Thanatos
würde.
»Mir geht’s gut«, sagte sie. Aber
zehn Tage
? Wie konnte die Zeit nur so schnell vergehen? »Vielleicht könntest du Kynan eine Nachricht übermitteln und ihn wissen lassen, was passiert ist. Das würde ich wirklich sehr zu schätzen wissen.«
Shade nickte. »Irgendwelche medizinischen Probleme? Ist die Schwangerschaft normal verlaufen?«
»Es gab einen kleinen Vorfall zu Beginn des sechsten Monats. Ich hatte Krämpfe und habe ein wenig Blut verloren.« Als sie aus dem Augenwinkel sah, dass sich Than versteifte, fügte sie rasch hinzu: »Alles in Ordnung. Die Ärzte vermuteten eine Placenta accreta, aber der Ultraschall hat nichts Auffälliges gezeigt.«
»Was ist das?«, fragte Than.
Shade runzelte die Stirn. »Dabei verwächst die Plazenta mit der Gebärmutterwand. Manchmal ist eine Operation nötig, nachdem das Baby geboren wurde, um sie zu entfernen.« Shade erhob sich. »Wurde dir eine spezielle Behandlung verordnet?«
»Ich sollte eine Weile Bettruhe halten, aber nur als Vorsichtsmaßnahme.«
»Okay«, sagte Shade. »Nachdem es nicht viel gibt, was ich hier tun kann, empfehle ich dir Ruhe. Iss etwas. Und ruf mich an, wenn du irgendwas brauchst. Ich werde Eidolon herschicken, sobald er ein wenig Zeit hat.« Er schlang sich die Erste-Hilfe-Tasche über die Schulter, aber ehe er gehen konnte, hörte sie sich zu ihrer eigenen Verwunderung seinen Namen rufen.
»Shade, warte.« Als er an der Tür stehen blieb, kaute sie auf ihrer Unterlippe.
Sie war es nicht gewohnt, Konversation mit Dämonen zu machen. Außerdem waren Shade und seine Brüder zu der Zeit, als sie Shade vor ein paar Jahren in Ägypten zum ersten Mal getroffen hatte, ziemlich feindselige Mistkerle gewesen, die nicht den mindesten Respekt für die Aegis gezeigt hatten. Sie hatten einander wohl auf dem falschen Fuß erwischt.
»Ist sonst noch was?«, fragte Shade schließlich.
»Na ja. Ähm … danke.«
Shade stieß ein Grunzen aus. »Na so was. Ein Danke von einer Jägerin. Jetzt weiß ich, dass die Apokalypse wirklich da ist.«
»Ich nehm’s zurück«, murmelte sie und ließ sich in ihr Kissen zurückfallen, während er hinausmarschierte, ohne sich die geringste Mühe zu geben, sein Lachen zu unterdrücken. Thanatos folgte ihm, sodass sie allein zurückblieb.
Normalerweise wäre sie dankbar. Sie hatte sich immer schon in ihrer eigenen Gesellschaft wohlgefühlt. Aber aus irgendeinem Grund wollte sie jetzt nicht allein sein. Was sie wollte, war, nach Hause zu gehen. In das einzige Heim zurückzukehren, das sie kannte: die Aegis.
Thanatos folgte Shade aus dem Zimmer und hielt ihn auf, als sie die große Halle erreichten. »Sag mir die Wahrheit, Dämon.«
Shades Miene gab nichts preis. »Wie kommst du auf die Idee, dass ich gelogen hätte?«
»Ich glaube nicht, dass du gelogen hast, aber ich glaube, du hast etwas ausgelassen.« Than lächelte grimmig. »Mein Geschäft ist der Tod, und ich konnte deine Angst um Regan fühlen.«
»Ich bin Sanitäter«, erwiderte Shade, während er die Tasche auf seiner Schulter zurechtrückte, »und kein Arzt. Du brauchst Eidolon.«
»Tja, aber offensichtlich kann er augenblicklich nicht hier sein, also hör mit diesem Sanitätergequatsche auf. Du weißt mehr über Medizin als die meisten menschlichen Ärzte. Also raus mit der Sprache.«
Schatten flackerten in Shades Augen auf, und Than fragte sich, über welche Gaben dieser Seminus-Dämon wohl verfügen mochte. »Das Baby ist vollständig ausgeformt und bereit für die Geburt, aber es ist sehr groß. Das könnte zu einer schweren Geburt führen, vor allem nach ihren vorherigen Problemen. Dazu kommt die Tatsache, dass medizinischer Beistand offenbar unmöglich ist, solange niemand sie berühren kann.«
Frauen brachten seit Anbeginn der Zeit Kinder zur Welt. Auch wenn Thanatos wusste, wie gefährlich das sein konnte, versuchte er sich selbst mit der Tatsache zu trösten, dass Frauen für die Fortpflanzung geschaffen waren und es nichts Natürlicheres gab, als ein Baby zu bekommen.
»Wenn man sie berühren könnte, was würde ein menschlicher Arzt in dieser Situation tun?«
Shade zuckte mit den Schultern. »Sie genau überwachen. Vermutlich würde er jetzt schon die Wehen einleiten, um zu verhindern, dass das Kind noch weiter wächst. Vielleicht einen Kaiserschnitt vornehmen, um auf der sicheren Seite zu sein.« Wieder zuckte er mit den Schultern. »Ich bin allerdings sicher nicht auf dem neuesten Stand, was menschliche Geburtskunde
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