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Thanatos

Thanatos

Titel: Thanatos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Ione
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wenn er älter wurde und erfuhr, was sie getan hatte? Er würde sie hassen. Er würde sie ablehnen. Eine schreckliche Angst bemächtigte sich ihrer, und sie musste sich zwingen, mit normaler Stimme weiterzusprechen. »Vertrau mir, der Plan mit Gem und Ky ist für alle das Beste.«
    »Ist er das?«
    »Ja, ich –«
    Reaver hob die Hand; eine ebenso einfache wie eindrucksvolle Geste, die sie augenblicklich zum Schweigen brachte. »Ich kenne sämtliche Argumente. Ich weiß, dass der Grund für den Entschluss, das Kind Ky und Gem zu überlassen, der war, es vor Feinden verborgen zu halten. Aber ich kenne auch Thanatos. Er lässt die Sache bestimmt nicht einfach auf sich beruhen.«
    Toll. Einfach toll. Sie wusste nicht, was sie darauf sagen sollte, aber wie sich herausstellte, musste sie gar nichts sagen. Reaver begab sich zur Tür.
    »Pass gut auf dich auf, Regan. Und … geh behutsam mit Thanatos um.«
    »Behutsam?« Und schon wieder stand ihr der Mund offen. »Er ist ein fünftausend Jahre alter Krieger namens Death. Ich kann mir niemanden vorstellen, der es weniger nötig hat, mit Samthandschuhen angefasst zu werden.«
    Reavers Mundwinkel hoben sich zu einem leisen Lächeln. »Von allen Reitern bedarf er dessen am meisten.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Du wirst es noch verstehen.« Er öffnete die Tür. »Sei vorsichtig.«
    Sei vorsichtig.
Sie lebte bei einem Mann namens Death, dessen böser Bruder Pestilence versuchte, sie umzubringen. Die Aegis wurde angegriffen, und man könnte mit Fug und Recht sagen, dass auf deren Mitglieder allesamt ein Kopfgeld ausgesetzt war. Da konnte sie so vorsichtig sein wie möglich, aber Sicherheit würde auf absehbare Zeit ein reiner Wunschtraum für sie bleiben.
    Alles ging in die Brüche. Ihre Freunde waren tot, in ihr wüteten Schuldgefühle über das, was sie Thanatos angetan hatte, und jetzt, wo Pestilence wusste, dass sie schwanger war, schwebte ihr Kind in schrecklicher Gefahr. Regan holte tief Luft und bemühte sich, nicht zu hyperventilieren.
    Völlig umsonst.
    Sie sprang durch das Zimmer wie ein wild gewordener Flummi, während sie versuchte, sich auf irgendetwas zu konzentrieren, um ihre rasenden Gedanken zu beruhigen. Als ihr Blick auf eine durcheinanderliegende Sammlung von Zinnsoldaten auf Thans Kommode fiel, entsprang dieser Konzentration ein Plan.
    Sie machte sich über die kleinen Soldaten her wie eine Katze über eine Schar Hühner.
    »Sie sind alle durcheinander«, flüsterte sie, während sie die Spielsoldaten in Dreiergruppen sortierte, alle jeweils genau mit drei Zentimetern Abstand voneinander. Als Nächstes fiel sie über den Kleiderschrank her, wo sie Thans Kleidung nach Farben sortierte … was ziemlich einfach war, da das meiste in Schwarz war. Sie positionierte die Kleiderbügel so, dass sie genau den gleichen Abstand zueinander hatten, dann stellte sie Stiefel, Laufschuhe und Flip-Flops in Reih und Glied auf den Schrankboden.
    Das Bett. Das Bett stand nicht in der Mitte des Zimmers. Außerdem wies es in die falsche Richtung. Das Kopfende sollte unter dem Fenster stehen.
    Sie schob eine Weile daran herum, aber das Ding musste wohl aus soliden Holzstämmen bestehen. Also marschierte sie zur Tür, riss sie auf, und wie erwartet stand nur wenige Meter entfernt ein Vampir Wache.
    »Wie heißt du?«
    »Peter.«
    »Peter?« Sollte das etwa ein gruseliger Vampirname sein? Sein Akzent – russisch, vermutete sie – war weitaus unheimlicher als sein Name. Genauso wie sein mit Pomade zurückgekämmtes blondes Haar. Aber das spielte ja jetzt keine Rolle. »Ich brauche deine Hilfe«, sagte sie kurz angebunden.
    »Ich kann Thanatos holen.«
    »Ich brauche nur Hilfe beim Verschieben des Betts.«
    Er sah sie an, als ob sie verrückt geworden wäre, aber er schob das Riesending dorthin, wo sie es haben wollte. »Die Kommode auch. Die muss zehn Zentimeter nach rechts.« Sie erntete einen weiteren Die-spinnt-wohl-Blick, aber er verrückte die Kommode.
    Sobald er fertig war, rannte er in Richtung Tür los. Er bewegte sich schnell, zu schnell für sie. Sie konnte ihm nicht ausweichen, als sein Arm auf seinem Weg gegen ihre Schulter stieß. Im nächsten Augenblick segelte er schon durch die Luft. Zumindest bis zur nächsten Wand, die seinen Flug unsanft unterbrach, sodass er am Ende als Häufchen Elend auf dem Boden lag.
    »Oh, Mist.« Regan trat zu ihm. »Tut mir leid. Das ist den anderen Vampiren nicht passiert.«
    Peter kam mit gefletschten Fängen wieder auf die Beine.

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