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Thanatos

Thanatos

Titel: Thanatos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Ione
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Bücher, Körbe und allerlei Schnickschnack krachten zu Boden. Etwas Metallisches schepperte über die Fliesen. Resephs iPod.
    Thanatos hob ihn auf. Wie kalt sich das glatte schwarze Gehäuse in seiner Hand anfühlte. Reseph hatte das Ding geliebt; das war auch der Grund, warum es in diesem Lederkorb gesteckt hatte – Than hatte es zum Spaß versteckt. Na ja, mehr oder weniger. Reseph hatte sie oft alle in den Wahnsinn getrieben, indem er aus vollem Hals irgendwelche Countrysongs mitgesungen hatte. Sicher, eigentlich hatte er eine tolle Stimme, aber auch ein Reiter konnte nur eine gewisse Anzahl von Stunden dieses näselnde Gejammer ertragen.
    »Was machst du da?« Regans Stimme erklang hinter ihm. Seltsamerweise spielte sein Puls gleich wieder verrückt.
    Thanatos zuckte gleichgültig mit den Achseln, aber sein Körper ließ sich nicht reinlegen, nicht, als er sie in der Tür stehen sah, immer noch in seinem T-Shirt und in einer seiner Jogginghosen, die sie unter ihrem Bauch zugebunden hatte. Keine Frau hatte je seine Kleidung getragen. Bei der Vorstellung, dass sie sowohl in als auch an sich etwas von ihm trug, verwandelte ihn ein seltsam primitiver Instinkt in ein urtümliches, knurriges und besitzergreifendes Wesen.
    »Nichts«, murmelte er und warf den MP3-P layer auf seinen Schreibtisch.
    »›Nichts‹ bedeutet also, Chaos in deiner Bibliothek anzurichten?« Als sie zu seinem Tisch hinüberkam, machten ihre bloßen Füße keinen Laut auf dem Steinfußboden. Sogar hochschwanger hatte ihre selbstbewusste Anmut nichts eingebüßt.
    »Du brauchst Socken.«
    Sie blinzelte. »Was hat das denn mit der chaotischen Bibliothek zu tun?«
    »Nichts, aber ich will nicht, dass deine Füße kalt werden.«
    Ein sanftes Lächeln umspielte ihren Mund. Er wünschte, sie würde das lassen, denn ein solches Lächeln könnte ihn am Ende entwaffnen.
    »Du bist ein seltsamer Mann, Thanatos Reitersmann.« Sie nahm den iPod in die Hand. Als der Bildschirm aufleuchtete, hob sie die Augenbrauen. »Ich hätte nicht gedacht, dass du auf Countrymusik stehst.«
    »Tu ich auch nicht. Reseph steht darauf. Stand darauf. Und du solltest im Bett liegen.«
    »Mir geht’s gut, und wenn ich zu lange liege, tun mir die Hüften weh.« Sie betrachtete erneut den iPod. »Alan Jackson. George Strait. Jimmy Buffett. Conway Twitty. Wow. Nicht eine einzige Rockband.«
    »Reseph war die flatterhafteste Person, die ich je kannte, aber wenn er sich einmal wirklich für etwas interessierte, war er nicht wiederzuerkennen. Dann dachte er an nichts anderes mehr. Er hatte sogar ein paar Lieblings-Countrybars, in die er zum Tanzen ging. Er liebte den Two Step.«
    Regan zog die Nase kraus. »Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass er irgendetwas … Normales tut … oder etwas Nettes.«
    »Auf seltsame Weise war er der Normalste von uns allen. Jedenfalls war er definitiv der Netteste.«
    »Es fällt mir schwer, das zu glauben.« Sie warf ihm einen Blick von der Seite zu. »Du weißt schon, nachdem er mich heute erst umbringen wollte.«
    Wenn er damit Erfolg gehabt hätte … Thanatos mochte es sich nicht einmal vorstellen. Er war mit dem Tod auf eine Weise vertraut wie normale Leute mit ihren Geliebten, aber es war viertausend Jahre her, seit er einen persönlichen Verlust erlitten hatte. Er war sich ziemlich sicher, dass er eher … schlecht darauf reagieren würde.
    »Wenn Reseph deinen Tod gewollt hätte, wärst du jetzt tot«, sagte er mit ausdrucksloser Stimme. »Seine Pfeile gehen nie fehl.«
    »Vielleicht hat das Baby mich beschützt.«
    Than runzelte die Stirn. Daran hatte er gar nicht gedacht. »Das spielt keine Rolle. Wenn du nicht einfach davongelaufen wärst, hätte er keine Gelegenheit gehabt, so etwas zu versuchen.«
    »Na ja, vielleicht hättest du mich nicht kidnappen sollen.«
    »Vielleicht hättest du mich nicht verführen sollen«, schoss er zurück, auch wenn ihm bewusst war, dass sie sich wie zwei zankende Kinder anhörten.
    Regan zog die Unterlippe zwischen die Zähne und blickte auf ihre nackten Füße hinab. »Es tut mir wirklich leid, Thanatos. Ich weiß, du glaubst mir nicht, aber so ist es.«
    Bitterkeit stieg in ihm empor wie Galle. »Ich habe dir bereits gesagt, wie du mich dazu bringen kannst, mir zu glauben. Nachdem du keinerlei Schwierigkeiten hattest, für die Aegis als Hure tätig zu werden, sollte das kein Problem für dich sein.«
    In ihren Augen blitzte Trauer auf, und seine Bitterkeit flog wie ein Bumerang zu ihm zurück

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