefunden. Regan geht’s gut, aber ich mach mich auf den Weg dorthin, sobald ich kann. Ich werd mal sehen, ob ich ihn nicht doch überzeugen kann, sie mich hierher zurückbringen zu lassen.«
»Was ist mit deiner angeheirateten Familie? Gibt es da etwas Neues?«
Ky nickte. »Der Krieg zwischen geborenen und gewandelten Wargen ist eskaliert. Ihr Rat hat sich aufgelöst, und –«
»Und wieso sollten wir uns für die Probleme der Warge interessieren?«, unterbrach Ian.
»Weil«, erwiderte Val, »ihr Rat genauso alt wie unserer ist. Wenn er zerbricht, kann es auch unserem so ergehen.«
Ian verdrehte die Augen. »Wir sind aber keine Tiere. Wir verfügen über Selbstbeherrschung.«
»Es geht nicht nur darum«, sagte Kynan. »Das beschäftigt uns deshalb, weil sich die geborenen Warge auf Pestilences Seite geschlagen haben. Sie trachten danach, die Apokalypse in Gang zu setzen. Meinem Schwager Con ist es gelungen, die gewandelten Warge zu vereinigen und auf unsere Seite zu ziehen.«
»Dann fängt es jetzt also wirklich an«, murmelte Chad nachdenklich. »Die Unterwelt beginnt damit, sich zu organisieren und Partei zu ergreifen.«
Kynan stützte die Ellbogen auf den Konferenztisch. »Es ist nur eine Frage der Zeit, bis diejenigen, die sich unerkannt in der Welt der Menschen bewegen können, einen Krieg gegen sie anfangen.«
»Das ist keine Frage der Zeit«, sagte Val. »In der letzten Stunde habe ich Dutzende Berichte über organisierte Kräfte erhalten, die auf der ganzen Welt Botschaften, Polizeireviere und militärische Einrichtungen angreifen.«
»Sie werden die Apokalypse noch ohne die verfluchten Reiter in Gang setzen.« Genau das hatten sie befürchtet. Die wahre Apokalypse – sei es die gemäß der Bibel oder die in der Daemonica beschriebene – würde nicht ausgelöst werden, aber das war im Grunde nur eine Formsache. Wenn ihnen Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte des Kriegs zwischen Menschen und Dämonen bevorstanden, würde es sich apokalyptisch genug anfühlen. Kynan erhob sich. »Wir müssen sämtliche Aegis-Zellen kontaktieren und damit beginnen, für den Notfall zusätzlich Leute zu rekrutieren.«
Er tippte auf das Aegis-Symbol auf seinem Handy, und als er es ans Ohr hielt, hörte er Regan, die ihm mitteilte, dass sie sich auf den Weg zum Höllentor bei Thans Festung machen würde. Ihre geflüsterten Worte brachten seinen Puls auf Hochtouren.
Scheiße.
Die Nachricht war alt – ein markerschütternder Schrei außerhalb des Konferenzraums unterbrach seine Gedanken. Eine halbe Sekunde später kamen weitere Schreie und Schüsse hinzu.
»Was ist da los?« Chad sprang von seinem Stuhl auf und riss die Tür auf.
In der nächsten Sekunde legte sich ein Schleier aus Blut vor aller Augen, als Chad zurückzuckte und zu Boden stürzte. Ein Pfeil hatte sein Auge durchbohrt und seinen Hinterkopf zerschmettert. Pestilence kam hereinmarschiert, den Panzer mit Blut, Fleischfetzen und Haaren verschmiert, und als Ian auf ihn losging, wischte der Reiter ihn beiseite, als wäre er eine lästige Fliege.
Außerhalb des Raums eskalierte der Kampflärm. Kynan zog sein
S’teng
und stürzte sich auf Pestilence, doch der große Mann verließ das Zimmer wieder und war in der nächsten Sekunde verschwunden.
»Ian! Zack!« Ky half Ian auf die Beine. »Wir müssen die Kammer der Artefakte beschützen.« Dort lagerten Zehntausende von Gegenständen – historische oder religiöse, einige davon mit magischen oder dämonischen Kräften versehen –, die in den Händen von jemandem wie Pestilence zu verheerenden Waffen werden würden.
Alle drei eilten den Korridor so schnell hinab, wie es die kämpfenden Wächter und Dämonen nur zuließen.
»Sie haben die Gefangenen freigelassen.« Kathy, die Regentin einer der Frankfurter Zellen, fällte einen dürren Hocker-Dämon mit einem Roundhouse-Kick gegen seine Kehle, ehe sie ihm das silberne Ende ihres
S’tengs
in eins seiner drei Augen stieß.
Das erklärte die ganzen wütenden Dämonen um sie herum, von denen sie zahlreiche schon einmal hatten einfangen müssen, nachdem sie zusammen mit den Vampiren, die Regan angegriffen hatten, ihren Zellen entkommen waren.
Ein Cruentus-Dämon, ein grottenhässlicher Unhold, der nur lebte, um zu töten, bog um die Ecke vor ihnen und begann sogleich, schwerfällig auf sie zuzulaufen. Ky und Ian nahmen es mit ihm auf und schlitzten seine skelettartige Brust auf. Seine Klauen schlugen zu und fuhren über Ians Unterleib. Blut
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